Aug um Aug

"Aug um Aug, Zahn um Zahn" lautet das am meisten missverstandene Wort der Bibel. Wer es als Anordnung zur Vergeltung liest, hat es nicht verstanden.
Die Zeit, in der diese Formulierung entstand, war geprägt von der Blutrache. Wer damals einem Menschen etwa ein Auge ausgestochen hatte, musste damit rechnen, von dessen Verwandten getötet zu werden. Dagegen wendet sich die Bibel. Nicht Leben für Auge! Nur derselbe Leibschaden darf einem entsprechenden Täter zugefügt werden. Es geht letztlich um die Eindämmung einer unkontrollierten Rachevorstellung.

Deshalb widerspricht Jesus diesem Gebot auch nicht einfach (Matthäus 5,38-48). Er sagt nicht: In der Schrift steht, Du sollst Vergeltung üben. Ich aber sage euch, vergebt einander. Letztlich sagt er: Es heißt, Du sollst keine überzogene Vergeltung üben. Ich aber sage Dir, geh einfach noch einen Schritt weiter und übe gar keine Vergeltung.
Jesus hebt das Gebot nicht auf. Er überführt das, was einst wichtig war, in seine Gegenwart. Nichts anderes müssen auch wir tun.