Predigten aus der Praxis
Ansprachen für Sonn- und Festtage
Dreifaltigkeitssonntag - Lesejahr A-C
mit Feier des Patroziniums
Am Montag ist das erste Spiel. Dann wird es ernst für die deutsche Mannschaft. Dann ist Deutschland endgültig im WM-Fieber.
Dabei sind die Vorzeichen dieses Mal ja gar nicht so rosig. Und böse Zungen sprechen ja schon davon, dass man durchaus schon in der Vorrunde rausfliegen könnte.
Ich gebe zu, von all dem habe ich absolut keine Ahnung. Ich weiß aber, dass bald auszuscheiden ja noch gar nicht das Schlimmste ist. Viel schlimmer, als nach der ersten Runde nach Hause zu müssen, weit schlimmer ist es ja, erst gar nicht mitspielen zu dürfen. Von vorneherein disqualifiziert zu sein, gar nicht in Betracht zu kommen, weil ein anderer schon gesetzt ist, das ist weit ärgerlicher.
Liebe Schwestern und Brüder,
so ähnlich geht es heute dem Heiligen Antonius.
In der Antoniuskirche wollen wir an diesem Sonntag das Patrozinium feiern, weil wir das immer nach dem 13. Juni feierlich begehen. Der Kirchenchor gestaltet diesen Gottesdienst mit, weil der Namenstag der Gemeinde gefeiert wird. Und viele von Ihnen denken heute ganz besonders an den Heiligen Antonius. Und dabei tritt der heute gar nicht an - ganz ähnlich wie eine Fußballmannschaft, die gar nicht erst mitspielt, weil ihren Platz bereits eine andere eingenommen hat.
Auf dem Feld steht heute nicht der Antonius, angetreten ist jetzt die Dreifaltigkeit. Wir feiern Dreifaltigkeitssonntag. Und am Dreifaltigkeitssonntag gibt es kein Antoniusfest.
Das ist übrigens nicht nur in diesem Jahr ein Problem. Dieses Problem haben wir letztlich in jedem Jahr. Wir denken da meist nur gar nicht darüber nach. Auch wenn Sonntag ist, kann kein Antonius gefeiert werden. Wenn am Sonntag Tod und Auferstehung Jesu Christi im Mittelpunkt stehen, dann dürfen Heiligenfeste gar nicht erst "mitspielen".
Und sie dürfen das aus gutem Grund nicht. Da haben sich unsere Liturgen schon etwas dabei gedacht. Denn das Gedenken an einen Heiligen, das darf ja nie in Konkurrenz zur eigentlichen Verehrung Gottes treten. Heilige sind schließlich keine Nebengötter. Im Mittelpunkt kann letztlich einzig und allein nur einer stehen: unser Gott nämlich, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Das ist zwar eigentlich selbstverständlich, aber es ist trotzdem gut, es immer wieder einmal ganz ausdrücklich zu betonen. Manches Mal nämlich drohen selbst die selbstverständlichsten Dinge von der Praxis überlagert zu werden. Und manchmal entwickeln sich in so mancher Spielart der Volksfrömmigkeit dann schon Formen, die es durchaus notwendig machen, ein wenig korrigierend einzugreifen und mancher Verirrung zu wehren. Denn, Hand aufs Herz: So manches Mal scheint da die Verehrung von Heiligen schon so ein wenig in Konkurrenz zum eigentlichen Glauben an Gott zu treten.
Vor allem wenn es dann um Wunder und den Glauben an Wunderheilungen geht und wenn dabei der Eindruck entstehen muss, als würden sich Menschen im Nachhinein bei einem Heiligen für die Heilung bedanken. Noch nie aber hat ein Mensch ein Wunder gewirkt - selbst wenn dieser Mensch als Heiliger verehrt wird. Wunder wirkt einzig und allein der allmächtige Gott. Und unsere Theologie sagt ausdrücklich, dass die Rolle der Heiligen in solchen Zusammenhängen immer nur die von Fürsprechern ist. Wenn Menschen Heilige um Hilfe anrufen, dann bitten sie einzig und allein darum, dass diese Menschen, die jetzt schon in der Vollendung bei Gott leben, für uns Fürsprache einlegen, und zwar bei Gott
Wer mit seiner Votivtafel mit der Aufschrift "Maria hat geholfen" zum Ausdruck bringen möchte, dass die Gottesmutter ein Wunder gewirkt habe, der geht in die Irre und hängt einem Aberglauben an. Wunder wirkt auch Maria nicht, Wunder wirkt allein Gott, auch wenn er es dann auf die Fürsprache der Gottesmutter tut. Und erst recht gibt es keine wundertätigen Dinge. Noch nie hat eine Medaille oder eine Quelle ein Wunder bewirkt. Sicher, Gott bedient sich immer wieder bestimmter Dinge. Aber dann wirkt trotzdem selbstverständlich Gott und nicht das Wasser oder sonst ein Gegenstand. Denn wir glauben allein an ihn, den Gott, der Vater, Sohn und Geist, und trotzdem ein einziger Gott ist. Wir glauben nicht an Wasser, nicht an Dinge, nicht an die Kirche und nicht an die Heiligen. Sie alle sind Mittel zum Glauben, Hilfestellungen, die uns den Glauben an Gott vermitteln helfen.
Ein Antonius hätte uns was erzählt, wenn wir versucht hätten, ihn in den Mittelpunkt zu stellen. Denn Heilige stehen nie im Mittelpunkt, sie weisen immer nur hin, auf ihn, um den es eigentlich geht.
Wer mehrere Protagonisten sucht, die in Konkurrenz zueinander stehen und gegeneinander antreten, der muss derzeit nach Brasilien schauen. Dort geht es darum, dass eine Vielzahl von Mannschaften sich gegenseitig zu übertrumpfen sucht und untereinander ausmacht, wer von ihnen die beste und bedeutendste ist. Was Gott angeht, gibt es keine Konkurrenz, nicht einmal ein Nebeneinanderher. Was unseren Glauben angeht, geht es immer nur um ihn, den Dreifaltigen Gott.
Und weil dem so ist und weil wir darum wissen, deshalb ist es letztlich auch kein wirkliches Problem, wenn wir heute, am Dreifaltigkeitssonntag, an diesen einen Gott denken, aber daneben auch noch daran, dass es diesen Antonius gegeben hat, jenen Menschen, den wir als Kirchenpatron ehren und der in seinem Leben vor allem eines gemacht hat, uns genau von diesem Gott zu künden, uns auf ihn hinzuweisen und immer mehr an ihn zu binden, an den, um den es einzig geht, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Amen.
(gehalten am 14./15. Juni 2014 in den Kirchen der Pfarrei St. Peter, Bruchsal)