Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


Christkönigssonntag - Lesejahr C (Kol 1,12-20)

Brüder! Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut. (Kol 1,12-20)

Er wird Euch fähig machen, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er wird uns der Macht der Finsternis entreißen und aufnehmen in das Reich seines geliebten Sohnes. Er wird uns erlösen und die Sünden vergeben.

Liebe Schwestern und Brüder,

so glauben wir es, so hoffen wir es und darum bitten wir - und wir tun es immer wieder. Unsere Gottesdienste sind voll davon, unzählige Gebete handeln davon: Erlöse uns, Herr! Vergib uns, Herr! Befreie uns, Herr!

Mit immer neuen Gebeten - ja mit regelrechten Litaneien - bestürmen wir den Himmel. Und wir rennen damit gegen eine Festung an, die gar nicht existiert. Wir rennen Tore ein, die letztlich doch sperrangelweit offen stehen. Wir bitten um etwas, was wir doch längst bekommen haben!

Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als hätten wir Christen gar nicht recht zugehört - und das von Anfang an. Es heißt doch gar nicht: Er wird euch fähig machen! Eben wurde doch: "Er hat euch fähig gemacht" vorgelesen!

Er hat Euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat euch der Macht der Finsternis entrissen und euch schon längst aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Alle Schuld hat er doch schon längst vergeben!

Auf immer wieder neue Art und Weise sagen uns die Texte des Neuen Testamentes, dass Jesus für jeden einzelnen und jede einzelne von uns alles notwendige schon längst und zwar ein für alle Mal getan hat. Während wir noch dasitzen und bitten und betteln, ist doch schon alles erledigt. Das Reich Gottes hat mit Jesus von Nazareth bereits begonnen. Und wir gehören schon längst dazu.

Das ist wie in einem Film, von dem man genau weiß, dass er am Ende gut ausgehen wird, dass die Helden und Heldinnen ihr Ziel erreichen werden, ganz egal, welche Abenteuer, welche Verwicklungen und welche Schicksalsschläge es zu überwinden gilt.

Mag die Handlung noch so spannend sein, mag man in der jeweiligen Situation noch so sehr mit den Hauptdarstellern mitfiebern, mithoffen und manchmal auch bangen, dass am Ende das Gute siegen wird, dass es ein Happy End geben wird, dass alles gut ausgeht, das ist von Anfang an ausgemacht.

In den Texten des Neuen Testamentes lässt uns Gott gleichsam ins Drehbuch schauen. Wir wissen bereits, wie es ausgehen wird, wie das werden wird, mit unserer Welt, mit der Schöpfung und mit unserem eigenen Leben. Wir wissen schon jetzt, dass wir Erben und Mitbürger in dem Reich sind, dessen Haupt und König Christus selber ist. Wir brauchen nicht erst um die Erlösung zu beten, wir sind längst erlöst. - Die Lesung aus dem Kolosserbrief macht es uns wieder ganz neu deutlich.

Und vielleicht sollten wir deshalb viel weniger bitten, vielleicht sollten wir viel weniger flehen. Vielleicht sollten wir diesem Gott gegenüber vor allem froh und dankbar sein, sehr viel mehr danken!

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(gehalten am 20. November 2010 in der Antoniuskirche, Bruchsal)