Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


2. Adventssonntag - Lesejahr C (Phil 1,4-6. 8-11)

Brüder! Immer, wenn ich für euch alle bete, tue ich es mit Freude und danke Gott dafür, dass ihr euch gemeinsam für das Evangelium eingesetzt habt vom ersten Tag an bis jetzt. Ich vertraue darauf, dass er, der bei euch das gute Werk begonnen hat, es auch vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu. Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne mit der herzlichen Liebe, die Christus Jesus zu euch hat. Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt. Dann werdet ihr rein und ohne Tadel sein für den Tag Christi, reich an der Frucht der Gerechtigkeit, die Jesus Christus gibt, zur Ehre und zum Lob Gottes. (Phil 1,4-6. 8-11)

"Das hast Du jetzt angefangen, das machst Du jetzt auch fertig!"

Liebe Schwestern und Brüder,

diesen Satz kennen Sie sicher noch aus Kindertagen. Und vielleicht haben Sie ihn ja selbst auch schon verwandt.

Es ist schließlich ärgerlich, wenn Kinder alles anfangen, aber nichts wirklich zu Ende bringen. Da liegen dann fünf, sechs angefangene Malbücher in der Ecke, da wird ein Spiel nach dem anderen aus dem Regal geholt, aber keines wirklich zu Ende gespielt. Und später geht es dann mit den Vereinen oder den Instrumenten gerade so weiter. Erst wird das teure Instrument angeschafft, aber nach wenigen Wochen ist das mit dem Üben schon wieder vorbei, das Ganze nicht mehr neu und deshalb auch das Interesse verflogen. Klar, dass Eltern da auf die Barrikaden gehen, klar, dass man Kindern begreiflich machen muss, dass das so nicht geht.

Das zu lernen ist wichtig. Es ist wichtig zu lernen, Dinge auch zu Ende zu bringen, Durststrecken durchzustehen und nicht gleich wieder etwas anderes anzufangen. Das ist wichtig. Denn sonst wird man es am Ende zu nichts bringen, sonst wird man wohl nie seinen Schulabschluss machen, nie seine Ausbildung abschließen.

Leben funktioniert nur so, dass man nicht nur anfängt, nicht nur aufbricht, sondern auch durchhält - und zwar bis zum Ziel durchhält. Man kann das nicht früh genug einüben. Man kann Kinder nicht früh genug darauf hinweisen. Wenn man etwas anfängt, dann muss man auch dranbleiben. Dinge wollen zu Ende gebracht werden! Menschen erwarten das schließlich - und sie erwarten das zurecht.

Deshalb darf auch Paulus es erwarten - und zwar von seinem Gott! Auch der soll das, was er begonnen hat, zu Ende bringen. Auch er soll nichts halbfertig in der Ecke liegen lassen. Paulus erwartet das. Und er erwartet es zu recht.

"Ich vertraue darauf," sagt er, "dass er, der bei euch das gute Werk begonnen hat, es auch vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu." Paulus sagt das im Blick auf all diejenigen, die sich schon anfangen, Sorgen zu machen.

Die Geschichte, die Gott mit uns Menschen hat, die hat er begonnen. Er hat eine Beziehung zu uns gesucht, schon lange bevor wir überhaupt auf diesen Gedanken gekommen sind. Und das, was er mit uns angefangen hat, das ist eine gute Sache. Und wir brauchen keine Angst zu haben, dass Gott Dinge halbfertig liegen lässt. Was er angefangen hat, das bringt er auch zu Ende!

Paulus kann sich da in gewisser Weise ganz beruhigt zurücklehnen. Er braucht keine Angst zu haben. Gott lässt die Dinge nicht halbfertig liegen! Als ob wir ihm hinterherräumen müssten! Als ob wir seine halbfertigen Anfänge zu Ende bringen müssten! Es ist nicht so, dass Gott den Paulus oder wen auch immer mit diesen Arbeiten alleine lässt. Paulus kann sich durchaus zurücklehnen und vertrauensvoll sagen: "Herr, es sind Deine Gemeinden! Du hast es begonnen. Jetzt bring Du es auch zu Ende!" Und er darf darauf vertrauen, dass der, der bei uns das gute Werk begonnen hat, es auch vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu.

Paulus vertraut darauf - und wir dürfen es auch.

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(gehalten am 5./6. Dezember 2009 in der Peters- und Pauluskirche, Bruchsal)