Predigten aus der Praxis
Ansprachen für Sonn- und Festtage
Dreifaltigkeitssonntag (Röm 5,1-5)
Brüder! Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Mehr noch, wir rühmen uns ebenso unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. (Röm 5,1-5)
"Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", so sagt man doch, und man meint damit, dass es keinen Ausweg mehr gibt, dass man keine Möglichkeiten mehr sieht, und alle Aussichten recht düster erscheinen. Man sagt dies meist in ausgesprochen bedrohlichen Situationen.
Liebe Schwestern und Brüder,
wir stehen mit dem Rücken zur Wand!
Spätestens nach dem 7. Mai, nach unserer Pfarrversammlung mit all den erschreckenden Informationen über das Geld, das uns fehlt - und noch mehr - über all die Perspektiven, die uns nicht minder fehlen - was am Ende noch viel drängender ist -, spätestens nach diesem Datum, wird das jeder und jede von uns ganz sicher unterschreiben.
Um so mehr habe ich aufgehorcht, als letzthin jemand sagte: Mit dem Rücken zur Wand zu stehen, nun, das ist im entscheidenden Augenblick ja gar nicht einmal die schlechteste Position. Wer die Wand im Rücken hat, dem kann man schon einmal nicht mehr in den Rücken fallen. Und stürzen wird der auch nicht so schnell, denn er hat Halt - wird von der Wand gehalten.
Da hat für mich jene Wand im Rücken plötzlich ihr Bedrohliches verloren. Und mir fielen eine Fülle anderer Bilder ein, Bilder, die ich aus der Bibel kenne. Vom Felsen etwa - von Gott, der der Fels meines Heiles ist, oder gar feste Burg sein will.
Mit einem Halt im Rücken, lässt sich wohl manche bedrohliche Situation doch noch ganz ordentlich meistern. Wenn einem Gott selbst aber den Rücken stärkt, dann lässt sich mutig vorwärts gehen.
Und wenn er sich so massiv hinter einen stellt, dann ist die Richtung auch klar vorgezeichnet. Dann gibt es kein zurück, aber es gibt ein mutiges voran!
Hat Paulus das gemeint, wenn er davon spricht, dass wir uns selbst unserer Bedrängnis rühmen können?
Wenn andere schon von auswegloser Situation sprechen, hat der, der Gott im Rücken weiß, der sich an ihn anlehnen kann, immer noch Grund Halleluja - Preiset den Herrn - zu singen. Für ihn gibt es keinen Grund zu irgendwelchen Kurzschlusshandlungen und er kann auch ungewisse Situationen aushalten, weil er die Hoffnung nicht verlieren wird, die Hoffnung, mit diesem Gott zusammen selbst Mauern zu überspringen.
Paulus selbst schreibt es uns heute ganz dick ins Stammbuch. Wir rühmen uns selbst unserer Bedrängnis, denn wir wissen, sie bewirkt Geduld und Bewährung.
Wir haben die Wand im Rücken, einen festen Halt, das heißt, selbst in der Bedrängnis brauchen wir nichts zu überstürzen, können geduldig an den Lösungen arbeiten und uns selbst in diesen Schwierigkeiten ganz neu bewähren.
Wenn man dies erst einmal verinnerlicht hat, dann gibt das Mut und vor allem Hoffnung. Daraus erwächst ganz neue Hoffnung.
Wer aber Hoffnung hat, den kann nichts schrecken. Hoffnung nämlich, Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen.
Amen.
(gehalten am 25./26. Mai 2013 in den Kirchen der Pfarrei St. Peter, Bruchsal)