Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


26. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A (Phil 2,1-11)

Brüder! Wenn es Ermahnung in Christus gibt, Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, herzliche Zuneigung und Erbarmen, dann macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig, dass ihr nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen. Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr“ - zur Ehre Gottes, des Vaters." (Phil 2,1-11)

Liebe Schwestern und Brüder,

es war einmal.

Es war einmal eine Zeit, da ein Papst - auf die Frage, warum man denn ein Konzil bräuchte - das Fenster öffnete. Und er sagte dabei "Ecco!", "Deswegen!"

Es gab einmal eine Zeit, in der frischer Wind durch die Kirche wehte.

Es war einmal, da versammelten sich Bischöfe am Rande jenes Konzils und schlossen in den Katakomben einen Pakt. Sie verpflichteten sich selbst, auf Titel und Privilegien zu verzichten und so zu leben, sich so zu kleiden wie die Menschen, für die sie bestellt waren.

Es war einmal eine Zeit, in der stellte man die barocken Prunkleuchter in die Regale der Museen, damit sich die Menschen an ihnen erfreuen könnten, wohl wissend aber, dass auf den Zelebrationsaltären einfache Leuchter weit eher geeignet seien, auf die Gegenwart des sich selbst Erniedrigenden und von den Menschen Gekreuzigten hinzuweisen.

Es war einmal, da ließ man die teuren Spitzenalben in den Schränken der Sakristeien hängen, weil sie doch eher an Damenunterwäsche als an die Fischer vom See Genesareth erinnern würden. Da machte man sich bewusst, dass eine einfache Mantelalbe weit mehr Symbol für das Taufkleid sei - für Taufe und Firmung, aufgrund derer Menschen befähigt werden, einen Dienst in der Liturgie zu übernehmen.

Es war einmal eine Zeit, da begann man gute und alte Traditionen zu hinterfragen und sogar über Bord zu werfen, weil man das Pauluswort aus dem Philipperbrief etwa , das wir heute gehört haben, wieder neu bedachte und in den Mittelpunkt stellte, weil man wirklich untereinander so gesinnt sein wollte, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht.

Es war einmal eine Zeit, in der ein ungeheurer Aufbruch diese Kirche prägte, in der Menschen spürten, dass Kirche an ihrer Seite stand, auf der Seite der Menschen mit all deren Sorgen stand, in der man ahnte, dass hier eine Richtung aufgezeigt wurde, in die man mutig weitergehen müsse, in der Priester mit ihren Gemeinden, wie ein Anton Menzer hier in Bruchsal, dem Geist Gottes einen Raum gaben, der von diesem mit begeisterter Lebendigkeit gefüllt wurde.

Die Menschen, die diese Zeit erlebt haben, sprechen noch heute davon, sprechen davon, dass es eine gute Zeit gewesen war, eine Zeit, die letztlich dazu führte, dass die Jugend dieses Landes die Katholikentage für sich entdeckte und zu wirklichen Jugendtagen machte, eine Zeit, die voller Hoffnung war.

Es war einmal. Es scheint vorbei. Es scheint Geschichte zu sein - nicht Gegenwart, nicht unsere Gegenwart.

Aber muss das nicht wieder Zukunft werden?

Das muss unsere Zukunft werden! Es muss werden. So muss es werden, damit Kirche Zukunft hat.

Und es wird werden, es wird wieder werden, weil unsere Kirche Zukunft hat.

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(gehalten am 24./25. September 2011 in der Peters-, Paulus- und Antoniuskirche, Bruchsal)