Die Bibel

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Weiter-ButtonZurück-Button Sacharja ⋅1⋅

Das heutige Sacharja-Buch setzt sich aus zwei bzw. drei Teilen zusammen. Der erste Teil umfasst die Kapitel Sach 1-8.

Hier liegt vermutlich der ursprüngliche Teil der Verkündigung des Sacharja vor. Die Sammlung ist genau datiert und im Gedankengut einheitlich, wobei man gerade die Datierungen natürlich immer mit Vorsicht genießen muss.

Der zweite Teil des Sacharja-Buches, also die Kapitel 9-14, stammen mit großer Wahrscheinlichkeit von einem späteren Propheten. Wir müssen sie daher unserem chronologischen Vorgehen entsprechend - ähnlich wie schon beim Jesaja-Buch - weiter unten behandeln

1. Das Auftreten Sacharjas

Folgt man der Einleitung des Sacharja-Buches, dann trat der Prophet im Oktober-November 520 v. Chr. erstmals auf, also nur zwei Monate nach der ersten Weissagung Haggais.

Zumindest über zwei Jahre hinweg scheint man sein Wirken festmachen zu können. So kann man also als Rahmen für das öffentliche Auftreten des Propheten Sacharja die Zeit von 520 bis etwa 518 v. Chr. angeben (vgl. Hag 1,1 mit Sach 1,1; 7,1).

2. Überblick ⋅2⋅

Die Sammlung dieses ersten Teiles des heutigen Sacharja-Buches umfasst nach einer Einleitung im wesentlichen sieben bzw. acht Visionen.

A)
Sach 1,1-6
Bußpredigt (Okt./Nov. 520 v. Chr.)
B)
Sach 1,7-6,15
Komposition aus Visionen und Worten (Febr. 519 v. Chr.)
Sach 1
I. Vision (Sach 1,8-13. 14-15): Mann auf rotbraunem Pferd zwischen Myrten, dahinter Reiter auf andersfarbigen Pferden
Einzelwort (Sach 1,16-17)
Sach 2
II. Vision (Sach 2,1-4): Vier Hörner, von vier Schmieden umzuwerfen
III. Vision (Sach 2,5-9): Mann mit Messschnur, um Jerusalem auszumessen
Einzelworte (Sach 2,10-17)
Sach 3
Zwischenvision (Sach 3,1-7): Freispruch und Amtseinsetzung Josuas
Einzelworte (Sach 3,8-10); Stein von Josua
Sach 4
IV. Vision (Sach 4,1-6a: 10b-14): Leuchter, umgeben von zwei Ölbäumen
Verheißungen an Serubbabel (Sach 4,6b-10)
Sach 5
V. Vision (Sach 5,1-4): Fliegende, fluchbeladene Schriftrolle
VI. Vision (Sach 5,5-11): Weib in der Tonne
Sach 6
VII. Vision (Sach 6,1-8): Vier Wagen in vier Himmelsrichtungen
Symbolische Krönung (Sach 6,9-15)
C)
Sach 7-8
Sogenannte Fastenpredigt (Dez. 518 v. Chr.; vgl. Jes 58)
mit Anklage und verschiedenartigen - teils späteren - Heilsweissagungen (Sach 8,1ff)

3. Die theologische Intention Sacharjas

a. Die Rolle des "angelus interpres"

Als erstes fällt im Blick auf die Visionen des Sacharja auf, dass die Rolle, die Gott in diesen Visionen spielt, eine ganz andere ist, als etwa in der Zeit vor oder während des Exils.

Amos hatte beispielsweise noch sagen können:

"Folgendes ließ mich schauen Jahwe, der Herr..." (Am 8,1-2; vgl. auch Jer 1,13-14.)

In Sacharjas Visionen wird Gott immer durch einen Dolmetscher- oder Deute-Engel, einen sogenannten "angelus interpres" vertreten. Dieser Engel gibt die Erläuterungen, stellt und beantwortet Fragen, ja führt die Vision sogar ab und an erst herbei (vgl. Sach 4,1-2. 5; 5,3ff u. a.).

Er wird also zu einer Mittlerfigur zwischen dem "Herrn der ganzen Erde" (Sach 4,14; 6,5) und dem Propheten.

Schon bei Ezechiel (vgl. Ez 40,3-4) gab es solche Ansätze. Bei Sacharja sind sie ganz besonders ausgeprägt. Dies lässt auf das Gottesbild Sacharjas schließen. Der "Herr der ganzen Erde" rückt in weitere Ferne. Er verkehrt nicht mehr unmittelbar mit dem Menschen.

b. Wiederaufbau des Tempels und Wiederherstellung des Volkes

Wie für Haggai, so ist auch für Sacharja der Wiederaufbau des Tempels das erste Anliegen.

Mehr als bei Haggai gewinnt aber auch die Wiederherstellung des Volkes als Anliegen bei Sacharja Gewicht. Hierzu ist vor allem eine Wiederbesinnung auf Reinheit und Sittlichkeit erforderlich.

Die Wiederherstellung des reinen und sittlich erneuerten Volkes ist für Sacharja dann die Eröffnung einer messianischen Zeit.

c. Die Messiaserwartung Sacharjas

Den Mittelpunkt seiner Vision stellt deshalb auch die Verheißung an Serubbabel, den Statthalter des Perserkönigs und Spross aus dem Geschlechte Davids dar. Ihm verheißt er in einer symbolischen Krönung die Königskrone (Sach 6,9-14).

Dass er hier ursprünglich den Serubbabel angesprochen haben muss, geht aus dem heutigen Textzusammenhang übrigens eindeutig hervor. Der Name Serubbabel steht aber heute nicht mehr im Text.

In späterer Zeit haben anscheinend die Schriftgelehrten an dieser Stelle den Namen des Hohenpriesters Josua eingesetzt und ihn an die Stelle Serubbabels eingetragen. Dies geschah in einer Zeit, in der das Priestertum alle Macht besaß und diese faktische Macht nachträglich in die alte Verheißung eingetragen wurde.

Aber auch bei Sacharja selbst spielt das Priestertum Josuas schon eine gewaltige Rolle. In Kapitel 3 wird - ebenfalls in einer Vision - die Amtseinsetzung des Josua in dieser messianischen Zeit geschildert.

Ölbaum

Ölbaum.

Foto-Button© Katholisches Bibelwerk Linz, Kapuzinerstr. 84, A-4020 Linz

Josua, der Repräsentant des Priestertums ist neben Serubbabel dem­nach auch Gesalbter des Herrn.

Sacharja rechnet also mit zwei Gesalbten (Sach 4,14), mit zwei Messiassen. Er fragt den Deute-Engel, der ihm den Sinn der Visionen erschließt:

"Was bedeuten diese beiden Ölbäume zur Rechten des Leuchters und zu seiner Linken..." (Sach 4,11.)

und er erhält zur Antwort:

"Das sind die beiden Gesalbten, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen." (Sach 4,14.)

Diese beiden Gesalbten herrschen im übrigen in vollkommenem Einvernehmen (Sach 6,13).

Sacharja lässt also die alte Idee des Königsmessianismus wiedererstehen, verbindet sie aber mit den priesterlichen Anliegen Ezechiels. Gerade Ezechiels Einfluss ist in vielerlei Hinsicht im Sacharja-Buch spürbar:

  • in der vorherrschenden Rolle der Visionen,
  • in der apokalyptischen Tendenz
  • und nicht zuletzt in der Sorge um die Reinheit.

Diese Merkmale und auch die Rolle, die den Engeln bei Sacharja zukommen (vgl. Dan 8; 10), bereiten schon auf das Buch Daniel vor.

Blicken wir aber zunächst auf den Propheten Maleachi, der wohl einige Jahre nach Sacharja wirkte.

Weiter-ButtonZurück-Button Anmerkungen

1 Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 273-278; Alfons Deissler, Anton Vögtle (Hrsg.), Neue Jerusalemer Bibel (Freiburg / Basel / Wien 1985) 1029-1030. Zur Anmerkung Button

2 Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 273. Zur Anmerkung Button