Predigten aus der Praxis
Ansprachen für Sonn- und Festtage
anlässlich der 250-Jahrfeier der Grundsteinlegung der Wallburger Kirche
Sehr geehrte Damen und Herren.
ja, es gibt durchaus die eine oder andere Publikation über Wallburg. In die großen Geschichtsbücher hat es der Ort allerdings zu keiner Zeit wirklich geschafft.
Und was die Wallburger Kirche angeht, sieht das nicht sehr viel besser aus. Es wird wenige Kunsthistoriker geben, die sich länger mit diesem Bauwerk beschäftigen. So viel gibt es schließlich nicht her.
Immerhin hat es die Kirche geschafft in einem der großen Nachschlagewerke erwähnt zu werden. Emil Schwendemann weist mit leicht stolzem Unterton darauf hin, dass die Wallburger Kirche im mehrbändigen Werk "Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden" von Franz Xaver Kraus erwähnt wird.
Er schreibt allerdings nicht, dass dies vermutlich nur deshalb der Fall war, weil dort eben alle Kunstdenkmäler des Großherzogtum Badens aufgelistet sind. Und was Kraus über die Wallburger Kirche zu berichten weiß, das führt Schwendemann ebenfalls nicht an und das wohl auch mit Bedacht, weil er sich vermutlich schon im Klaren darüber war, dass die Wallburger, das, was da steht, kaum gerne hören werden:
Kraus schreibt über den Ort lediglich, dass in Wallburg 1666 ein Heiligtum erwähnt wird. Und über die jetzige Kirche vermerkt er dabei:
"Die kleine Kirche von Wallburg, einer Filiale von Münchweier (ad. S. Arbogastum - also zum Heiligen Arbogast), ist ein unbedeutender Bau von 1768 mit späterem Thurm.
Ueber dem etwas reicher ausgebildeten Portal steht in einer Nische die Statue des Kirchenpatrons, eine werthlose Arbeit des 18. Jhs."
(Franz Xaver Kraus, Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden, Band 6,1: Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) (Tübingen u. a. 1904) 276)
Damit ist für den Kunsthistoriker wohl schon alles gesagt. Und warum sitzen wir dann heute hier? Lohnt es überhaupt, sich über diesen Bau länger Gedanken zu machen. Und lohnt es überhaupt große Worte über ihn zu verlieren? Warum feiern wir 250 Jahre Wallburger Kirchlein?
Die Wallburger werden sich diese Frage kaum stellen. Für sie ist vermutlich ganz einfach klar: "Es ist halt unsere Kirche!"
Ich muss da schon ein wenig länger nachdenken. Ich komme von außen, mich verbindet emotional kaum etwas mit diesem Bau. Eine wirkliche Beziehung zu ihm habe ich nicht. Und ich sehe auch eigentlich zunächst einmal nicht wirklich sehr viel Aufsehen erregendes.
Offenbar ist das, was das Besondere an diesem Gebäude ausmacht, nicht gleich sichtbar. Offenbar ist das Eigentliche was Menschen mit dem Wallburger Kirchlein verbindet, für den Außenstehenden gar nicht leicht zu fassen, es ist einfach nicht wirklich zu sehen.
Und deshalb möchte ich an dieser Stelle genau diesen Dingen nachspüren, den unsichtbaren - ich möchte hier ein paar Gedanken wiedergeben, über Zusammenhänge, die man nicht oder nicht mehr sieht oder gar noch nie wirklich gesehen hat.
Und lassen Sie mich mit jener Figur beginnen, die einem als allererstes ins Auge sticht, wenn man sich der Wallburger Kirche nähert: der Statue des Kirchenpatrons nämlich, jener "wertlosen Arbeit des 18. Jahrhunderts", wie Franz Xaver Kraus schreibt.
Portal der Wallburger Kirche.
Foto: Jörg Sieger, 2018
Ein Patron von dem man kaum etwas weiß - St. Arbogast
Wie kommt man dazu, seine Kirche nach dem heiligen Arbogast zu benennen? Wie kommt man zu diesem doch wirklich ausgefallenen Kirchenpatron? Kennt man außerhalb von Wallburg den heiligen Arbogast?
Im Visitationsprotokoll des Jahres 1666, das auch schon Kraus zitiert, ist ein Heiligtum zu den "Drei Königen" erwähnt. Mit den heiligen drei Königen können die meisten sicher sehr viel mehr anfangen, als mit jenem Missionar, von dem man nicht einmal weiß, ob er in Irland oder in Südfrankreich geboren wurde.
Auf jeden Fall soll er schon in der zweiten Hälfte des 6. nachchristlichen Jahrhunderts im Elsass gewirkt haben und damit vielleicht sogar noch einmal eine ganze Generation vor dem Heiligen Landelin. Bei Hagenau soll er sich niedergelassen haben.
Aber die gleiche Geschichte erzählt man sich auch in Vorarlberg und man zeigt dort bei Götzis den Ort, wo dieser Arbogast als Einsiedler gelebt haben soll.
Was jetzt wohl stimmen mag? Wer weiß das zu sagen.
Auf jeden Fall führt das ehemalige Kloster in Surbourg, unweit des elsässischen Ortes Walbourg seine Entstehung auf diesen Arbogast zurück. Und dort soll er dann auch Sigebert, den Sohn des Königs Dagobert II. wieder zum Leben erweckt haben. Deswegen soll er von diesem König ja dann auch zum ersten Bischof von Straßburg ernannt worden sein.
Viel mehr aber, als dass Arbogast tatsächlich erster Bischof von Straßburg gewesen ist, scheint historisch kaum greifbar zu sein. Und genauso wenig geklärt ist wie dieser Arbogast dann Patron unseres Wallburgs wird. War 1666 nicht noch eine Dreikönigskapelle erwähnt worden? Schwendemann ging noch davon aus, dass die erste Wallburger Kirche deshalb eine Dreikönigskirche gewesen sei und dass erst der Neubau von 1768 den Arbogast als Patron erhielt. Das kann aber so nicht stimmen.
Toussaint Duvernin.
Gemälde im Musée des Beaux Arts Strasbourg,
Reproduktion: Wolfgang Hoffmann, Ettenheim
Als Weihbischof Toussaint Duvernin 1762 in die Filialkirche nach Wallburg kam - nach seiner Visitiation in Ettenheim - heißt es im Protokoll nämlich: "Am selben Tage" - also am 4. Mai 1762 - "besuchte der Hochwürdige und Hochwohlgeborene Herr Weihbischof von Arados, Generalvikar und Offizial der Diözese Straßburg die Kirche in Waldburg, die dem heiligen Arbogast geweiht ist."
(zitiert nach: Dieter Weis, Zur Geschichte der Wallburger Kirche St. Arbogast (Teil 1) Geroldsecker Land (58/20016) 144)
Also war Arbogast schon Patron des Vorgängerbaus der jetzigen Kirche. Es wird in Wallburg aber kaum zwei Kirchen gegeben haben. Wenn aber jene Kapelle, die 1524 als heiliges "heüßlin zu Walburg" (zitiert nach: Emil Schwendemann, Die Pfarreifiliale Wallburg, in: Dieter Weis, St. Bartholomäus Ettenheim (München / Zürich 1982) 332) erstmals erwähnt wird, 1666 den Dreikönigen geweiht war, wie wird sie dann bis zum Jahr 1762 zur Arbogastkapelle? Haben die Wallburger das Patrozinium geändert? Und warum hätten Sie das tun sollen? Wollte man sich etwa beim Bischof in Straßburg einschmeicheln? Vielleicht glaubte man ja, dass es einen guten Eindruck machen würde, wenn man sich unter den Schutz des ersten Straßburger Bischofs stellte. Vielleicht rechnete man sich dadurch bessere Chancen aus, einmal wirklich selbständige Pfarrei zu werden. Wollten die Wallburger deutlich machen, wie sehr sie sich auch dem gegenwärtigen Straßburger Bischof und überhaupt dem ganzen Hochstift verbunden fühlten?
Dann wäre die Wahl des Patrones wohl eher politisch motiviert gewesen. Eine wirklich religiöse Beziehung, echte Frömmigkeit wird dann wohl kaum mit ihm Spiel gewesen sein.
Vielleicht war es aber auch ganz anders. Vielleicht ist das Protokoll von 1666 - schließlich die einzige Erwähnung eines Dreikönigpatroziniums in Wallburg überhaupt - ganz einfach fehlerhaft. Vielleicht hat es dieses Patrozinium ja gar nicht gegeben. Vielleicht war es einfach ein Schreibfehler und Wallburg hatte schon damals ein Arbogastkirchlein.
Das wäre dann aber ein Hinweis darauf, dass es sich hier schon um ein sehr altes Arbogastpatrozinium handeln muss, ein Patrozinium, das auf eine alte Beziehung ins Elsass hindeutet, mit seinem Kloster Surbourg und dem benachbarten elsässisch Walbourg, das ja den gleichen Namen wie unser Dorf trägt.
Es gibt bis heute keine wirklichen Hinweise, die uns helfen würden, dieses Rätsel zu lösen. Es ist bis heute eines der vielen Dinge, die einfach verborgen bleiben, nicht sichtbar sind und vielleicht sogar auch auf ewig verborgen sein werden.
Figur des Heiligen Arbogast.
Foto: Jörg Sieger, 2018
Sichtbar bleibt die Figur des heiligen Arbogast, die in den Ort hinein grüßt und von der Dieter Weis herausgefunden hat, dass sie wohl im Kloster Schuttern in Auftrag gegeben worden war.
Vermutlich war es der dortige Kloster-Bildhauer Peter Zech, der die Figur 1768 geschaffen hat.
Und bei genauer Betrachtung ist sie auch weit besser, als es das vernichtende Urteil Franz Xaver Kraus' glauben machen möchte. Für Wallburg ist sie eine sehr wertvolle regelrechte Zierde und sicherlich etwas, was aus dem Ort nicht mehr wegzudenken ist.
Von Grenzen, die das Leben prägten - oder: Es wohnten immer schon Ettenheimer in Wallburg
Sie ziert einen Neubau, für den man damals, als man dann daran ging, ihn zu errichten, vor allem eines brauchte: Geld nämlich.
Und um Geld zu bekommen, tat man auch zur damaligen Zeit als Kirchengemeinde schon das gleiche wie heute: Man sammelte!
Aber das war gar nicht so einfach. Man konnte damals nicht einfach eine Sammlung durchführen. Dazu brauchte man einen Kollektenbrief und zwar vom zuständigen Straßburg Bischof.
Den bekam man noch recht einfach. Straßburg stellte ein entsprechendes Hirtenschreiben aus, das in den Kirchen zu verlesen war.
Aber auch das war damals nicht so ganz leicht. In Kirchen durfte natürlich nicht einfach etwas verlesen werden. Da hatte die weltliche Obrigkeit auch noch ein Wörtchen mitzureden.
Karte des Oberrheins von 1707.
Aus dem Heimatmuseum der Stadt Oppenau
Und deshalb erging in Sachen Wallburger Kirchbau auch die förmliche Anfrage an die Regierung in Wiesbaden.
... in Wiesbaden! - auch wenn das manchen heute verwundern mag. Was hat denn Wiesbaden mit unserer Gegend zu tun?
Auch das ist etwas, was man heute nicht mehr sieht: die Grenzen nämlich, die Vielzahl von Grenzen, die unsere Gegend durchzogen.
Und das waren keine Grenzen von Bundesländern. Das waren Grenzen von sehr selbständigen Staaten. Und die Zuständigkeiten in Wallburg verdeutlichen sehr schön, wie kompliziert das damals mit all diesen Grenzen tatsächlich war. Das fängt schon an, wenn man die Abfolge der einzelnen Herrschaften die im Verlauf der Jahrhunderte für Wallburg zuständig waren, an sich vorüberziehen lässt.
Gehörte Wallburg seit unvordenklicher Zeit zur Herrschaft Mahlberg, kam es durch Erbteilung zur Geroldsecker Linie Lahr-Mahlberg, wurde später Lehen der Herren von Walpot und seit 1354 der Herren von Endingen. Im Jahre 1653 wurde der Ort geteilt. Ein Teil fiel an Baden, einer an Hessen-Nassau. Dann kam der badische Teil an die Herren von Krebs und wurde später an die von Plittersdorf verkauft. Dieser Teil wurde im Jahre 1728 letztlich ebenfalls an Nassau veräußert.
Wenn Sie damals, zur Zeit des Kirchbaus, in unserer Gegend unterwegs waren, dann wussten sie nach ein paar Kilometern nicht mehr in welchem Staat sie sich gerade befanden. Das Gebiet des Hochstifts Straßburg, ein eigenes Staatswesen mit eigener Rechtssprechung, war hier gerade mal zwei Kilometer breit. Häufig galten ganz andere Maße, andere Währungen und völlig unterschiedliche Gepflogenheiten.
Wer angesichts solcher Zustände von der tausendjährigen Geschichte Deutschlands träumt, hat von Geschichte wenig Ahnung. Dieses Deutschland hat es damals gar nicht gegeben. Es ist eine romantisierende Vorstellung des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Erst 1866 wurde beispielsweise im sogenannten Deutschen Krieg die Frage entschieden, ob Österreich zu diesem Deutschland gehört oder nicht. Davor wäre nie jemand auf die Idee gekommen, von einer Österreichischen Nation zu sprechen.
Wer heute wieder so lautstark von Deutscher Nation, Deutscher Geschichte und Deutschem Volk spricht, der macht nur deutlich, dass sein Geschichtsempfinden gerade mal 150 Jahre umfasst und dass er von wirklicher Geschichte nur sehr wenig Ahnung hat. - Umso peinlicher, wenn das ein thüringischer Politiker tut, der einmal Geschichtslehrer gewesen sein will.
Bei uns gab es keine wirklich deutsche Grenze, es gab hunderte von Grenzen - kaum eine ist heute mehr sichtbar. Man sieht sie nicht mehr und deshalb gerät diese, unsere Geschichte immer mehr in Vergessenheit und wird von neuer Großmannssucht überlagert.
Das Zollhaus an der B3.
Foto: Jörg Sieger, 2003
Ganz wenige Zeugen haben sich bis in unsere Tage herübergerettet. Das Zollhaus an der B3 etwa, hält die Erinnerung an eine solche Grenze wach.
Solche Zeichen sind wichtig. Sie können uns vor falschen, vor fatalen Vorstellungen bewahren. Und deshalb gilt es immer wieder an sie zu erinnern.
Die Wallburger Kirche.
Foto: Jörg Sieger, 2003
Aber zurück nach Wallburg.
Für denjenigen, der die Besitzverhältnisse bezüglich des Ortes schon als kompliziert empfindet, muss eine Sache geradezu kurios erscheinen.
In Wallburg wussten Sie nämlich manchmal nicht einmal ob Sie sich überhaupt noch in Wallburg befinden. Es gab hier die sogenannten Ettenheimer Höfe, die nicht auf Wallburger, die - mitten in Wallburg - auf Ettenheimer Territorium standen. Der Verlauf der Gemarkungsgrenzen war nur den Ortskundigen vertraut und änderte sich auch immer wieder.
1802 gehörten drei Häuser in Wallburg zur Stadt Ettenheim. Und deshalb wohnten im Jahre 1900 14 Einwohner der Stadt Ettenheim mitten in Wallburg. Noch im Jahr 1960 standen neun Wallburger Gebäude, gar nicht in Wallburg sondern auf Ettenheimer Gemarkung und 38 Ettenheimer wohnten mitten im Dorf. Erst durch eine Vereinbarung zwischen der Stadt Ettenheim und der Gemeinde Wallburg aus dem Dezember 1960 wurde dieser absurde Zustand Anfang 1961 beendet. Somit hatte Wallburg erstmals ein geschlossenes Territorium.
Was allerdings nichts daran änderte, dass das Dorf wenige Jahre später dann ganz von Ettenheim eingemeindet wurde und heute alle Wallburger genaugenommen in Ettenheim wohnen.
Wenn Sie sich noch fragen, was aus der Anfrage bezüglich der Kollekte für den Kirchenneubau in Wallburg bei der Wiesbadener Regierung geworden ist. Genau kann ich es Ihnen nicht sagen. Im uns erhaltenen Briefwechsel haben sich die Hessen klar dagegen gewehrt, dass das Schreiben des Straßburger Weihbischofs bezüglich einer Kollekte für den Kirchenneubau in Wallburg in Kirchen ihres Territoriums - einer ganzen Reihe im damaligen Landkapitel Lahr - verlesen werden sollte. Sie hatten Angst, dass man eine solche Erlaubnis als Zugeständnis missverstehen könnte. Als hätte der Bischof von Straßburg nicht nur in seinem eigenen Territorium hoheitliche Befugnisse und demnach auch politisch etwas zu sagen. Schon die kleinsten Gesten konnten die eigene Souveränität ins Wanken bringen. Schließlich war man ein eigenes selbständiges und unabhängiges Staatswesen.
Wie die Sache am Ende ausgegangen ist - die Quellen schweigen darüber…
Vielleicht ist das bischöfliche Schreiben letztlich dann doch vorgelesen worden. Einnahmen von 95 Gulden aus Kollekten sind in den Jahren 1768 und 69 auf jeden Fall verzeichnet - und das war durchaus nicht wenig Geld.
Vom Altar, bei dem sogar die Reste verschwunden sind
Der heutige Hochaltar.
Foto: Jörg Sieger, 2018
Wenden wir uns zwischenzeitlich ausnahmsweise einmal einem Detail zu, das Sie heute durchaus sehr gut sehen können: dem Altar der Wallburger Kirche nämlich.
Es handelt sich dabei um einen Flügelaltar. Im Hauptteil finden sich drei Nischen, in der Mitte die Kreuzigungsgruppe, von uns aus gesehen links die Figur des Heiligen Landelin, des Nebenpatrons der ehemaligen Pfarrei Münchweier-Wallburg, rechts die des heiligen Arbogast. Auf den Flügeln findet sich links der heilige Konrad von Konstanz, rechts der selige Bernhard von Baden, und auf der Rückseite der Flügel soll sich, die habe ich selbst noch nie gesehen, die Darstellung der Verkündigung an Maria befinden.
Das ist der Altar, den Sie sehen. Aber es ist nicht der Altar des Wallburger Kirchleins, das dieses Jahr sein Jubiläum feiert. Dieser Altar hier ist vergleichsweise neu. Der wurde erst Ostern 1901 aufgestellt, nachdem man den ursprünglichen Altar wenige Jahre zuvor als "dem gänzlichen Verfall nahe" (Pfarrer Karl Bunkofer in einem Schreiben vom 14. Januar 1899 an den Kath. Oberstiftungsrat in Karlsruhe.) beschrieben hatte.
3000 Mark hatte der neue gekostet, je zur Hälfte vom Kirchenfonds und der Gemeinde bezahlt.
Und der alte Altar, der ursprüngliche, wie hat der wohl ausgehen? Was wissen wir über ihn? Nichts, eigentlich nichts!
Wir haben lediglich den Hinweis darauf, dass es einen Hochaltar und einen Nebenaltar gegeben haben muss. 1895 bestand der Nebenaltar nur aus einem bloßen Altartisch. Die Spitze des Hochaltares habe ein größeres Kruzifix geziert. Sonst hätte er aber keinerlei Gemälde oder Bildwerk besessen. Aber kann das stimmen?
Immerhin sind mit Wert von 150 Mark, was für damalige Zeiten nicht unerheblich ist, zwei Engelsfiguren vom Hochaltar erwähnt. Von denen haben wir zumindest ein Foto.
Barocke Engelfiguren vom ehemaligen Wallburger Altar.
Foto: Wolfgang Hoffmann, Ettenheim
Es nährt die Vermutung, dass sie, wie dann wohl auch der ganze Altar, von den Bildhauern des Klosters Ettenheimmünster gefertigt worden waren.
Mehr als dieses Foto, immerhin eine ganz ordentliche Farbaufnahme, gibt es allerdings nicht mehr zu sehen. Auch diese beiden Figuren, gehören zu den vielen Dingen, die Sie in Wallburg nicht mehr sehen können. Sie sind in den letzten 20 Jahren spurlos verschwunden.
Wir empören uns häufig sehr rasch und heftig darüber, wenn irgendwo auf der Welt von Fanatikern Kunstwerke zerstört werden - und das zu Recht! Es endet nicht selten in der Katastrophe wenn man das Erbe der Vorfahren nicht oder nicht mehr zu schätzen weiß.
Bei all der Aufregung über andere, müssen wir uns aber auch die Frage gefallen lassen, wie wir mit dem Erbe unserer Vorfahren umgehen. Wie kann es passieren, dass die letzten Reste des Hochaltares der Wallburger Kirche ganz einfach verschwinden? Und das erst in jüngster Zeit!
Und was an historischen Dokumenten verschwindet in unseren nicht mehr besetzten Pfarrhäusern Tag für Tag? Und in welchem Zustand sind die Archive? Was ist uns das Erbe der uns vorangegangen Generationen am Ende denn wirklich wert?
Die Kanzel.
Foto: Jörg Sieger, 2018
Für Wallburg bedeutet das, dass die Kanzel das einzige originale Ausstattungsteil der Kirche ist, die 1768 in Wallburg neu errichtet wurde.
Das mag vielleicht auch damit zusammen hängen, dass Dinge - auch Altäre - häufig der Mode unterworfen sind. Wenige Jahrzehnte nach Fertigstellung der Kirche, hat man den eigentlich noch gar nicht so alten Altar schon nicht mehr besonders geschätzt.
So ging nach der Auflösung des Klosters Ettenheimmünster am 1. Mai 1804 eine Bittschrift der Gemeinde an den badischen Markgrafen. Man bat um die Überlassung eines im ehemaligen Kloster vakant stehenden Mutter-Gottes-Altares zu einem "gnädigen Preis", wie es heißt.
Diesen Altar bekam man allerdings nicht. Er sei letztlich zu groß für die Wallburger Kirche und "der jetzige" doch "noch gar nicht so untauglich" - zumindest nach Meinung der Karlsruher Verwaltung. 1824 wird er sogar als recht schön bezeichnet.
Das ändert allerdings nichts daran, dass mit dem Ende des 19. Jahrhunderts auch das Ende jenes Altares gekommen war. Kunstmaler Fidelis Henselmann aus Offenburg hat den neuen geschaffen.
Vom alten ist mittlerweile nichts mehr zu sehen...
Ein Taufstein, um den man kämpfen musste
Was sie auch nicht mehr sehen können und was sich viele Menschen heute auch gar nicht mehr vorstellen können, das ist der Umstand, wie schwierig es Mitte des 18. Jahrhunderts noch gewesen ist, das geistliche Leben vor Ort zu organisieren und welchen Einsatz das von den Menschen im Dort letztlich erforderte.
Zwar hatten die Wallburger auch schon vor dem Kirchenneubau ein Kirchlein, aber sie hatten keinen Taufstein.
Taufwasserbecken.
Foto: Jörg Sieger, 2018
Und das bedeutet: sie hatten auch nicht die Genehmigung, dass Taufen in Wallburg gespendet werden konnten. Täuflinge mussten zuerst in die Kirche nach Ettenheim und dann, als Wallburg zur Pfarrei Münchweier gehörte, dorthin gebracht werden.
Im Juni 1768 bat man die bischöfliche Behörde in Straßburg darum, dass man jetzt, wo doch eine neue Kirche gebaut werde, bereits vor deren Fertigstellung in Wallburg Taufen spenden dürfe.
Der Bischof genehmigte es.
Als die Kirche dann fertig war, wollten die Wallburger selbstverständlich auch einen eigenen Taufstein. Aber sowohl der Abt des Klosters Ettenheimmünster als auch der Pfarrer von Münchweier - damals Pater Sebastian Heyberger, ein Pater des Klosters - waren dagegen.
War es für sie einfacher, wenn die Kinder nach Münchweier gebracht wurden als dass sie selbst zur Taufe nach Wallburg gehen mussten? Wer weiß, was alles damals eine Rolle spielte.
Der Bischof genehmigte den Taufstein trotzdem. Bezahlen mussten die Wallburger ihn aber daraufhin allein.
All dies macht ein wenig deutlich, was Menschen damals auf sich zu nehmen bereit waren, um - zumindest äußerlich - das religiöse Leben vor Ort aufrechtzuerhalten. Man ging den Weg zur Taufe nach Ettenheim und nach Münchweier. Und man ging auch dorthin zu den Gottesdiensten, wenn es nicht anders zu machen war. Und man ging zu Fuß! So etwas sieht man heute eher selten.
In unseren Tagen werden die kirchlichen Einheiten aber wieder größer und das Ende der Fahnenstange ist da bei weitem noch nicht erreicht. Schon für 2030 ist die nächste Runde der Zusammenlegungen zu erwarten. Geografische Weiterentwicklung der Seelsorgeeinheiten nennt man das. Und in diesem Zusammenhang war vor einiger Zeit zu hören, dass es einem Katholiken durchaus zuzumuten sei, für eine Messfeier am Sonntag 20 Minuten Fahrweg auf sich zu nehmen.
Und ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen, die so etwas schreiben, auch wirklich glauben, dass Menschen das zukünftig in nennenswerter Zahl tun werden.
Manchmal frage ich mich, von was träumen Mitarbeitende bischöflicher Verwaltungen wohl nachts?
Die Orgel - oder wie sehr Kirche, Politik und das ganze Leben miteinander verflochten waren
Vieles ist vorbei, die Zeiten sind andere geworden. Und auch wenn auf dem Dorf die Verflechtungen des dörflichen und des kirchlichen Lebens noch weit stärker sind, als im städtischen Umfeld - was in der Vergangenheit häufig noch Gang und Gäbe war, klingt für unsere Ohren heute, oftmals wie von einem anderen Stern.
Orgel der Wallburger Kirche.
Foto: Jörg Sieger, 2018
Davon weiß die Orgel der Kirche auch ein ganz eigenes Lied zu singen.
Auch sie ist übrigens eine Neuerung. Der Kirchenneubau von 1768 hatte noch keine Orgel besessen. 1803 hören wir das erste Mal von einem solchen Instrument in Wallburg. Und das damals angeschaffte Werk hat wohl bis zum Jahr 1906 seinen Dienst getan.
Diese alte Orgel von der Sie heute selbstverständlich auch nichts mehr sehen können, hat noch ganz andere Zeiten erlebt.
Das müssen Sie sich wirklich einmal ausmalen. Stellen Sie sich einmal vor, sie studieren an der PH um Lehrer oder Lehrerin zu werden. Und sie bewerben sich um eine Stelle an einer Grundschule. Wenn Sie das im 19. Jahrhundert getan hätten und wenn Sie dabei das Glück gehabt hätten, die Stelle an der Dorfschule in Wallburg zu bekommen, dann wäre völlig klar gewesen, dass Sie natürlich auch den Mesnerdienst in der Kirche ausüben würden - und den Organistendienst wie selbstverständlich auch. Mesner- und Organistendienst war immer mit dem Schuldienst verbunden.
Erst 1868 wurde der Schuldienst vom Kirchendienst getrennt. Damals ließ man den Lehrer in Wallburg den Dienst an der Orgel nur noch so lange ausüben bis eine andere Kraft gefunden war. Und es hieß ausdrücklich dass niemand mehr zum Organistendienst gezwungen werden dürfe, der dürfe zukünftig nur noch freiwillig ausgeübt werden.
Die Orgel die diese Zeiten noch erlebt hat, die sehen Sie wie bereits erwähnt selbstverständlich heute nicht mehr sehen. 1906 hat Pfarrer Arthur Albert Karcher nämlich eine Neuanschaffung der Orgel angestrengt.
Es scheiterte zwar zunächst einmal wieder am Geld, weshalb man sich vorläufig mit einem Harmonium begnügen musste. Aber man hat erneut kräftig gesammelt. Und am 8. Mai 1907 kam die Genehmigung vom erzbischöflichen Bauamt, zusätzlich 3094 Mark aus dem Kirchenfonds zu entnehmen.
Bei der Orgelbaufirma Keine in Waldkirch wurde daraufhin eine neue Orgel in Auftrag gegeben - jenes Werk, das noch heute in Benutzung ist.
Kämpfe mit dem Kloster
Wenn Sie irgendwo eine Kirche besuchen, dann wird Ihnen Vieles ins Auge stechen. Sie erfreuen sich an Bildern, an Skulpturen, kommen zur Ruhe, finden Trost oder Stärkung. Eines wird Ihnen allerdings in jeder Kirche immer verborgen, immer unsichtbar bleiben. Eines können Sie nirgendwo sehen: und das ist der Ärger, der Ärger mit den Pfarrern, den Menschen in diesen Kirchen hatten.
Nun, das betrifft natürlich keine gegenwärtigen Pfarrer, sondern nur welche aus längst vergangen Zeiten. Die aber betrifft es ganz gewaltig. Und auch wenn Wallburg nie einen eigenen Pfarrer hatte, Ärger damit gab es trotzdem zu Hauf.
Nach der Visitation von 1762 wurde Wallburg nicht mehr von Ettenheim verwaltet sondern der Pfarrei Münchweier zugeschlagen.
Rekonstruktion des Klosters Ettenheimmünster.
Rekonstruktion: Karl-Heinz Häfele, Jörg Sieger
Der dortige Pfarrer aber war traditionell ein Pater des Klosters Ettenheimmünster. Dieses war dort mit der Seelsorge betraut.
Wallburg war auch schon seit jeher ganz stark mit dem Kloster Ettenheimmünster verbunden. Die Abtei hatte Besitzungen im Ort und das bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1803. Und deshalb hatten die Wallburger auch ihren Zehnten an das Kloster zu liefern.
Aber wenn es um Abgaben geht, geht es auch immer um Streitigkeiten. Zur Zeit des Kirchenneubaus ging es vor allem um die Kartoffelernten. Der sogenannte "Eräpffelzehende" war Auslöser größerer Auseinandersetzungen.
Damals kam es wohl auch zu regelrechten Handgreiflichkeiten der Wallburger gegenüber Klosterangehörigen. Die Bezeichnung "Wilde Christen" für die Wallburger hat von daher einen ganz handfesten Grund.
Jetzt aber hatte das Kloster ein neues Druckmittel. Der neu zuständige Pfarrer war schließlich als Pater gleichzeitig Vertreter des Klosters und deshalb auch immer Partei. Die regelmäßige Ausübung der Gottesdienste konnte jetzt schließlich an die regelmäßige Abführung des Zehnten geknüpft werden und zwar in der Höhe, die sich das Kloster vorstellte.
Das zuständige nassauische Oberamt in Lahr versuchte zu vermitteln und schlug einen Vergleich vor. Der Abt aber verweigerte die Unterschrift und bestand auf die volle Abführung des Zehnten. Die Feier der Gottesdienste in Wallburg stand auf dem Spiel.
Da in der Praxis die Gottesdienste aber so abgehalten wurde, wie es auch vom Weihbischof von Straßburg in seinem Dekret verlangt worden war, ließ die nassauische Regierung die Sache auf sich beruhen. Es gab zwar keinen Vergleich, aber die Gottesdienste fanden ja statt und der Gemeinde entstand somit kein Schaden.
Nichtsdestoweniger bleibt allerdings ein Bild von Kirche, das einen recht eigenen Beigeschmack aufweist. Es ging halt wieder einmal ums Geld. Und leider setzt sich da der Eindruck fest, als dass viel mehr als Geld auch gar keine Rolle gespielt hat.
Kirche wurde häufig als restriktiv erfahren, sehr fordernd. Den Menschen damals war sie zwar lieb, aber vor allem teuer.
Bis zum letzten Tag beharrte das Kloster auf seine Pfründen, bis dieses Kloster mit einem Federstrich selbst zur Geschichte geworden war.
Haben ihm die Menschen wirklich nachgeweint?
Der Turm steht außerhalb der Achse - Pläne für die Zukunft
Der Turm der Kirche.
Foto: Jörg Sieger, 2018
Dem Kloster gehörte übrigens, wie vielerorts, auch der Turm der Kirche in Wallburg. Es hatte demnach auch die Baupflicht dafür. Aber auch hier zierte sich die Abtei.
Ist das der Grund dafür, warum der Turmneubau 1768 so mangelhaft ausfiel?
Der vermutlich aus Lahr stammende Uhrmacher Joseph Hecht schreibt an das Oberamt, dass er die Uhr zwar aufgestellt und zum Gehen gebracht habe, dass das Zeigerwerk am Turm aber kaum standhalten werde, weil der Turm
"so starke Bewegungen macht, wenn die beiden Glöcklein geläutet werden..." .
Schon 1824 war dieser Turm dem Einsturz so nahe, dass man um einen Neubau nicht herum kam.
Dieser neue Turm steht nicht genau in der Achse der Kirche, sondern etwas nach Norden versetzt, damit die Straße nicht gänzlich blockiert wird.
Was Sie allerdings nicht sehen können ist, dass die Wallburger ihn gerne noch weiter seitlich errichtet hätten. Man träumte nämlich davon, an diesen neuen Turm über kurz oder lang auch eine neue, größere und schönere Kirche anbauen zu können. Das Nachbarhaus hätte dementsprechend abgebrochen werden sollen.
Es blieb ein Traum. Aber er war lange nicht ausgeträumt. Als 1861 das Turmdach repariert wurde, dachte man erneut über einen Kirchenneubau nach. Und man sammelte auch schon Geld dafür. Es soll auch eine beträchtliche Summe bereitgestanden haben, die aber der späteren Geldentwertung zum Opfer fiel.
Nichtsdestoweniger wurde noch 1972 unter Pfarrer Ludwig Bauer ein Grundstück gekauft, das einmal Standort eines neuen Gotteshauses in Wallburg werden sollte.
Eigener Pfarrer - Identität der eigene Kirchturm als zentrales Anliegen
Wallburg - Dorfansicht.
Foto: Jörg Sieger, 2003
Diesen Neubau hat die Gemeinde allerdings nicht mehr gesehen. Genauso wenig wie sie jemals einen "eigenen" Pfarrer bekommen hat. War es anfangs Filiale von Ettenheim musste sich Wallburg später den Pfarrer mit Münchweier teilen.
Ob sich die Gemeindemitglieder zum Zeitpunkt des Kirchenbaus jemals hätten vorstellen können, dass die Gemeinden des Tales von Altdorf angefangen über Ettenheim bis hin nach Ettenheimmünster sich einmal einen einzigen Pfarrer würden teilen müssen?
Dabei ist der Wunsch selbständige Pfarrei zu werden so etwas von verständlich. Es ist der Wunsch nach der eigenen Identität, nach der Geborgenheit und der Vertrautheit, der Menschen gerade was den religiösen Bereich angeht.
Alle Studien der Gegenwart zeigen uns, dass in Sachen Religion und Pastoral Nähe und Beziehung das A und O sind. Unsere Verantwortlichen in der Kirche sagen, dass sie das verstanden hätten. Und wir vergrößern die Einheiten...
Es geht eben nicht wirklich um das berechtigte Bedürfnis der Menschen. Letztlich geht es vor allem um die Frage, wie verteilen wir die weniger werdenden Priester flächendeckend über ein gleich groß gebliebenes Gebiet. Und bei den daraus folgenden strukturellen Klimmzügen steht vor allem der Wunsch Pate im Wesentlichen ja nichts ändern zu müssen, vor allem nicht an den Zugangswegen zum kirchlichen Amt. Und man nimmt dabei in Kauf, dass sich am Ende alles ändert, vor allem so, dass von unseren alten christlichen Gemeinden kaum noch etwas übrig bleibt.
Aber wäre einer kleinen Gemeinde letztlich mit einem vielleicht nebenberuflichen Priester, mit Familie und beiden Beinen auf dem Boden, der die fünf Kinder des Dorfes zur Erstkommunion begleitet, den drei Trauungen im Jahr assistiert die beiden trauernden Familien im Monat begleitet und dabei vor allem die Menschen kennt, sie versteht und auf sie eingehen kann - wäre diesen Gemeinden damit nicht mehr geholfen, als mit dem Reisepriester, den man von den Rücklichtern des Autos her kennt, und seinem multiprofessionellen Team und all den Räten, die immer mehr mit den Strukturen zu tun haben, und immer weniger mit dem ganz konkreten Leben vor Ort?
Und ist unsere Zeit denn nicht endlich reif für die nebenberufliche oder auch hauptberufliche Priesterin?
Aber das sind Fragen, die nicht gerne gehört werden.
Auf der anderen Seite werden aber ganz andere Fragen laut gestellt.
Dazu gehört etwa, ob man sich - nicht zuletzt angesichts der pfarrlichen Haushaltslage - noch so viele Kirchen in einer Seelsorgeeinheit überhaupt leisten könne. Ist eine eigene Kirche in Wallburg denn überhaupt notwendig?
Wenn wir die Teilnehmenden an den Gottesdiensten eines Sonntages zusammennehmen, zahlenmäßig würden da eine, im Zweifelsfall zwei größere Kirchen in der Seelsorgeeinheit schon lange ausreichen.
Hoffentlich denkt man diese Gedanken nicht bis zum Ende. Sie würden den endgültigen Todesstoß für das Leben vor Ort bedeuten. Je größer und unübersichtlicher die Einheiten werden, umso wichtiger werden die Zeichen vor Ort.
Ansicht von Westen.
Foto: Jörg Sieger, 2018
Ein solches Zeichen ist die kleine Kirche hier in Wallburg: Zeichen der Identität und der Beheimatung. Und als solches wird sie sogar noch sehr viel wichtiger, als sie es früher schon gewesen ist.
Wahrscheinlich feiern die Wallburger genau deshalb auch das Jubiläum einer Kirche, deren kunsthistorische Bedeutung sicher nicht übermäßig hoch angesiedelt werden kann. Sie feiern dieses Jubiläum, weil es genau ihre Kirche ist, immer noch der Mittelpunkt ihres Dorfes.
Und ein solcher Mittelpunkt ist für jede Gemeinschaft, nicht zuletzt für die Gemeinschaft eines Dorfes, unabdingbar notwendig.
Noch vieles gäbe es zu sagen, aber Vollständigkeit war heute ja nicht mein Thema.
Ich wollte vor allem über die Dinge sprechen, die unseren Augen mittlerweile verborgen sind oder auch nie wahrzunehmen waren.
Kirchturmuhr.
Foto: Jörg Sieger, 2018
So bleibt manches Detail heute außen vor, nicht zuletzt auch die Besonderheit, dass die Zifferblätter der Wallburger Kirchturmuhr - anders als an den meisten Orten - nicht aus Metall, sondern aus Sandstein gefertigt sind, etwas, was mir außerhalb von Wallburg so noch nie begegnet ist.
Über diese Zifferblätter werde ich jetzt aber nicht weiter handeln. Ich wollte über das reden, was nicht sichtbar ist. Die Zifferblätter aber, die können Sie seit der Renovierung des Jahres 2012 ja wieder sehr deutlich sehen.
Und ich wünsche Ihnen allen, dass Sie das noch sehr lange tun können.
(gehalten am 7. Oktober 2018 im Gemeindehaus St. Arbogast, Ettenheim-Wallburg)