Schubladen

"Ich kenne Dich, Du brauchst mir überhaupt nichts zu erzählen!" Mit solchen Sätzen fangen gemeinhin Gespräche an, die eigentlich schon zu Ende sind noch ehe sie begonnen haben. Nichts ist tödlicher für ein Gespräch, als die Überzeugung, dass mein Gegenüber mir sowieso nichts Neues mitzuteilen hat.
Auch Jesus hat das erfahren. Als er nach einiger Zeit wieder nach Hause kam, hieß es: "Was will denn der? Das ist doch der Sohn des Zimmermanns. Den kennen wir doch!" (Markus 6,3). Auch Jesus hatte man in eine Schublade gesteckt.

Wo aber Menschen daran gehindert werden, sich zu ändern und zu entfalten, dort stirbt am Ende immer etwas ab. In Jesus etwa starb die Beziehung zu seiner Heimat. Zwischen ihm und den Menschen dort konnte sich nichts mehr ereignen. Er konnte dort kein Wunder tun.
Und wo Menschen heute auf Rollen fixiert werden, ist genauso immer etwas am Sterben: die Freundschaft, die Partnerschaft, die Liebe...
Lebendige Beziehungen lassen sich eben nicht in Schubladen sortieren. Leben ist Veränderung, ist Bewegung. Und lebendige Beziehungen wollen deshalb auch jeden Tag neu entdeckt werden.