Predigten aus der Praxis
Ansprachen für Sonn- und Festtage
Fasnachtssonntag =
7. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A (1 Kor 3,16-23)
Brüder! Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr. Keiner täusche sich selbst. Wenn einer unter euch meint, er sei weise in dieser Welt, dann werde er töricht, um weise zu werden. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. In der Schrift steht nämlich: Er fängt die Weisen in ihrer eigenen List. Und an einer anderen Stelle: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen; er weiß, sie sind nichtig. Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen. Denn alles gehört euch; Paulus, Apollos, Kephas, Welt, Leben, Tod, Gegenwart und Zukunft: alles gehört euch; ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott. (1 Kor 3,16-23)
Was hat da Paulus in der Lesung gesagt?
Hat er sich tatsächlich über die Weisen beklagt?
Das klang ja unglaublich, ganz ungemein:
Wir sollen töricht werden, um weise zu sein!
Was stellt er sich dabei vor? Was sollen wir machen?
Sollen wir etwa stets albern sein, lachen,
Faxen machen und durchgeknallt leben
oder tagtäglich den Hofnarren geben?
Will der Apostel tatsächlich erklären,
dass Narren besser als Weise wären?
Nun, ich denke, dass Paulus ganz einfach meint,
dass der wahre Weise, oft ein Tor zu sein scheint.
Und vielleicht hat man - schneller als man gedacht -
heutzutags sich schon zum Narren gemacht.
Oft muss man nur ganz einfach hinterfragen,
was alle Klugen ganz einmütig sagen.
Was die nämlich unisono als Wahrheit verkaufen,
ist manchmal ja schon zum Haare Raufen.
Schauen Sie nur einmal den Unsinn an,
den man heut' immer wieder hören kann:
So heißt es: Ohne Wachstum würde gar nichts mehr gehen!
Will denn keiner wirklich verstehen,
dass es dauerndes Wachstum nicht geben kann?
Ich möchte mal wissen, wer solchen Unsinn ersann!
Wer ständig wächst, ist ein armer Tropf,
denn, wer zu groß ist, stößt sich ständig den Kopf.
Und wenn Zellen wachsen und das unaufhörlich,
ist das eine der schlimmsten Nachrichten, ganz ehrlich,
die ich vom Arzt je erhalten kann.
Dass ich Krebs habe, bedeutet das nämlich dann.
Und Mobilität, die ins Unermessliche wächst,
wir erleben das auf unseren Autobahnen demnächst,
heißt ja nicht, dass man fahren kann, wie man will.
Am Ende steht dabei nämlich alles dann still.
Unendlich viele Autos - das liegt auf der Hand,
führen doch letztlich zum totalen Stillstand.
Aber sage einmal, dass sich da was ändern muss,
dann bist Du ein Narr, lautet der "logische" Schluss.
Und natürlich kann man auf vollen Autobahnen
viel besser als auf leeren die Fahrer absahnen.
Deshalb kommt jetzt ja auch für Ausländer die Maut,
so tönte es letzthin im Wahlkampf recht laut.
Damit ist man auf Stimmenfang gegangen
und hat ja an Wählern durchaus was eingefangen.
Aber glaubt denn allen Ernstes auch nur einer,
dass da dann Ausländer bezahlen und sonst keiner?
"Nichts kostest es!" heißts doch nur vor den Wahlen,
danach müssen doch stets alle bezahlen.
Was alles wurd' da schon versprochen und beschworen.
Die es geglaubt haben, das sind die wahren Toren!
Aber es sind halt immer die dümmsten Kälber,
die am Ende wählen ihre Metzger selber.
Und dumm sind auch die, die Geheimdienste fragen,
und glauben, die würden einem die Wahrheit sagen!
Agenten, Spione und andere Schergen
leben davon, dass sie ihre Taten verbergen.
Zu fragen, "Haltet Ihr Euch an Gesetz und an Recht?"
als Politiker so naiv zu sein, das ist nicht schlecht!
Man muss doch nur einen James-Bond-Film sehen,
um auch nur ansatzweise zu verstehen,
dass Spione eben spionieren.
Wie kann man sich auch nur so blamieren!
Was nur hätten unsere Politiker übrigens gemacht -
hat man denn daran auch mal gedacht? -
hätte es all diese Enthüllungen nicht gegeben.
Wir würden immer noch ahnungslos leben!
Für mich ist der Edward Snowden ein richtiger Held.
Ich fürcht' nur, dass er am Ende zu den Dummen zählt.
Aber was würden wir machen ohne solche Leute,
die uns tatsächlich die Augen öffnen heute
für das, was die angeblich wegen der Sicherheit machen.
Nein, es ist wirklich nicht mehr zum Lachen.
Wir brauchen Menschen, die uns reinen Wein
einschenken. Und nicht nur in der Politik, oh nein.
Nicht weniger wichtig waren
in den zurückliegenden Jahren,
die Enthüllungen aus dem Vatikan.
Schließlich geht das wirklich nicht an,
was dort an Intrigen gesponnen werden,
um Posten, Macht und Einfluss auf Erden.
Und dann kam ja auch noch Limburg dazu!
Da war der Skandal dann perfekt im nu.
Ganz schnell wurde über van Elst der Stab gebrochen
und ganz offen die Verachtung für ihn ausgesprochen.
Auch Bischöfe ließen sich da hören
und taten sich öffentlich empören.
Da aber sollte man vorsichtig sein.
Tebartz van Elst ist schließlich nicht allein.
Wie froh war wohl mancher von seinen Genossen,
dass auf ihn sich die Medien hatten eingeschossen
und bei so manch anderen bischöflichen Ausgaben
dann nicht mehr ganz so genau hingeschaut haben.
Jetzt aber sind Berichte über Kirchenskandale passé -
Gott sei Dank gibt es ja noch den ADAC.
Ich frage mich aber bei all dem Stunk
über Kirchengebäude und deren Prunk,
hätt's einen solchen Aufschrei auch gegeben,
hätte im Februar nicht mal so eben
Papst Benedikt auf sein Amt verzichtet?
Was hat der damit nur angerichtet!
Da wird ein Nachfolger gewählt,
der der ganzen Welt erzählt,
die Kirche bräuchte so viel Geld gar nicht.
Was der da so ungeschützt ausspricht,
lässt erbleichen die komplette Kurie in Rom
und auch so manchen Bischof in seinem Dom.
Kirchliches Vermögen in Frage zu stellen -
da hören schon viele die Narrenglocken schellen.
Ob sich Franziskus durchsetzen kann
bei all dem, was er schon ersann?
Vieles klingt ja richtig toll,
so zum Beispiel soll
der Zentralismus abgebaut werden,
nicht nur in Rom, nein überall auf Erden.
Doch bei uns wird erst mal kräftig zentralisiert,
die alten Gemeinden werden ausrangiert
und größere Seelsorgeeinheiten
prägen jetzt künftig unsere Zeiten.
Man spricht zwar von Nähe und Verantwortung
und dass dies eine ganz wichtige Voraussetzung
für jedes pastorale Arbeiten sei -
das aber ist doch Augenwischerei,
wenn man zur gleichen Zeit
und das dann auch noch bistumsweit
Seelsorgeeinheiten schafft,
in denen am Ende keiner mehr rafft,
wer denn für was jetzt zuständig ist,
und niemand mehr weiß, wer Du denn bist.
Solch riesige Strukturen schaffen Anonymität,
gehen auf Kosten der Flexibilität,
lassen Eigeninitiative erstarren
und immer mehr Menschen am Rande verharren.
Insbesondere die Älteren wird das hart treffen.
Sie werden die Einschnitte am meisten betreffen.
Natürlich ist das, was ich hier sage nicht richtig,
denn die Maßnahmen, die kommen, sind ja so wichtig.
Beruhigen müsse man die Leute, nicht aufregen,
sagen mir ständig die Verwaltungsstrategen.
Mag sein, dass die alle viel weiser sind.
Ich bin da halt nur wie ein närrisches Kind.
Dabei wird die Umstellung für Bruchsal besonders schwer -
für Junge und für unsere Alten noch mehr.
Aus sechs Gemeinden eine zu machen -
glauben Sie mir, da vergeht einem das Lachen.
Welches Pfarrheim belastet den Haushalt zu schwer?
In welchen Kirchen gibt's dann keine Messen mehr?
Eigentlich steht in den Sternen sogar,
ob in St. Peter auch noch im nächsten Jahr
die Schlabbengla begleiten den Gemeinde-Choral.
Die Chancen dafür sind momentan minimal!
Den Angriffen der Traditionalisten konnten wir trotzen.
Jetzt schafft uns die Verwaltung. Es ist doch zum Mäuse melken!
Augenblicklich wird nach Lösungen gesucht,
auch wenn mancher dabei für sich leise flucht.
Die Schwierigkeiten nämlich kann man leicht ermessen
bei den vielen unterschiedlichen Interessen.
Es geht dabei vor allem um Gefühle im Bauch,
um Besitzstandswahrung dann natürlich auch.
Und ich hoffe, es sind alle daran interessiert,
dass am Ende nicht auch noch der Neid intrigiert.
Man kann die Entwicklungen in diesen Tagen
wohl nur mit ganz viel Humor ertragen.
Nun gut, im Suff geht es vermutlich auch
oder dann aber mit ganz viel Wut im Bauch.
Ich selbst sei ja letztes Jahr zornig gewesen,
konnte man sogar in der Zeitung lesen.
Das aber hatte mit der Pfarrei nichts zu tun,
sondern damit, dass man am Sonntag soll ruhn.
Und verkaufsoffen wollte man ja machen
den 29. Dezember. Was soll'n diese Sachen?
Hier geht es ja nicht nur um Religion
oder darum, dass jemand eine Aversion
gegen solche Events am Sonntag hat.
Es geht um weit mehr als das, in der Tat!
Denkt denn irgend einer auch einmal
an die Verkäuferinnen, das Personal,
das in der vorausgehenden Adventszeit
bis an die Grenzen der Belastbarkeit
im Einsatz war mit Wort und Rat
und jetzt die Ruhe auch nötig hat?
Und dann muss man doch wirklich mal hinterfragen,
was alle über solche Sonntage sagen:
Dass sie nämlich notwendig seien
für den Handel und sein Gedeihen,
weil ohne solche Verkaufssonntage -
so sei nun einmal die heutige Lage -
würden Stadt und Handel zugrunde gehen.
Ich will und ich kann das nicht einsehen!
Solche Events tun doch nur Kosten produzieren,
die nur die Großen ganz leicht absorbieren.
Die Ketten können sich so etwas leisten.
Unsere Einzelhändler aber und zwar die meisten,
legen an solch einem Tag am Ende doch drauf.
Aber kaum einer macht den Mund wirklich auf.
Nur hinter vorgehaltener Hand
gesteht mancher: Er stünd' ja an der Wand!
Man müsse halt mittun, obwohl es nichts bringt,
weil der Druck der Großen einen halt zwingt.
Und am Ende gehen immer mehr Kleine ein
und die großen Konzerne sind dann allein.
Sie teilen den Markt einfach unter sich auf.
Man erlebt es ja schon - landab und landauf.
Und unsere Politiker schauen da einfach zu -
meist sind sie mit den großen Chefs ja per Du.
Dabei hat Politik die Kleinen zu schützen
und nicht nur den Großen wirklich zu nützen,
jenen Konzernen, Unternehmen und Banken,
die es den Politikern dann nicht einmal danken,
sondern sie vielmehr wie am Nasenring durch die Manege ziehen.
Das aber sag' einmal. Dann wirst als Narr Du verschriehen.
Gott lob - das ist hier keine Frag' -,
was jetzt betrifft unseren Sonntag,
der ja auch vom Gesetz her wird geschützt
da werden wir von unserer OB unterstützt.
Für meine Begriffe aber wäre es gut,
wenn Sie noch mehr aufbrächte den Mut,
klarer zu ihrer Überzeugung zu stehen,
auch wenn das dann nicht alle verstehen.
Denn wer versucht, jedem zu gefallen,
der verdirbt es sich am Ende mit allen.
Wenn einer aber g'rad ist und Prinzipien hat
und dafür eintritt mit Wort und in Tat,
seine Überzeugung vertritt und zwar couragiert.
ich denke das wird letztlich dann auch honoriert.
Wer leitet, kann nicht nur moderieren,
er muss das Schiff auch navigieren,
das heißt, dass er auch die Richtung vorgibt
und nicht jedem Interessenvertreter nachgibt.
Das mag da und dort nach Torheit klingen;
von genau solch einer Torheit aber singen
die Worte der Schrift, die wir heute gehört.
Manch Weiser sich letztlich an ihnen stört.
Ich denke aber, dass es solch ein Denken der Toren
ganz dringend braucht, sonst sind wir verloren.
Kluge und Weise in rauhen Massen,
brachten uns letztlich in manche Sackgassen.
Es werden am Ende sein ein paar Narren,
die dann den verfahren Karren
unserer Gesellschaft ziehen aus dem Dreck.
Davor die Augen zu schließen hat gar keinen Zweck.
Die Toren, die sich kümmern um Gerechtigkeit,
die Narren, die vorleben die Aufrichtigkeit,
die Armen im Geiste, die schon immer verkannt,
die hat Jesus letztlich selig genannt.
Solche Narren braucht unsere Gesellschaft und unser Land,
Toren mit offenen Augen, Ohren und einer offenen Hand.
Ich denke an solch wirklich selige Toren,
an sie hat der der Herr Jesus sein Herz verloren.
Er mög' sie uns senden, in Gottes Namen,
zahlreich, heute und in Ewigkeit. Amen.
(gehalten am 22./23. Februar 2014 in den Kirchen der Pfarrei St. Peter, Bruchsal)