Die Bibel
Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...
Das erste Makkabäerbuch ⋅1⋅
- 1. Aufbau und Struktur des Buches
- 2. Der Verfasser und die Zeit der Abfassung
- 3. Die Intention des Werkes
Das erste Makkabäerbuch bezeichnet man am besten tatsächlich als Geschichtsbuch. Es beginnt mit der Schilderung der Situation vor Beginn der kriegerischen Auseinadersetzungen.
1. Aufbau und Struktur des Buches
a. Zum Inhalt
So werden gleichsam in einer Einleitung (1 Makk 1-2) zunächst die beiden feindlichen Parteien, die sich nun gegenüberstehen, vorgestellt.
Auf der einen Seite war das der Hellenismus, der sich überall breitmachte und auch in jüdischen Kreisen teilweise unterstützt und begrüßt wurde. Der Hauptvertreter dieser Partei war der Seleukide Antiochus IV. Epiphanes, der von 175-164 v. Chr. einen Teil des ehemaligen Alexanderreiches beherrschte. Unter seiner Regierung kam es zu einem folgenschweren Konflikt zwischen den Seleukiden und der Jerusalmer Kultgemeinde.
- Der König griff in deren internste Angelegenheiten ein, indem er den Hohenpriester ein- und absetzte.
- Und um darüber hinaus seine Macht über die Juden gleichsam endgültig zu demonstrieren, konfiszierte er den Tempelschatz.
Dieser Partei gegenüber stand der Widerstand des nationalen Gewissens Israels. Die Kreise, die sich dem Gesetz und dem Tempel verpflichtet wussten, formierten sich unter Mattatias, der letztendlich einen heiligen Krieg gegen Antiochus IV. Epiphanes ausrief.
Der Hauptteil des Buches ist in drei Abschnitte gegliedert. Sie behandeln die Taten der drei Söhne des Mattatias, die nacheinander die Führung des Widerstandes übernahmen.
(1) Judas Makkabäus
Berg Arbel - Felsabstürze mit Höhlen, Zufluchtsstätten
für Widerstandskämpfer aus verschiedenen Jahrhunderten.
© Katholisches Bibelwerk Linz, Kapuzinerstr. 84, A-4020 Linz
Der erste von ihnen ist Judas, genannt Makkabäus. Er leitete den jüdischen Widerstand von 166-160 v. Chr. (1 Makk 3,1-9,22). Dabei errang er eine Reihe von Siegen über die Heerführer des Antiochus. Er konnte Jerusalem erobern und den Tempel wiederherstellen.
Letztlich erreichte er, dass die Juden wieder frei nach ihren Sitten leben konnten.
Judas konnte seine Position auch unter dem Nachfolger des Seleukiden-Herrschers Antiochus IV. Epiphanes, nämlich unter Antiochus V. Eupator (164-162 v. Chr), halten.
Erst unter Demetrius I., der von 162-150 v. Chr. herrschte, geriet er in größere Schwierigkeiten. Die Ursache dafür waren Intrigen des Hohenpriesters Alkimus.
Doch Judas konnte auch in dieser Situation weitere militärische Erfolge erringen. Ihm gelang dabei der entscheidende Schlag gegen den Feldherrn Nikanor, der im Auftrag der Seleukiden die Unruhen niederschlagen und den Tempel in Jerusalem zerstören sollte. Nikanor wurde besiegt und getötet.
Um seine Position endgültig zu festigen, suchte Judas das Bündnis mit den Römern. Doch da ereilte ihn der Tod auf dem Schlachtfeld.
(2) Jonatan
Sein Bruder Jonatan war sein Nachfolger (1 Makk 9,23-12,53). Er führt den Aufstand von 160-142 v. Chr.
Nun gewannen politische Aktionen größere Bedeutung. Die militärischen Unternehmungen traten stärker in den Hintergrund.
Jonatan machte sich die Streitigkeiten um den Thron Syriens geschickt zunutze. Er unterstützte Alexander Balas, der um die Nachfolge des Seleukiden-Herrschers Demetrius I. kämpfte, und wurde von diesem letztlich zum Hohenpriester ernannt. Auch der Nachfolger des Alexander V. Balas, Demetrius II. (145-142 v. Chr.) erkannte das Hohepriesteramt des Jonatan an und bestätigte die Ernennung durch Alexander.
Dieser Demetrius II. konnte aber nicht alleine regieren. Antiochus, ein Sohn Alexander V. Balas machte ihm die Regentschaft streitig. Jonatan wechselte schließlich die Fronten und stellte sich auf die Seite des Antiochus, der sich nun Antiochus VI. Epiphanes Dionysios nannte.
Jonatan versuchte in der Folge, mit den Römern und den Spartanern einen Bund zu schließen, um seine Macht zu festigen.
Das unter seiner Kontrolle stehende Gebiet weitete sich denn auch aus und der innere Frieden schien gesichert.
Da geriet Jonatan zwischen die Räder einer seleukidischen Hofintrige. Der Feldherr des Antiochus VI. Epiphanes Dionysios (145-142 v. Chr.), Tryphon, intrigierte gegen seinen König und konnte den Thron für sich gewinnen.
Jonatan der sich auf die Seite Antiochus VI. gestellt hatte, fiel in die Hände Tryphons und wurde von ihm gefangengenommen.
(3) Simeon
Nun trat der Bruder Jonatans, Simeon, auf den Plan. Er wurde von Demetrius II., der nun gegen Tryphon kämpfte und diesen letztlich auch besiegte, unterstützt und konnte dementsprechend von 142-134 v. Chr. das Hohepriesteramt in Jerusalem ausüben (1 Makk 13,1-16,24).
Von Antiochus VII. wurde Simeon dann als Hoherpriester, Heerführer und Ethnarch der Juden anerkannt.
Damit war die politische Selbständigkeit Israels errungen.
Simeons Titel wurden schließlich durch ein Dekret des Volkes bestätigt.
Um seine Unabhängigkeit von den Seleukiden zu wahren, erneuerte Simeon den Bund mit den Römern.
Es folgte eine Zeit des Friedens und des Wohlstandes.
Da wandte sich Antiochus VII. Sidetes (139-129 v. Chr.), der Nachfolger Demetrius II., gegen die Juden. Simeon wurde Opfer einer Intrige im eigenen Haus. Er wurde von seinem Schwiegersohn, der sich von Antiochus VII. eine Belohnung erhoffte, ermordet.
Simeons Sohn Johanan wurde daraufhin als Johannes Hyrkanus Nachfolger als Hoherpriester.
b. Übersicht ⋅2⋅
Diese geschichtlichen Vorgänge zeichnet das erste Makkabäer-Buch nach. Es folgt dabei folgender Gliederung:
2. Der Verfasser und die Zeit der Abfassung
Die Darstellung des ersten Makkabäer-Buches umfasst also rund vierzig Jahre. Sie beginnt mit dem Regierungsantritt des Antiochus IV. Epiphanes (175 v. Chr.) und reicht bis zum Tod Simeons und dem Regierungsbeginn des Johannes Hyrkanus (134 v. Chr.).
Das Buch wurde dabei hebräisch oder aramäisch geschrieben. Das Original ist allerdings verloren gegangen. Wir kennen nur noch seine griechische Übersetzung.
Der Verfasser des ersten Makkabäer-Buches ist ein Jude aus Palästina, der sein Werk sicher nach 134 v. Chr. geschrieben hat. Mit der Schilderung der Ereignisse dieses Jahres endet schließlich seine Darstellung.
Die positive Zeichnung der Römer liefert uns den Termin, vor dem das Werk auf jeden Fall fertig gewesen sein muss. Wir können sicher sein, dass der Verfasser des ersten Makkabäerbuches vor der Einnahme Jerusalems durch Pompeius im Jahre 63 v. Chr. geschrieben hat.
Die letzten Zeilen des Buches (1 Makk 16,23-24) lassen nun darauf schließen, dass Johannes Hyrkan bei der Abfassung des Werkes immer noch Hoherpriester war oder zumindest erst kurz zuvor verstorben sein konnte.
So kann man mit der Abfassung des ersten Makkabäer-Buches gegen Ende oder kurz nach dem Tod des Johannes Hyrkan rechnen. Wir können dementsprechend von der Zeit um das Jahr 100 v. Chr. ausgehen.
3. Die Intention des Werkes
Das erste Makkabäer-Buch ist ein wertvolles Dokument für die Geschichte der Zeit, von der es berichtet. Es liefert wichtiges Material.
a. Zur Gattung des ersten Makkabäer-Buches
Für die Auswertung dieses Materials ist es allerdings erforderlich, dass man die literarische Gattung des Werkes berücksichtigt. Das erste Makkabäer-Buch ist nämlich eine Nachahmung der alten Chroniken Israels.
Obwohl sich nämlich der Verfasser ausführlich über die kriegerischen Ereignisse und die politischen Intrigen verbreitet, will er doch nicht einfach historische Fakten aneinander reihen. Er will eine religiöse Geschichtsdarstellung bieten.
Wie die alten Chroniken Israels und die alten Geschichtswerke, so betrachtet er das Unglück seines Volkes als eine Strafe für die Schuld gegenüber Gott. Den Erfolg seiner Helden schreibt er dabei einzig und allein dem Beistand Gottes zu.
b. Die Rettung des Glaubens der Väter
Dabei ist der Verfasser durch und durch Jude. Das Engagement für seinen Glauben ist durch seine Darstellung hindurch immer wieder zu spüren. Der Kampf zwischen den Seleukiden und den Makkabäern ist für ihn nicht so sehr eine Frage der nationalen Unabhängigkeit. Es geht für ihn hier um die Vorherrschaft entweder des heidnischen Einflusses oder der Sitten der Väter. Es geht für ihn also letztlich um den Glauben.
Dementsprechend ist der Verfasser des ersten Makkabäer-Buches ein entschiedener Gegner jeglicher Hellenisierung. Schon von daher wird seine Bewunderung für die Helden verständlich. Sie haben für Gesetz und Tempel gekämpft und dem Volk dabei zuallererst seine religiöse Freiheit wiedergeben.
Der Verfasser fühlt sich also als Chronist eines Kampfes, in dem das Judentum - und das heißt: der Glaube der Väter - gerettet wurde.
Anmerkungen