Die Bibel

Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...


Weiter-ButtonZurück-Button Literarische Uneinheitlichkeit des Stoffes

Neben dieser traditionellen Auffassung erarbeitete die historisch-kritische Exegese ähnlich wie beim Pentateuch eine ganze Reihe Erklärungsversuche über die tatsächliche Entstehung der sogenannten "früheren Prophetenbücher", die zum Teil auch noch heute vertreten werden.

Schon im 19. Jahrhundert hatte man nämlich erkannt, dass sich in diesen Geschichtsbüchern über Israels Aufstieg und Niedergang Spannungen und Doppelungen finden.

  • In 1 Sam 9,15-27 z. B. wird die Einführung der Königsherrschaft positiv bewertet. Jahwe selbst sucht den Kandidaten aus.
    Kurz zuvor, in 1 Sam 8,1-22, aber wird eindringlich vor der Königsherrschaft gewarnt. Und auch 1 Sam 10,18-19 und 1 Sam 12,12-13 wird die Erwählung eines Königs als Abfall von Jahwe gewertet.
  • Die Erwählung Sauls zum König wird dreimal ganz unterschiedlich dargestellt:
    • Einmal die bekannte märchenhafte Erzählung, in der Saul auszieht um verlorene Eselinnen zu suchen und dabei von Samuel zum König gesalbt wird (1 Sam 9,1-10,16).
    • Dann wird Saul durch Samuel in Mizpa durch Los zum König bestimmt, und das obwohl er kurz zuvor von ihm bereits gesalbt worden war, (1 Sam 10,17-27).
    • Und ein drittes Mal wird Saul nach dem Sieg über die Ammoniter einfach zum König ausgerufen (1 Sam 11,12-14).
  • Auch über die Erwählung Davids liegen drei verschiedene Berichte vor:
    • In 1 Sam 16,1-13 haben wir den Bericht über eine heimliche Salbung Davids durch Samuel.
    • In 1 Sam 16,14-23 wird berichtet, dass David wegen seines Rufes als tüchtiger Krieger und Harfespieler ganz einfach an den Hof berufen wurde,
    • und in 1 Sam 17,12-58 findet sich der Bericht über den Kampf mit Goliath, der sich gleichsam ganz zufällig ergibt, weil David auf dem Weg zum Schafehüten seinen Brüdern im Feldlager etwas zu Essen mitnimmt.

Solche Spannungen und Doppelungen sind aber, wie wir schon am Pentateuch gesehen haben, mit die wichtigsten Belege für literarische Uneinheitlichkeit, also für mehrere Autoren und Bearbeitungsschichten.

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