Das Haus der Geheilten

Es war einmal ein König, der baute ein Krankenhaus für alle seine Untertanen. Bald schon berichtete man von großen Heilungen und zeigte die Geheilten überall herum. Und allmählich gewann man den Eindruck als gäbe es in diesem Haus nur Geheilte. Die Patienten aber gewöhnten sich so sehr an das Gerede, dass sie immer mehr so taten, als wären auch sie schon geheilt. Jeder begann so gut es ging, seine Gebrechen zu verstecken. Diejenigen aber die ihre Wunden nicht verbergen konnten, packten nach und nach ihre Koffer und zogen aus dem Haus aus.

Dabei hatte der König das Haus für die Kranken gebaut! So wie Jesus gekommen ist, um Sünder zu rufen (Matthäus 9,13) und sie zu heilen. Seine Kirche aber scheint immer mehr ein Ort zu sein, an dem man auf schuldig gewordene herabschaut und Gescheiterte, Entwurzelte, Wiederverheiratete kaum einen Platz haben. Ein Krankenhaus aber, das nur noch Gesunde aufnimmt, nützt niemandem und darf sich nicht wundern, wenn es geschlossen wird - vor allem, wenn die angeblich Gesunden darin, ihre Fehler nur besser verbergen können als die anderen...