Lichtblick im Alltag

Ein Gedanke für Menschen von heute


Säulensteher

Auf eine Säule ist er geklettert, weil er Gott ganz nahe sein wollte. Und dort hat er dann mehrere Jahre zugebracht, den ganzen Rest seines Lebens – oben auf dem Stumpf einer Säule. So glaubte er Gott am besten dienen zu können: weg von den Menschen, nahe bei Gott und nichts anderes im Sinn als zu beten.
Er wurde als Heiliger verehrt, dieser Simeon der Säulensteher, der im 5. Jahrhundert gelebt hatte. Solch ein Leben erregt natürlich Aufsehen und ist bemerkenswert. Trotzdem bleibt die Frage, ob er Jesus da nicht mächtig missverstanden hat.

Ein Gott, der Mensch wird, der selber in diese Welt hineinsteigt und sogar ein Handwerk erlernt, solch ein Gott predigt keine Weltflucht.
Wer diesen Gott sucht, der findet ihn deshalb auch nicht, indem er aus der Welt auszieht. Man findet ihn am ehesten in dieser Welt: im Gesicht eines Kindes, in den Augen seines Partners, in den Menschen, die mich brauchen.
Gott zu folgen, heißt deshalb alles andere, als sich von der Welt und den Menschen zurückzuziehen. Gott zu folgen heißt, diese Welt nach seinem Vorbild zu gestalten.