Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


13. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C (Gal 5,1. 13-18)

Brüder! Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen! Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Wenn ihr einander beißt und verschlingt, dann gebt acht, dass ihr euch nicht gegenseitig umbringt. Darum sage ich: Lasst euch vom Geist leiten, dann werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen. Denn das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist, das Begehren des Geistes aber gegen das Fleisch; beide stehen sich als Feinde gegenüber, so dass ihr nicht imstande seid, das zu tun, was ihr wollt. Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz. (Gal 5,1. 13-18)

Wow, das ist eine Botschaft für den heutigen Tag!

Wir sind zur Freiheit befreit!

Was für eine Aussage! Da muss einem ja das Herz aufgehen, da brechen Begeisterung und Jubelstürme los!

Liebe Schwestern und Brüder,

offenbar nicht wirklich. Also wenn ich so in Ihre Gesichter schaue - Begeisterung sieht anders aus.

Und ich gebe zu, ich habe mich bei der Textauswahl, die für den heutigen Gottesdienst zur Verfügung steht, auch zuerst auf anderes stürzen wollen, bis ich dann wirklich an diesem Pauluswort hängen geblieben bin.

Mit der Botschaft von der Freiheit lockt man bei uns - zumal im deutschen Südwesten - kaum noch jemanden hinter dem Ofen hervor. Die Zeiten in denen man so etwas wie Unfreiheit erlebt hat sind längst vorbei. Und selbst was Kirche angeht leben wir hier bei uns ja vergleichsweise in paradiesischen Zuständen. Da vergisst man manchmal allzu leicht, welche Bedeutung so manches Gut hat, das Menschen vor uns erkämpft haben, das man letztlich geschenkt bekommen hat und von dem Generationen häufig nur träumen konnten.

Ihr seid zur Freiheit befreit! Wir müssen uns erst wieder bewusst machen, was das für eine Botschaft ist!

Da wird uns von einem Gott gekündet, der Menschen nicht knechtet und klein hält, nicht mit unsinnigen Geboten quält, geschweige denn Übertretungen unbarmherzig ahndet. Da wird uns gesagt, dass uns dieser Gott als Partner will, uns dazu beruft vor ihm zu stehen, als aufrechte Menschen, mit eigenem Kopf und all unserer Würde. Da wird uns eine Freiheit geschenkt, der nur die Würde des anderen Menschen Grenzen setzt, und die uns ermöglicht schon hier erfüllt und glücklich zu leben. Und das einzige, was dieser Gott von uns erwartet, ist, dass wir dieses Geschenk, an andere Menschen auch weiterschenken, uns für sie einsetzen und miteinander diese Welt gestalten.

Was für eine Botschaft! Wir haben keine andere Aufgabe, als diese Welt so zu gestalten, dass es uns allen darin gut geht, dass unsere Kinder eine Zukunft haben und ihnen ein Leben in Sicherheit ermöglicht wird, dass denen, die sich vor Gott fürchten und deren Religiosität in Ängste und Zwänge hineinführt, die Augen geöffnet werden, bewusst gemacht wird, dass sie sich vor Gott nicht krümmen müssen, sondern erhobenen Hauptes, als erlöste Menschen sich ein Leben in Glück gönnen dürfen. Wir stehen vor einem Gott, der nichts anderes von uns möchte, als dass wir das Leben und die Lebensmöglichkeiten des anderen Menschen nicht aus dem Blick verlieren. Und nicht nur derjenigen, die in unserer Nachbarschaft leben. Auch derjenigen, die am anderen Ende der Welt, jenseits der großen Ozeane, zu Hause sind.

Das gefällt nicht immer allen. Das ärgert auf der einen Seite diejenigen, die meinen, Gott anders erleben zu müssen, die meinen, dass man zuallererst die Zügel anziehen müsse. Und auf der anderen Seite bringt es die auf den Plan, die gar der Meinung sind, dass man das Elend von Menschen durchaus hinnehmen könne, um den eigenen Wohlstand zu sichern.

All denen darf man nicht das Feld überlassen. Solchen Meinungen, solchen Tendenzen und solchen Menschen muss man widerstehen. So wie es Menschen, auch hier in Bruchsal, immer wieder tun: Indem sie für das freie Wort eintreten, indem sie nicht alles hinnehmen, oder - in unserer Peru-Partnerschaft etwa - für Gerechtigkeit, für Änderung der sozialen Verhältnisse und für die Befreiung von Menschen auf der ganzen Welt eintreten.

Wenn unser Perukreis am heutigen Patrozinium unserer Pfarrei sein zwanzigjähriges Bestehen feiert, dann ist das ein gutes Zeichen, eines, auf das wir stolz sein dürfen. Denn Menschen wie sie sorgen dafür, dass dieses Gut, das uns letztlich geschenkt worden ist, dass die Freiheit, aus der heraus wir alle hier leben, dass dieses Gut hochgehalten wird, nicht unter die Räder kommt und auf dieser Welt immer unumkehrbarer weil immer selbstverständlicher wird.

Wir sind zur Freiheit befreit! Vergessen wir das nie! Achten wir das nie gering. Lassen wir uns dieses Gut nie aus den Händen nehmen und streiten wir dafür, dass es wirklich allen zuteil wird. Unterstützen wir den Geist der Freiheit, den Geist Gottes, der uns - wie Paulus sagt - führen will, der die ganze Welt führen will aus allen Unterdrückungen und aus allen Zwängen heraus. zur Befreiung aller Menschen.

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(gehalten am 29./30. Juni 2013 in den Kirchen der Pfarrei St. Peter)