Lichtblick im Alltag
Ein Gedanke für Menschen von heute
Selbstverstümmelung
Es war einmal ein Mann, der hatte von einer Stadt gehört, in der alle Menschen wirklich nach dem Evangelium leben. Als er sie gefunden hatte, war er mehr als überrascht, dass alle Menschen, die ihm begegneten, verstümmelt waren. Ihnen fehlte ein Auge, eine Hand, ein Fuß. Niemand war wirklich unversehrt. "Das haben wir selbst getan!" gab man ihm stolz zur Antwort. "Denn so haben wir es im Evangelium gelesen: wenn dich Auge, Hand oder Fuß zum Bösen verleiten, dann reiß sie heraus und hacke sie ab!" (Markus 9,43-48)
Das kann es ja nicht sein! Jeder und jede, die ein wenig Ahnung von der Ausdrucksweise der Orientalen haben, kennt dieses bildhafte Sprechen und weiß, dass es bei Fuß nicht um den Fuß geht, sondern um das, was man mit ihm macht; und bei Hand um das, was Hände alles anstellen können; und dass das Auge nicht das Auge meint, sondern das, was ich sehe und vor allem wie ich es ansehe. All das aber, was anderen das Leben schwer macht, das muss wirklich herausgerissen werden, muss aus unserem Leben verschwinden: damit Leben gelingt.