Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


Neujahr

Liebe Schwestern und Brüder,

ein Neues Jahr hat begonnen, und damit eine Fülle von Erwartungen und Hoffnungen. Überall können Sie in diesen Tagen davon lesen. Da geht es darum, was dieses Jahr wohl bringen wird. Da finden sie eher unseriöse Horoskope und Prophezeiungen und genauso fundierte Prognosen für Politik und Wirtschaft.

Und sie finden immer wieder, eigentlich allem voran, die Frage nach dem berühmten Wachstum. Wie viel Wachstum können wir dieses Jahr erwarten, wie viele Prozentpunkte kann unsere Wirtschaft zulegen. Denn danach richtet sich unser Wohlstand, davon hängt die Entwicklung in unserem Land, das Vorwärtskommen unserer ganzen Gesellschaft ab.

Von fast 3 % Wachstum wird da geträumt. Fast 3 % sollen es sein, die wir in diesem Jahr zulegen können. Davon träumt man in Politik und Wirtschaft.

Ich möchte mich diesem Traum anschließen. Ich möchte mitträumen, auch von diesen 3 % träumen.

3 % sind nicht viel, gerade mal 3 Pfennig von einer Mark. Aber wenn wir überall, überall wo es uns gut tut, solche 3 % zulegen würden, das wäre ein Jahr...

Stellen Sie sich einmal vor: in diesem Jahr - 3 % mehr Liebe zur Wahrheit, 3 % mehr Offenheit zueinander.

Und dann 3 % mehr Ruhe - vor allem Ruhe vor Gewalt. Wie schön wäre das für unsere Familien, in den Schulen und in den Betrieben:

3 %, das wären immerhin fast 11 Tage im Jahr. Die, richtig verteilt auf wirklich entscheidende Tage: Es wäre mehr Sonne im Leben und unter uns Menschen. Elf Tage Sonne genügen oft sogar für 354 Tage Kälte.

Und dann steigern wir unsere Zuverlässigkeit wenigstens um 3 %, unser Verantwortungsgefühl, beim Autofahren: Es könnte ein Leben retten. 3 % langsamer bei 80 Stundenkilometer, das bedeutet einen Bremsweg, der 1,5 Meter kürzer ist.

Das wäre ein Jahr: 3 % in allem positiver, gläubiger, liebender, froher und zufriedener. Es wäre ein schönes Jahr. 3 % zum Guten - das müsste eigentlich drin sein - gebe es Gott!

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(nach einer Idee von Albert Vetter,
gehalten am 1. Januar 2001 in der Pauluskirche, Bruchsal)