Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


6. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C (Jer 17,5-8)

So spricht der Herr: Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt, und dessen Herz sich abwendet vom Herrn. Er ist wie ein kahler Strauch in der Steppe, der nie einen Regen kommen sieht; er bleibt auf dürrem Wüstenboden, im salzigen Land, wo niemand wohnt. Gesegnet der Mann, der auf den Herrn sich verlässt und dessen Hoffnung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte. (Jer 17,5-8)

Das haben Sie ganz sicher auch schon einmal gehört: die eigentlichen Wurzeln der Fasnacht liegen in alten, germanischen Bräuchen. Es seien uralte Riten der Altvorderen, die mit der Austreibung des Winters einhergingen. So kann man es bis heute lesen, so wurde es 'zigmal publiziert - beginnend mit dem ausgehenden 19. und vor allem dann in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Und ganz besonders protegiert wurden diese "wissenschaftlichen Erkenntnisse" dann zur Zeit des Dritten Reiches. Sie passten schließlich so wunderbar in die nationalsozialistische Ideologie vom urwüchsigen Germanentum, das über Jahrhunderte hinweg von Christentum und Kirche in den Hintergrund gedrängt und unterdrückt worden sei. Um so eifriger betonte man die neuen wissenschaftlichen Untersuchungen, die die alten germanischen Wurzeln unserer Fasnachtsbräuche wieder ans Tageslicht brachten - wissenschaftliche Ergebnisse, die nur leider auf einem ganz gewaltigen Irrtum basierten, die - selbst wenn sie bis heute abgeschrieben werden - ganz einfach falsch sind.

Liebe Schwestern und Brüder,

letztlich beruhten diese Ergebnisse nämlich auf nichts anderem als einem Interpretationsfehler. Man hatte alte Texte schlicht und ergreifend falsch interpretiert. Wenn die mittelalterlichen Theologen nämlich davon sprachen, dass die Narren Heiden wären, dann deutete man das so, wie viele es bis heute tun: Heidnisch, das ist germanisch, das ist all das, was bei uns üblich war, bevor die Menschen in unseren Breiten von christlichen Missionaren bekehrt oder zumindest getauft worden waren. Und wenn der Ursprung der Narretei heidnisch ist, dann muss er nach dieser Logik ganz einfach germanisch sein.

Das aber ist ein Missverständnis der mittelalterlichen Texte. Heidnisch ist für diese Quellen nämlich alles andere als gleichbedeutend mit germanisch. Heidnisch bedeutet zunächst einmal nichts anderes als "nicht christlich", als ungläubig. Der Heide, das ist der, der Gott leugnet. Und solch ein Gottesleugner, das ist ein Narr!

So machen es die Psalmen deutlich. Allem voran Psalm 14 und Psalm 53. Ganz ausdrücklich heißt es dort, Die Toren, die Narren, sagen in ihrem Herzen: "Es gibt keinen Gott."

Und warum solche Menschen Narren sind, das macht unsere heutige Lesung mehr als deutlich. Denn, so sagt der Prophet Jeremia, der Mensch, dessen Herz sich abwendet vom Herrn, ist wie ein kahler Strauch in der Steppe, der nie einen Regen kommen sieht.

Und der Prophet mahnt uns dabei: Sei kein Narr, verlasse dich auf den Herrn, setze allein auf ihn deine Hoffnung! Denn dann sind wir, wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt. Wir haben nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt und können selbst in einem trockenen Jahr ohne Sorge sein. Wer auf den Herrn seine Hoffnung setzt, der bringt nämlich seine Frucht!

Alles andere wäre Narretei, sagt uns die Bibel. Und damit sind keine germanischen Bräuche gemeint, damit meint sie schlicht und ergreifend menschliche Dummheit.

Die aber hat mit der Fasnacht nur am Rande zu tun: Dann nämlich, wenn Menschen sich selbst vergessen, nicht mehr wissen, was sie tun, ihren Verstand versaufen, und die Vernunft zu Hause lassen.

Aber das ist nicht die Fasnacht, wie sie gemeint ist. Fasnacht nämlich hat ihre Wurzeln nicht in der Narretei, nicht in der Dummheit und auch nicht im Heidentum. Fasnacht hat ihre Wurzeln im christlichen Jahreskreis. Sie ist wie eine Zäsur in der Abfolge der Tage. Sie ist der Einschnitt, bevor wir uns auf das Osterfest bereiten. Sie wurzelt zutiefst dort, wo Menschen ihre Hoffnung auf den Herrn setzen.

Und diese Menschen nennt Jeremia gesegnete Menschen. Gesegnet der Mensch, der auf den Herrn sich verlässt. Gesegnet der Mensch, der aus diesem Geist heraus Fasnacht feiern kann.

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(gehalten am 13./14. Februar 2010 in der Antonius- und Pauluskirche, Bruchsal)