Predigten aus der Praxis
Ansprachen für Sonn- und Festtage
2. Sonntag der Fastenzeit - Lesejahr A (Gen 12,1-4a)
In jenen Tagen sprach der Herr zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen. Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte. (Gen 12,1-4a)
"Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen…"
Wenn das keine Verheißung ist!
Liebe Schwestern und Brüder,
Abraham soll ein Segen sein. Und das heißt, wenn wir vom lateinischen Wort für segnen, vom Wort "benedicere" ausgehen, ja bekanntlich das "Gute zusagen".
Gott hat uns Menschen Gutes zugedacht und er hat es in Abraham, jenem Vater einer Vielzahl von Völkern, einer nicht zu zählenden Zahl von Menschen, letztlich der ganzen Welt zugedacht.
Diesen Segen gibt Gott uns in Abraham weiter. Denn Gott wirkt durch Menschen, er wirkt durch Abraham und er wirkt durch uns.
Auch wir können Segen sein, Segen für andere. Wir sollen und wir können das Gute, das Gott uns zugedacht hat, anderen Menschen zusagen. Eigentlich ist das nämlich ganz einfach. Denn was soll daran schwer sein, einem anderen Menschen - dem, der mir gleich begegnet -, etwas Gutes zu sagen?
So leicht das ist, so faszinierend ist es zu sehen, was das dann für eine Wirkung entfaltet! Wie das den Tag eines Menschen verändern kann, wenn ihm von einem anderen etwas Gutes zugesagt wird, er eine gute Nachricht erhält. Da bekommt das Leben ganze Dimensionen neu hinzugeschenkt.
Aber Segen ist ja noch viel mehr. Es geht ja nicht nur darum, einem anderen Menschen, ein paar Nettigkeiten zu sagen. Es ist das Gute selbst, das im Segen seine Wirkung entfaltet. Und wir können ihm dabei helfen. Letztlich am besten indem wir Gutes sagen - und nicht nur zu denen, die gerade anwesend sind. Wie wir über die sprechen, die gerade nicht da sind, das ist letztlich entscheidend dafür, ob unser Sprechen zum Segen gereicht oder nicht.
Und wie oft wird über andere alles andere als gut geredet. Wie oft ziehen wir über andere her oder erfreuen uns daran, wenn andere schlecht über sie sprechen. Und wie peinlich wird es erst, wenn der- oder diejenige über den wir da hergezogen haben, das dann am Ende auch noch erfährt. Ich denke, dass Sie alle hier durchaus ein Lied davon singen können, in jeder Hinsicht - manchmal sogar als selbst davon Betroffene.
Und ich kann das - weiß Gott - auch.
Wie wäre das jetzt aber, wenn wir die heutige Lesung zum Anlass nehmen würden, dies einmal gründlich zu ändern? Wie wäre das denn, wenn wir uns diesen Auftrag an Abraham jetzt wirklich zum Maßstab nehmen würden? Wie wäre das wohl, wenn wir nicht nur anderen etwas Gutes sagen, sondern einfach einmal auch nur das Gute über andere weiterverbreiten würden.
Wie würden sich unsere Gemeinden, wie würde sich unsere Stadt, wie würde sich unsere Welt ganz schnell verändern? Stellen Sie sich einmal vor, es würde - nur einen Tag lang - nur Gutes über andere geredet. Wenn wir so dem Guten zum Durchbruch verhelfen, andern wie Abraham zum Segen würden - das wäre ein Fasten, wie es dem Herrn gefällt.
Amen.
(gehalten am 15./16. März 2014 in den Kirchen der Pfarrei St. Peter, Bruchsal)