Die Bibel
Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...
Quellen der Bücher Esra und Nehemia ⋅1⋅
1. Quellen bezüglich Esra
Wenn dem Chronisten auch keine geschlossene Esra-Quelle vorlag, so dürften ihm trotzdem einzelne ältere Materialen bezüglich Esra zur Verfügung gestanden haben.
Zu solchen Materialien zählt man beispielsweise den - im Grundbestand vermutlich "echten" - Erlass des Perserkönigs Artaxerxes für Esra (Esra 7,12ff) und vielleicht auch die Heimkehrerliste in Esra 8,1-14.
Die historisch verlässlichen Kenntnisse über Esra sind aber dementsprechend eher als gering einzustufen. Die Zeichnung seiner Gestalt ist sehr stark von der Absicht und dem Vorverständnis des Chronisten geprägt.
2. Die Nehemia-Denkschrift
Relativ gut unterrichtet sind wir hingegen über Nehemia. Die Nehemia-Denkschrift wird recht häufig als eigenständige Quelle des chronistischen Werkes anerkannt.
3. Weiteres Material
Darüber hinaus stand dem Chronisten für die Gestaltung des Esra und Nehemiabuches noch eine Fülle weiteren Materials zur Verfügung. Er konnte vermutlich auf recht unterschiedliche Quellen über
- die Heimkehr der Exilierten,
- den Tempel-
- und Mauerbau
- sowie die Neuberündung der Jerusalemer Gemeinde
zurückgreifen.
4. Chronik von Jerusalem
Von besonderer Bedeutung dürfte dabei eine weitere Quelle gewesen sein, die dem Chronisten wohl vorgelegen hat, auch wenn das bisweilen bestritten wird. ⋅2⋅
In Esra 4,6-6,15(. 18) liegt ein Text in aramäischer Sprache vor. Der Verfasser der Chronik, der ansonsten hebräisch schreibt, scheint hier demnach auf einen aramäischen Text zurückgegriffen zu haben, den er in sein Werk integriert. ⋅3⋅
Es handelt sich dabei vermutlich um eine Sammlung von Briefen. Sie handeln vom samaritanischen Widerstand und vom Tempelbau. Man nennt diese Briefsammlung daher "Chronik von Jerusalem".
Diese Briefsammlung ist aus doppeltem Grund bemerkenswert:
- Zum einen erwähnt sie die Propheten Haggai und Schacharja, die zum Tempelbau auffordern (Esra 5,1; 6,14);
- zum andern enthält sie (Esra 6,3-5) das Tempelbauedikt des Kyrus (538 v. Chr.). Dieser in Reichsaramäisch, der Amtssprache im westlichen Teil des Perserreiches, verfasste Brief entspricht der auch sonst erkennbaren Absicht der frühen Perserkönige, kultische und rechtliche Eigenarten abhängiger Völker zu fördern. ⋅4⋅
Anmerkungen