Predigten aus der Praxis
Ansprachen für Sonn- und Festtage
2. November - Allerseelen (1 Thess 4,13-18)
Brüder, wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Wenn Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen. Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind, wenn der Herr kommt, werden den Verstorbenen nichts voraushaben. Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen; dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt, dem Herrn entgegen. Dann werden wir immer beim Herrn sein. Tröstet also einander mit diesen Worten! (1 Thess 4,13-18)
Oh je, da habe ich mich aber gründlich blamiert.
Allerseelen? Das fällt dieses Jahr doch aus! Das fällt doch auf den Sonntag und am Sonntag feiern wir doch nicht Allerseelen!
Liebe Schwestern und Brüder,
da habe ich mich wirklich blamiert.
Aber wie kann man denn auch! Wie kann man am Sonntag die Verstorbenen in den Mittelpunkt stellen, den Tod? Am Sonntag feiern wir doch Auferstehung! Wir feiern, dass Jesus Christus den Tod durchbrochen hat und lebt. Der Sonntag ist der Tag des Lebens und doch nicht des Sterbens!
So hatte ich gedacht, aber da hatte ich wohl ganz gründlich falsch gedacht. Nein, nicht was den Sonntag angeht. Das ist völlig richtig, am Sonntag feiern wir Auferstehung. Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest. Aber was Allerseelen angeht, da lag ich wohl völlig daneben. Denn logisch, es geht an Allerseelen doch nicht um den Tod, das ist doch kein Trauertag.
Natürlich denken wir heute an die Verstorbenen. Aber wir trauern nicht. Wir feiern, wir feiern, dass wir Grund zur Hoffnung haben!
Wie sagt Paulus? Wir brauchen nicht trauern wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn Jesus gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen mit ihm zur Herrlichkeit führen.
Gott führt unsere Verstorbenen zur Herrlichkeit. Das ist uns Glaube. Und deswegen legen wir heute auch voll Vertrauen all unsere Verstorbenen vor unseren Herrn. Wir vertrauen sie ihm an, weil wir auf ihn bauen dürfen, selbst in der Trauer, selbst im Tod.
Natürlich feiern wir heute Allerseelen, auch wenn Allerseelen auf einen Sonntag fällt, wir feiern in diesem Fall dann nicht den Sonntag sondern den Allerseelentag.
Mich musste dieses Mal erst unsere Gemeindereferentin drauf hinweisen. Ich hab' mich da ganz schön blamiert. Aber dadurch ist mir auch wieder ganz neu klar geworden, welchen Stellenwert dieser Tag hat, was es bedeutet, dass wir keinen Grund zur Verzweiflung haben, selbst wenn wir Menschen verlieren, die uns unendlich wichtig sind.
Wir haben keinen Grund, in die Knie zu gehen, in uns zusammenzusacken und die Sonne am Himmel nicht mehr zu sehen. Denn wir haben ihn, unseren Herrn Jesus Christus, der den Tod durchbrochen hat, der nicht im Tod geblieben ist, damit wir nicht im Tod bleiben, damit wir darum wissen, dass uns Gott, der uns das Leben geschenkt hat, auch durch den Tod hindurchträgt. Uns und alle, die mit uns verbunden sind.
Das feiern wir heute. Wir feiern unsere Hoffnung Wir feiern unsere Zuversicht. Denn es trifft nur bedingt zu, was jenes Sprichwort suggeriert. das Sie sicher alle kennen, dieses Wort, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Das ist - für Christen zumindest - eigentlich gar nicht wahr. Nicht die Hoffnung stirbt zuletzt - die Hoffnung überlebt!
Amen.
(gehalten am 2. November 2014 in der Paulus- und Antoniuskirche, Bruchsal)