Predigten aus der Praxis
Ansprachen für Sonn- und Festtage
7. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr A (Joh 17,1-11a)
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht. Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast. Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war. Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir, und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten. Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ihnen, und sie haben sie angenommen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast. Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt, und ich gehe zu dir. (Joh 17,1-11a)
Die Zeit der Referenzen ist wieder angebrochen. Immer wieder um diese Jahreszeit werden sie angefordert: pfarramtliche Zeugnisse, Empfehlungsschreiben, die man für Bewerbungen und Ähnliches benötigt.
Sie kennen solche Texte! Eigentlich klingen sie immer ganz ähnlich: 'Frau sowieso ist mir seit mehreren Jahren bekannt und ich kann ihr in allem nur das beste Zeugnis ausstellen.'
Ist ein ganz eigenes Gefühl, wenn man dann so ein Zeugnis in Händen hält und schwarz auf weiß lesen kann, was man alles Tolles in der Vergangenheit geleistet hat: 'Jahrelang hat sie den Dienst als Ministrantin in unseren Gemeinden ausgeübt, verantwortlich Wochenenden und Freizeiten vorbereitet und geleitet; sie war eine wichtige Mitarbeiterin unserer Gemeinden.' Und manchmal war der oder die Betreffende schon ganz schön überrascht, als er oder sie dann lesen konnte, was da alles an Positivem über sie oder ihn geschrieben stand.
Liebe Schwestern und Brüder,
ich war auch mehr als überrascht. Denn auch ich habe solch ein Zeugnis bekommen. Und die Formulierungen waren ausgesprochen positiv und mehr als nur wohlwollend. Da wurde mir schriftlich bestätigt, dass ich genau den richtigen Weg gewählt habe, es genau richtig angegangen bin. Das kann man sich auf der Zunge zergehen lassen, was in dieser Referenz geschrieben steht: 'hat festgehalten, hat angenommen, hat wirklich erkannt' und so weiter.
Ist es Ihnen nicht auch so gegangen? Sie haben dieses Zeugnis doch auch erhalten. Gerade eben. Es ist uns doch gemeinsam zugestellt worden. Das heutige Evangelium ist ja nichts anderes als solch ein Zeugnis. Dieser Text, das ist unsere Empfehlung an den Vater.
Jesus empfiehlt uns dem Vater und mit mehr als nur lobenden Worten. "Sie haben an deinem Wort festgehalten.
Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ihnen, und sie haben sie angenommen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast."
Das ist unsere Referenz. Denn dieses anerkennende, wohlwollende und befürwortende Urteil spricht Jesus absolut nicht über seine Jünger. Es heißt ausdrücklich: die Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast - also alle Menschen, die Christus anvertraut sind, die zu ihm als Herrn gehören, seine Kyriake, seine Kirche bilden - und zwar an allen Orten und zu allen Zeiten - die sind gemeint.
Wir sind gemeint!
Deshalb sprechen wir ja auch davon, dass Christus selbst für uns eintritt, unser Mittler ist, unser Fürsprecher beim Vater. Er tritt vor den Vater und gibt uns das beste Zeugnis, das man sich überhaupt vorstellen kann. Wir haben ihn erkannt, an seinem Wort festgehalten und den Glauben angenommen. 'Ich empfehle sie dir' sagt er damit.
Und das ist mehr, als ich mir jemals hätte erträumen lassen, das ist mehr, als jeder und jede von uns erwarten konnte. Mit diesem Zeugnis sind uns Tür und Tor geöffnet. Wie sollte uns der Vater mit dieser Empfehlung in der Hand am Ende ablehnen können. Christus stellt uns in allem das beste Zeugnis aus. Er selbst empfiehlt uns seinem Vater. Und dem positiven Bescheid auf unsere Bewerbung steht bei solch einer Empfehlung wahrlich nichts mehr im Wege.
Amen.
(gehalten am 3./4. Mai 2008 in der Peters- und Pauluskirche, Bruchsal)