Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


2. Sonntag der Fastenzeit - Lesejahr A (Gen 12,1-4a)

In jenen Tagen sprach der Herr zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen. Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte. (Gen 12,1-4a)

Wenn ich in Urlaub fahre, dann mache ich das gerne so ein bisschen auf eigene Faust. Es ist einfach schön, da und dort länger verweilen zu können und nicht mit einer Gruppe unterwegs zu sein, wo es dann heißt: "Jetzt haben Sie noch 15 Minuten Aufenthalt, und dann geht es weiter." An den Plätzen verweilen zu können, die einen besonders interessieren, an anderen wiederum schneller vorbei zu können, das reizt mich schon.

Eines aber, das plane ich grundsätzlich schon von zuhause aus: Die einzelnen Unterkünfte, die müssen sicher sein. Da lasse ich mich nicht auf Experimente ein. Nicht auszudenken, wenn ich irgendwo ankäme und es gäbe weit und breit kein Bett mehr.

Liebe Schwestern und Brüder,

bei aller Abenteuerlust und aller Urlaubsfreude - ein gewisses Maß an Sicherheit, das muss schon sein: Die Route wird vorher geklärt, die Unterkünfte gebucht und auch der Wagen kommt vorher noch mal schnell zum Kundendienst, damit er der Aufgabe wirklich gewachsen ist. Solch eine Sicherheit, nach der verlangt mich selbst im Urlaub.

Und ich stehe da - denke ich - gar nicht allein. Aufbrechen aufs Gradewohl, nicht zu wissen, wo man ankommen wird, und nicht sagen zu können, was dann werden wird, das tun sich die wenigsten gerne an - und freiwillig schon gar nicht.

Aber welche Sicherheit habe ich denn? Weiß ich denn wirklich, dass die Unterkunft recht sein wird, dass man mich nicht in irgendeinem Loch unterbringen, das Haus mitten in der Pampa und meilenweit vom nächsten Strand entfernt liegen wird? Woher will ich wissen, dass der Katalog mir nicht das Blaue vom Himmel vorschwärmt, wo in Wirklichkeit lediglich die Baumaschinen in den Himmel wachsen? Beispiele von Urlaubsreisen, die völlig danebengegangen sind und nichts mehr an Erholungswert hatten, gibt es schließlich zuhauf.

Da hilft eigentlich nur eines: einfach nicht beim Erstbesten buchen und schon gar nicht beim Billigsten. Man muss schon ein wenig darauf schauen, mit wem man verreist, welcher Veranstalter hinter welchem Angebot steht und was man sonst so alles von ihm hört.

Bei manchem Unternehmen muss man eher vorsichtig sein, bei anderen, da kann man eigentlich voll drauf gehen, dass die fast immer halten, was sie versprechen. Da gibt's Erfahrungswerte und auch die eine oder andere Empfehlung, auf die man sich verlassen kann.

Die Bibel gibt uns heute auch eine Empfehlung. Sie spricht von jemandem, der aufgebrochen ist - weiß Gott, zu allem anderem als einer Urlaubsreise. Das war weit mehr als ein Abenteuer.

Da brach jemand auf, auf ein Ziel hin, das er nicht kannte, auf einem Weg, der ihm fremd war, und mit einer Ausrüstung, von der er nicht wusste, ob sie ihn die nächsten Monate wirklich tragen würde. Und von einer Versicherung, von irgendwelchen Sicherheiten konnte er nur träumen.

Das einzige was ihm blieb, die einzige Zuversicht, die ihn getragen hat, das einzige, was er als Absicherung in Händen hatte, das war das Wort - das Wort seines Gottes.

Der Veranstalter, der seine Route geplant hatte, der die Unterkünfte gebucht und die Eckdaten abzustecken sich bereit erklärt hatte, das war Gott selbst. Ein Reiseveranstalter gleichsam, dem Abraham auf seinem Weg zu trauen und letztlich immer mehr zu vertrauen gelernt hat. 

Sein Aufbruch ist wie eine Empfehlung, ein Erfahrungsbericht, ein Empfehlungsschreiben für den Reiseveranstalter Gott und Sohn.

Und allen, die in diesen Tagen wieder vor einem Aufbruch stehen, die vor einem Weg stehen, der nicht planbar und nicht vorausberechenbar ist, all denen will die Bibel diesen Gott ans Herz legen. Für solche Wege ist er Spezialist.

Abraham hat das erfahren. Das Volk Israel hat es auf seiner Wüstenwanderung erlebt. Und unzählige Menschen die in ihrer ganz eigenen Lebensgeschichte mit diesem Gott schon die unmöglichsten Touren glücklich hinter sich gebracht haben, die ihr Ziel erreicht haben, legen Zeugnis davon ab.

Diesem Gott kann man trauen, sagt die Bibel.

Sie sagt es unseren Pfarrgemeinderäten, die in diesen Wochen überlegen müssen, wie es im Herbst mit unserem Pfarrgemeinderat weitergeht. Sie sagt, dass man mit Gott getrost in eine unbekannte Zukunft aufbrechen kann, weil Gott selbst der Weg ist und weil er selbst darüber hinaus auch noch das Ziel bereitet. Sie sagt, dass manchmal nichts fataler ist, als vergangenheitsverliebt einfach sitzen zu bleiben, dass es sich lohnt mit diesem Gott aufzubrechen, sich auf den Weg zu machen - auch auf Unbekanntes hin.

Die Bibel sagt jedem und jeder, die ganz persönlich vor einem schwierigen Wegabschnitt steht, dass sie nicht ängstlich zurückschrecken muss. Ich kann ihn gehen.

Es wird Strecken geben, die er selbst gestalten muss, bei denen sie entscheiden kann, wo sie länger verweilt und was er wie genau angeht. Es wird Abschnitte geben, die ich ganz allein gestalten muss und dann auch alleine zu verantworten habe, bei denen es ganz auf mich ankommt.

Für die Quartiere aber, für die ist schon gesorgt. Und dass sie voll in Ordnung sein werden, dafür bürgt Gott als Veranstalter mit seinem guten Namen. Und das Ziel steht auch bereits fest. Und selbst die Route - der ganze Weg letztlich - ruht in Gottes Hand.

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(gehalten am 19./20. Februar 2005 in den Kirchen der Seelsorgeeinheit St. Peter, Bruchsal)