Predigten aus der Praxis
Ansprachen für Sonn- und Festtage
Fasnachtssonntag =
8. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A (Mt 6,24-34 mit 1 Kor 4,1-5)
Brüder! Als Diener Christi soll man uns betrachten und als Verwalter von Geheimnissen Gottes. Von Verwaltern aber verlangt man, dass sie sich treu erweisen. Mir macht es allerdings nichts aus, wenn ihr oder ein menschliches Gericht mich zur Verantwortung zieht, ich urteile auch nicht über mich selbst. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, doch bin ich dadurch noch nicht gerecht gesprochen; der Herr ist es, der mich zur Rechenschaft zieht. Richtet also nicht vor der Zeit; wartet, bis der Herr kommt, der das im Dunkeln Verborgene ans Licht bringen und die Absichten der Herzen aufdecken wird. Dann wird jeder sein Lob von Gott erhalten. (1 Kor 4,1-5)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage. (Mt 6,24-34)
Umfrageergebnisse bestimmen heute
wer denn in der Gunst der Leute
weit hinten oder ganz vorne rangiert
und deshalb werden engagiert
immer neue Umfragen gestartet.
Wer aber von so etwas erwartet,
auf den ersten Positionen
tatsächlich dann jene Personen,
zu finden, die am wichtigsten sind,
ist wohl wirklich auf zwei Augen blind.
Sie können das sehr leicht testen,
ganz vorne landen ganz selten die besten.
Was ein Mensch leistet oder ob er brillant
seine Aufgabe erfüllt, ist kaum relevant.
Es geht doch darum ob jemand charmant,
ja, ob er beliebt ist oder bekannt.
Wie es um die Qualität seiner Arbeit steht,
erfährt man nicht, wenn man nach Umfragen geht.
Weit unsicherer als Online-Banking
ist letztlich doch jedes Umfrage-Ranking.
Daher darf man nicht auf die Beliebtheit schauen,
wenn man wissen will ob Männer oder Frauen
halt ihre Arbeit machen - wie eben die meisten -
oder nun doch wirklich besonderes leisten.
Dazu braucht man Kriterien die etwas taugen
und nach denen muss man mit wachen Augen
die tatsächlichen Leistungen betrachten.
Dabei sollte man vielleicht ein Kriterium beachten,
das immer schon gut war und es auch bleibt,
von dem Paulus schon den Korinthern schreibt.
Den Verwalter er nämlich preist,
der sich im Dienst als treu erweist.
Er spricht also von zweierlei Sachen,
die einen Menschen bedeutend machen:
Er muss seine Arbeit immer aufs Neue
verrichten in wirklich großer Treue
und es darf ihm dabei nicht um Herrschaft gehen.
Er muss seinen Einsatz als Dienst verstehen.
Unser Wort "Minister" - das ist wichtig hier sehr -
bedeutet letztlich vom Wortsinne her
ja auch nichts anderes als das Wort "Diener" meint,
wie's im Begriff "Staatsdiener" sogar noch erscheint.
Dem Staat zu dienen, heißt aber nicht
gegenüber Herrschern und Mächtigen seine Pflicht
zu tun, wie das früher vielleicht einmal war.
Bei uns ist doch eigentlich sonnenklar,
dass der Staat letztlich wir alle sind -
so lernt das in einer Demokratie jedes Kind.
Deshalb ist auch der Inhalt allen Tuns
eines Ministers letztlich der Dienst an uns.
Auch die Verfassung sagt worum es hier geht:
dass man in Verantwortung vor den Menschen steht.
Sie sagt dabei aber noch ein wenig mehr,
vor Gott steht man nämlich ebenso sehr.
Wer sich im Dienst vor beiden hat hervorgetan,
den allein man wirklich groß nennen kann.
Dann schauen wir doch einmal genauer hin,
wonach unseren Politikern steht der Sinn.
Gut, das stimmt in jedem Falle,
Menschen dienen sie ausnahmslos alle.
Nur leider dienen sie nicht,
wie es letztlich wäre ihre Pflicht,
allen in der gleichen Weise.
Manche bedienen bestimmte Kreise
mit ganz besonderer Aufmerksamkeit,
um nicht zu sagen mit Dreistigkeit.
Die einen bedienen das Hotelgewerbe
oder schlagen in die gleiche Kerbe,
was Steuergeschenke an die Industrie
oder die Vermögenden angeht, die fast nie
wirklich zur Kasse gebeten werden.
Denn so war das schon immer hier auf Erden:
es wäscht die eine eben die andere Hand,
ganz gleich ob im Bund oder im Land.
Letztlich jubeln fast immer die gleichen,
die nämlich, die schon viel haben, eben die Reichen.
Ach so, und auch die Bildzeitung jubelt ab und an,
wie sie es kürzlich erst hat getan,
als von zu Guttenbergs Stephanie
mit einer gewaltigen Publicity
ihren Mann nach Kundus begleitet hat.
Ein Mediencoup war das, in der Tat.
Früher hätte man das Propaganda genannt.
Und offenbar ist noch heute bekannt,
wie man bei Soldaten Begeisterung weckt
und gleichzeitig unangenehme Wahrheiten versteckt.
Jetzt müsste sie am Ende doch
eigentlich nur singend noch
unter einer Laterne stehn
wie einst Lili Marlen.
Was würde Christus wohl dazu sagen,
der uns vor gar nicht allzuviel Tagen
beim Christfest den Frieden ans Herz gelegt hat.
Und hier sterben Menschen: Zivilist wie Soldat!
Da können Guttenberg und Konsorten
mit noch so vielen schönen Worten,
von bedeutendem Einsatz sprechen und unserer Pflicht.
Was man dort letztlich soll, wissen die doch selber nicht.
Mich lässt solch Augenwischerei nicht ruhn,
Mit Verteidigung hat das doch gar nichts zu tun.
Trotz seiner Umfragewerte, liebe Geschwister,
dieser Kerl ist schlicht und ergreifend Kriegsminister!
Ich bin mal gespannt wie lange es noch geht,
bis die Bevölkerung auch hier aufsteht
und die Massen auf die Straße gehen,
so wie es ja jüngst bei den Castoren geschehen.
Ob diese Laufzeitverlängerung notwendig war
bei der doch hinlänglich bekannten Gefahr,
die von solchen Kraftwerken für uns alle ausgeht?
Damit man mich ja auch richtig versteht:
Ich finde es wichtig, dass man um Konzepte ringt
was man hier jedoch als großen Wurf besingt -
ob ich das alles so glauben darf richtig...
Die Lobbyarbeit war hier doch viel zu durchsichtig.
Vor allem, weil ja immer noch nicht geklärt worden ist,
wohin man denn mit dem strahlenden Mist,
der da tagtäglich anfällt, am Ende blos hin soll.
Sind denn alle Verantwortlichen letztlich toll?
Leute, hört doch auf einen Müll zu produzieren,
an dem noch die Urenkel sterben und deren Tiere krepieren.
Bei solch einer Politik wird mir fast schlecht!
Das ist vor Gott und den Menschen nicht recht.
Wie schlecht Politiker letztlich aussehen,
wenn dann wirklich Katastrophen geschehen,
das musste der amerikanische Präsident erfahren.
Nichts mehr vom Glanz von vor einigen Jahren!
Selbst dem mächtigsten Mann der Welt
hilft weder Macht noch Einsatz von Geld,
wenn am Meeresgrund das Öl ungestillt
über Monate hinweg ins Wasser quillt.
Momentan gelingt Obama ja gar nichts mehr.
Wobei das ja nicht das erste Mal wär,
dass da einer zunächst als Messias erschien
und am Ende schrieen alle: Kreuziget ihn!
Das kann - da brauchen wir nicht diskutieren
unserem Mappus in Stuttgart gar nicht passieren,
unserem Ministerpräsidenten, dem alten,
denn den hat noch keiner für den Messias gehalten.
Auch sind dessen Probleme anderer Natur.
Hätte man in Stuttgart nicht so stur
ein Bahnhofsprojekt durchgedrückt,
das eben nicht in allen Punkten entzückt,
hätte man Alternativen einbezogen,
dann fühlten sich die Menschen nicht so betrogen.
Es gibt halt doch noch so viele offen Fragen,
das muss man nach der Schlichtung sehr deutlich sagen.
Dass da Menschen mit Transparenten ausrücken
und vehement ihre Wut ausdrücken -
ich kann das am Ende ganz gut verstehen,
wenn Bürger hier auf die Straße gehen.
Solche Wut aber muss man beizeiten ausdrücken
und nicht erst, wenn dann die Bagger anrücken.
Das gilt auch für Entwicklungen, die uns bevorstehen:
Schauen Sie nur, wie es uns 2015 wird gehen.
Die sechs Gemeinden im Stadtzentrum
kämen dann nämlich nicht mehr drum 'rum,
sich einen einzigen Pfarrer zu teilen.
Dass bei solch schockierenden Zeilen
die Katholiken der Stadt bleiben so still,
ist etwas, was ich nicht verstehen will.
Wahrscheinlich wird man sich erst zu Protesten entschließen,
wenn man auch hier beginnt die ersten Kirchen zu schließen.
Dabei müsste jetzt etwas geschehen,
jetzt müssten die Massen dagegen aufstehen
und in Scharen nach Freiburg ziehen,
um den Bischof wirklich zu beknieen,
so etwas nicht mehr zu favorisieren.
Man müsste dafür demonstrieren,
endlich die Zugangswege zum Amt zu reformieren.
Sonst werden wir lebendige Gemeinden verlieren.
Doch niemand fährt jetzt nach Freiburg hin.
Wenn der Papst dann kommt, dann werden sie ziehn,
zu Hunderttausenden werden sie sich formieren
und in Freiburg beim Papstbesuch jubilieren.
Bei solchen Events quetscht man sich bis zum geht nicht mehr
aber in den Gottesdiensten vor Ort - wie oft ist es da leer.
Ich bitte es mir nachzusehen,
denn ich kann absolut nicht verstehen
diesen Hype um einen Stellvertreter,
wo der Chef selbst jeden Sonntag weilt in St. Peter.
Hier ist Christus gegenwärtig im Sakrament.
Deshalb fordern wir übrigens - nur konsequent,
dass am Sonntag die Hauptgottesdienstzeit
von anderen Veranstaltungen sei befreit,
wie es ausdrücklich auch im Gesetz drin steht.
Und daran wirklich kein Weg vorbeigeht.
Das mag manchen Vereinen nicht wirklich gefallen
und ist sicherlich auch nicht im Sinne von allen.
Noch ist es im Südwesten aber so geregelt,
weil es christliche Kultur widerspiegelt.
Und wenn wir eine christliche Gesellschaft wollen,
dann muss man ihr auch diesen Respekt zollen.
Ich nämlich will mich noch nicht daran gewöhnen,
dass an Fronleichnam bei uns die Bohrhämmer dröhnen!
Frau Oberbürgermeisterin, Sie bitte ich,
machen Sie es zur Chefsache sich,
dass Veranstaltungen in Bruchsal erst zu der Frist
beginnen, wenn der Hauptgottesdienst zu Ende ist.
Das liegt nämlich nicht in der Verwaltung Belieben,
noch steht das so im Gesetz geschrieben.
Und um elf Uhr ist hier kein Hauptgottesdienst vorbei -
ob bei Katholiken oder Protestanten - ganz einerlei.
Hauptgottesdienstzeit ist nicht zwischen neun und elf.
In Bruchsal geht die schon lang von zehn bis zwölf!
Angela Merkel sagte letzthin zu allen und jeden.
Lasst uns wieder über das Christentum reden!
Nicht reden, liebe Frau Kanzlerin,
reden macht hier absolut keinen Sinn!
Um dem Christsein bei uns wieder Gewicht zu geben,
hilft doch nur eines: Wir müssen es leben.
Es reicht nicht, dass wir uns Christen nennen
und noch ein paar nette Bräuche kennen.
Christus muss wieder Gewicht erhalten;
und zwar bei allen - nicht nur den Alten.
Erst wenn wir wirklich unter uns umsetzen,
bis hin zu den staatlichen Gesetzen,
was uns Christus gewiesen hat,
dann sehe ich - in der Tat -
voll Ruhe und voll Zuversicht
in eine Zukunft von strahlendem Licht.
Macht euch alle doch keine Sorgen,
weder um heute noch um Morgen,
so hat er selbst jenen versprochen,
die dann tatsächlich aufgebrochen
sind, um zu folgen den Spuren des Herrn.
Gehen deshalb auch wir - und das gern -
hinter Christus her in die vor uns liegende Zeit,
denn er öffnet uns selbst die Ewigkeit.
Wo wir im Sinne Gottes walten,
wird er uns in seiner Hand halten.
So halten wir ihm die Treue gerade jetzt
und vertrauen wir, dass er zu guter Letzt
uns zu den Großen zählt, nämlich zu diesen:
den Verwaltern, die sich als treu erwiesen.
Tun wir es um Gottes und der Menschen Willen,
und letztlich auch um unseretwillen.
Ich bleibe dabei, meine Herren und Damen,
lasst uns ihm folgen - in Ewigkeit. Amen.
(gehalten am 26./27. Februar 2011 in den Kirchen der Pfarrei St. Peter, Bruchsal)