Predigten aus der Praxis
Ansprachen für Sonn- und Festtage
28. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C (2 Tim 2,8-13)
Denk daran, dass Jesus Christus, der Nachkomme Davids, von den Toten auferstanden ist; so lautet mein Evangelium, für das ich zu leiden habe und sogar wie ein Verbrecher gefesselt bin; aber das Wort Gottes ist nicht gefesselt. Das alles erdulde ich um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil in Christus Jesus und die ewige Herrlichkeit erlangen. Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben; wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen; wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen. Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen (2 Tim 2,8-13)
Keine Ursache ohne Wirkung - oder - Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus!
Liebe Schwestern und Brüder,
es gibt Zusammenhänge, die sind eben so. Wenn es regnet, wird die Erde nass. Und wo Funken sprühen, entzündet sich ein Feuer.
Das hat etwas mit Erfahrung zu tun, mit naturwissenschaftlich nachvollziehbaren Zusammenhängen. Und es ist einfach logisch. Das ist diese Art von Logik, ohne die unser Leben eigentlich nicht funktioniert: Wenn "a" dann "b".
Wenn ich arbeite, erwarte ich auch meinen Lohn dafür. Und wenn ich über die Stränge schlage, dann muss ich dafür eben auch die Konsequenzen tragen. So funktioniert unser Leben: nach dieser ganz einfachen Logik.
Es verwundert deshalb vermutlich auch kaum jemanden, wenn der zweite Timotheusbrief, aus dem wir eben einen Abschnitt gehört haben, diese Art von Logik auch auf Glaubensdinge überträgt:
Wenn wir mit Christus sterben, dann folgt daraus eben ganz logisch, dass wir mit ihm auch leben werden. Wenn wir standhaft bleiben, dann werden wir ganz logisch auch mit ihm herrschen. Und wenn wir ihn verleugnen - klar -, dann ist die Konsequenz daraus eben, dass auch er uns verleugnet. Und wenn wir untreu sind, dann wird er uns eben auch verwerfen - das ist schließlich logisch.
Aber genau das steht nicht da. Denn in der Lesung eben hieß es: "Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu..." Und das ist unlogisch - einer der ganz großen Knackpunkte in unserem Glauben. Denn viele haben genau an diesem Punkt immense Schwierigkeiten.
Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu - das widerstrebt eigentlich all unseren Vorstellungen. Gott muss doch gerecht sein. Diejenigen, die sich von ihm abkehren, die müssen doch irgendwann einmal dafür bestraft werden. All die anderen, all diejenigen, die ein Leben lang die Treue halten und sich tagtäglich anstrengen, stünden sonst schließlich ganz dumm da. Allein logisch, allein gerecht wäre, dass wer untreu ist, auch verworfen wird.
Aber es heißt: "Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu...
Das ist unlogisch. Und Gott sei Dank ist es das! Denn unser Gerechtigkeitsempfinden, unser Verlangen nach Klarheit und Logik ist nur dann so unermesslich groß, wenn es ums Prinzip und vor allem um andere geht.
Was aber, wenn es um mich geht, wenn es ja mich treffen könnte und ich verworfen würde. Gott sei Dank ist Gott manchmal äußert unlogisch, so unlogisch wie Liebe eben nicht einfach berechenbar ist, wie Eltern eben zu ihren Kindern stehen, auch wenn es manchmal allen Gesetzen der Logik zuwiderläuft.
Was hat mir letzthin jemand gesagt in Bezug auf eines seiner Kinder? "Was soll ich denn auch machen? Ich kann ihn doch nicht hängen lassen. Egal was er getan hat, er ist und bleibt doch mein Kind!"
Das ist es, was der zweite Timotheusbrief meint: Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, was soll er denn auch anderes machen. Egal was wir tun oder auch nicht tun, wir sind und bleiben immer sein Kind. Und gute Eltern lieben ihre Kinder, manchmal bis zur Selbstaufgabe.
Das ist die Botschaft des heutigen Sonntages für alle die standhaft bleiben. Und es ist die frohe Botschaft für alle, die ab und an irre werden. Vor allem aber für die, die letztlich untreu sind. Frohe Botschaft für uns: er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
Amen.
(gehalten am 14. Oktober 2007 in der Peterskirche, Bruchsal)