Gottes Enttäuschung

"Da sie bedrängt sind, ersehnen sie mich." So übersetzt Martin Buber den letzten Satz des 5. Kapitels aus dem Hoseabuch. Gottes ganze Enttäuschung schwingt hier mit. Nur wenn sie bedrängt sind, erinnern sich Menschen an Gott. Und dann gehen sie zu ihm, wohl wissend, dass er höchstens zwei, drei Tage zürnt und dann wieder alles in Ordnung ist.
So beschreibt es der Prophet. Und er bringt Gottes ganze Verletzung zum Ausdruck: "Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht."

In ihrer Betroffenheit bringen Menschen dann ein paar Opfer mehr, gehen ein wenig häufiger zum Gottesdienst, beugen sich etwas tiefer und knien ein wenig länger. Als ob es Gott darauf ankäme!
"Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer." sagt Gott selbst. Und dieses Wort Gotteserkenntnis meint soviel wie "Gott inne werden", wirklich zu begreifen, wer dieser Gott für uns ist und es im Umgang mit unseren Mitmenschen ihm gleichzutun. Barmherzigkeit also will Gott - so bringt es Jesus auf den Punkt.