Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


8. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B (Hos 2,16b. 17b. 21-22 mit Mk 2,18-22)

So spricht der Herr: Ich will Israel, meine treulose Braut in die Wüste hinausführen und sie umwerben. Sie wird mir dorthin bereitwillig folgen wie in den Tagen ihrer Jugend, wie damals, als sie aus Ägypten heraufzog. Ich traue dich mir an auf ewig; ich traue dich mir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen, ich traue dich mir an um den Brautpreis meiner Treue: Dann wirst du den Herrn erkennen. (Hos 2,16b. 17. 21-22)

Da die Jünger des Johannes und die Pharisäer zu fasten pflegten, kamen Leute zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten. Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch vom alten Kleid ab, und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche; der Wein ist verloren, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuer Wein gehört in neue Schläuche (Mk 2,18-22)

Klassische Frage bei der Kirchenrechtsprüfung: "Wer kann nur gültig heiraten?"

Einfache Antwort: "Mann und Frau!"

Liebe Schwestern und Brüder,

diese Antwort ist so einfach, dass die wenigsten Prüflinge auf Anhieb drauf kommen. Da rattert man dann in Gedanken alle Ehehindernisse und Trauungsverbote durch, aber auf das nächstliegende kommt man - zumindest in der Prüfung - meist nicht.

Klar, zum Heiraten brauchts Mann und Frau. Weil aber dieser Umstand - zumindest für das Kirchenrecht - so selbstverständlich ist, deshalb frage ich mich gerade angesichts des heutigen Evangeliums ganz besonders: Wo ist die Frau?

Da vergleicht sich Jesus - und er tut es ja immer wieder - mit einem Bräutigam. Was aber ist ein Bräutigam ohne eine Braut?

Wir haben eine Hochzeit, und wir sind zu dieser Hochzeit geladen, wir feiern das Fest und der Bräutigam ist da, er hat sich auch heute hier mitten unter uns angesagt - nur wo ist die Braut?

Nein, das ist kein Scherz, es ist auch kein Rätsel, es ist eine ernst gemeinte Frage. Und sie ist so ernst, dass es tatsächlich auch eine Antwort auf sie gibt. Die Antwort haben wir ja eben in der Lesung aus dem Hoseabuch bereits gehört. Dort wird ja glücklicherweise geklärt, wer heute heiratet: Der Bräutigam, das ist Gott selbst - soviel war ja schon klar -, und der heiratet:

"Ich traue dich mir an auf ewig;" sagt er, "ich traue dich mir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen, ich traue dich mir an um den Brautpreis meiner Treue."

Gott ist der Bräutigam. Und heiraten tut er sein Volk. Und sein Volk, das sind wir. Wir sind die Braut.

Wenn Sie heute Morgen noch nicht das Gefühl gehabt hatten, auf eine Hochzeit zu gehen, geschweige denn auf Ihre Hochzeit zu gehen, dann sollten Sie sich jetzt ganz schnell darauf einstellen. Die Feier hat nämlich schon begonnen und Sie sind kein x-beliebiger Gast, Sie sind eine der Hauptpersonen. Wir sind nämlich Gottes Volk und sein Volk, das ist die Braut.

Und bitte fangen Sie mir jetzt nicht damit an, dass das viel zu überraschend käme, dass Sie ja gar nicht darauf eingestellt wären, oder gar erst noch Bedenkzeit bräuchten. Die Feier hat schon angefangen, wir sind mittendrin. Machen Sie jetzt ja nichts unüberlegtes.

Und selbst wenn Sie augenblicklich gar nicht in Hochzeitsstimmung sein sollten, selbst, wenn Sie jetzt überhaupt nicht in Liebe entflammt wären, die Beziehung zu diesem Gott absolut nicht heißblütig, sondern eher etwas unterkühlt sein sollte, schlagen Sie die Brautwerbung dieses Gottes um Himmels Willen ja nicht vorschnell aus!

Wenn Gott so um einen freit, dann müsste man nämlich ziemlich blöde sein, ihm einen Korb zu geben. Schauen Sie sich - im Vertrauen gesagt - nur einmal seine Mitgift an. Das ist ein Brautpreis!

Das bringt er in diese Ehe mit ein: Er sorgt für Gerechtigkeit und Recht, er schafft Erbarmen und ermöglicht Liebe. Und er stellt dabei auch noch einen Blankoscheck aus. Er macht all dies nämlich ohne Vorbedingungen, denn seine Treue - wohlgemerkt: seine Treue - die legt er zu allem anderen sogar noch oben drauf.

Wenn das kein Grund ist, nicht nur zu Feiern, sondern mit diesem Feiern gar nicht mehr aufzuhören! Wer diesen Gott zum Partner hat, der kann sich "von" schreiben.

Dieser Gott ist nicht nur etwas für eine kurze Liebelei. Bei ihm muss man keine zwar liebevolle aber brotlose Zukunft befürchten. Diese Ehe hält allen vernünftigen Überlegungen Stand. Die würde schon als Vernunftehe glatt durchgehen. Auf diese Hochzeit können Sie sich, auch wenn sie mehr als überraschend käme ohne lang zu überlegen ruhig einlassen, denn - wenn wir jetzt nicht in der Kirche wären , dann würde ich sagen -, dieser Gott, der ist wahrhaftig eine verdammt gute Partie.

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(gehalten am 2. März 2003 in der Pauluskirche, Bruchsal)