Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


1. November - Hochfest Allerheiligen (1 Joh 3,1-3)

Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich, so wie Er heilig ist. (1 Joh 3,1-3)

"Selbst ist der Mann", heißt ein Buch, das bei meinem Vater im Regal steht.

Als Kind hat es mich ungeheuer fasziniert. Es ist ein uralter Schinken, der Anleitungen enthält, alles Mögliche selber herzustellen: angefangen von Vogelhäusern und Puppenmöbeln, bis hin zu ganzen Wohnungseinrichtungen mit Tisch und Stühlen, ja sogar richtigen Schränken.

Und faszinierend an diesem Buch war, dass alles ganz nachvollziehbar dargestellt wurde und eigentlich auch ganz einfach schien.

Liebe Schwestern und Brüder,

Selbst ist der Mann und selbst ist die Frau - diesen Titel möchte ich beinahe über die heutige Lesung schreiben. Die klingt ja auf den ersten Blick im Grunde genauso wie eine Anleitung, um es selber zu machen.

Wenn es da heißt: "Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich", dann klingt das ja wie eine Anleitung, um heilig zu werden. Wenn man sich heiligen will, dann muss man lediglich das eine tun: Es von Christus erhoffen!

Natürlich können Sie jetzt in fast jedem Kommentar zu dieser Stelle ausgiebig lesen, dass dies selbstverständlich nicht dahingehend missverstanden werden darf, als dass man sich selbst heilig machen könne. Aber das versteht sich ja von selbst. Das sagt ja schon der Text, wenn man ihn genau anschaut. Man heiligt sich, indem man es sich von Christus erhofft; das macht man nicht selbst. Christus ist derjenige, der es am Ende tut.

Nichtsdestoweniger sagt uns diese Anleitung genau das Gleiche wie die Anleitungen, die ich in dem alten Buch meines Vaters gefunden habe: Es ist nämlich im Grunde ganz einfach. Man muss gar keine großen Klimmzüge unternehmen, man muss eigentlich gar nicht viel dafür tun. Heilig wird man ganz einfach dadurch, dass man zu Christus gehört, es von Christus, von Gott selbst geschenkt bekommt, indem man Anteil erhält an Gottes Heiligkeit. Denn Gott ist der Heilige, und wer zu ihm gehört, erhält ganz einfach Teil an ihm - so wie man an einer Familie Anteil hat, wenn man in sie aufgenommen wird.

Sich heiligen, heilig werden, das tut man ganz einfach, indem man sich an Christus hält - und an keinen andern.

Und das betone ich heute, am Festtag Allerheiligen ganz besonders. Alles andere - dass wir in den Heiligen eine unübersehbare Schar an Fürsprechern haben, dass sie unsere Vorbilder sind und dass wir uns an ihnen auf dem Weg zu Gott orientieren sollen - all dies hören Sie in den Texten und den Liedern der heutigen Liturgie oft genug. Und Sie hören es mitunter so oft, dass das eine Zentrale, das eigentlich Bedeutende, dass das wirklich Entscheidende dabei vielleicht hintanrutschen könnte. Das nämlich: dass Heiligkeit nicht erworben wird, dass sie nichts anderes ist, als Anteil zu haben an diesem Gott, der der Heilige ist und zu dem wir durch den Glauben gehören - und zwar alle, so wie Sie hier sitzen.

Demnach ist er natürlich völlig falsch, jener Titel "Selbst ist die Frau" oder "Selbst ist der Mann", wenn es darum geht, heilig zu werden. Man kann sich zum Kind Gottes nicht machen, man kann sich dies auch nicht verdienen, Kind Gottes ist man, weil man zum Vater gehört. Aber eines stimmt dennoch als Parallele zu jenem alten Buch. Eines ist durchaus richtig: Es ist nämlich im Grunde ganz einfach!

Heilig zu werden ist im Grunde ganz leicht. Der 1. Johannesbrief sagt es ganz deutlich: Man muss es nämlich lediglich von ihm erhoffen.

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(gehalten am 1. November 2008 in den Kirchen der Pfarrei St. Peter, Bruchsal)