Die Bibel
Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...
Fortführung der klassischen Pentateuchhypothese in die Bücher Josua bis 2 Könige
- 1. J und E auch in Josua und 1/2 Könige
- 2. Ist der Jahwist so spät zu datieren?
- 3. Versuche einer Lösung
- 4. Fazit
Diese Entdeckung führte zuallererst dazu, dass man die Entstehung der Bücher Josua bis 2 Könige ähnlich zu erklären versuchte, wie die Entstehung des Pentateuchs.
Spannungen und Doppelungen im Text schienen ja - wie auch bei den fünf ersten Büchern des Alten Testamentes - auf verschiedene Quellenschichten hinzudeuten.
1. J und E auch in Josua und 1/2 Könige
So haben E. Schrader und E. Meyer die Hypothese aufgestellt, dass man im Buch Josua und in den Königsbüchern zumindest die erzählenden Pentateuchquellen, also den später so genannten Jahwisten und den Elohisten, entdecken könne. Das heißt also: zumindest was die Quellenschichten J und E angeht, ergäbe sich für die Bücher Josua bis 2 Könige eine ähnliche Entstehungsgeschichte, wie für den Pentateuch.
Carl Heinrich Cornill ⋅1⋅ und K. Budde haben diese Theorie dann Ende des 19. Jahrhunderts zu untermauern versucht.
2. Ist der Jahwist so spät zu datieren?
Wenn man das tut, dann muss man sich aber über eine Sache von vorne herein im Klaren sein.
Wenn man sagt, dass man den Erzählfaden des jahwistischen Werkes bis hinein in die Königsbücher verfolgen könnte, dann muss der Jahwist schließlich folgerichtig selbst von den Ereignissen um den Fall Jerusalems und das babylonische Exil berichtet haben. Die beiden Königsbücher reichen ja bis in die Zeit nach dem Fall Jerusalems 586 v. Chr.
Das heißt aber, dass der Jahwist dann erst zu dieser Zeit geschrieben haben könnte. Er könnte dann selbstverständlich kein Theologe am Hofe König Salomos gewesen sein, sondern wäre in der Zeit des Exils zu suchen.
Genau an diesem Punkt setzte nun aber die Diskussion über die oben genannte Hypothese ein.
Die Theorie, dass die Bücher Josua bis 2 Könige von den gleichen Quellenschichten gebildet werden, die auch den Pentateuch gebildet haben, funktioniert ja nur dann, wenn man die Entstehung dieser Quellenschichten auf die Zeit des Exils datiert.
Ansonsten müssten jene Quellenschichten ja von Ereignissen berichten, die erst lange nach ihrer Entstehung stattgefunden hätten.
Aber kann man wirklich die Entstehung - gerade etwa des Jahwisten - so spät ansetzen?
3. Versuche einer Lösung
K. Budde ⋅2⋅, versuchte das Ganze so zu lösen, dass er eben von zwei Jahwisten ausging. Ein älterer Jahwist habe bald nach David geschrieben, ein so genannter "jüngerer Jahwist" aber hätte in der späteren Königszeit gearbeitet. Dieser jüngere Jahwist hätte den alten jahwistischen Quellenstrang dann erweitert und eben endgültig die jahwistische Quellenschicht geschaffen.
So versucht Budde zu erklären, dass der jahwistische Quellenstrang bis ins 2. Königsbuch hinein zu verfolgen sei.
Damit steht er allerdings recht alleine da. In aller Regel wird das Ende des jahwistischen Quellenstranges weit früher angesetzt.
Einige lassen noch Teile des 1. Königsbuches auf den Jahwisten zurückgehen, die meisten lassen den jahwistischen Bericht aber bereits mit der Schilderung von der Landgabe schließen. ⋅3⋅
Wir haben ja bei der Betrachtung des Pentateuchs bereits gesehen, dass ein sinnvolles Ende des jahwistischen Werkes durchaus im sogenannten negativen Landnahmebericht von Ri 1 gesehen werden kann.
4. Fazit
Das heißt aber, dass mit den klassischen Pentateuchquellen die Entstehung der Bücher Josua bis Könige nicht erklärt werden kann.
Sicher scheint andererseits zu sein - darin ist sich die moderne Exegese einig - dass einige Passagen dieser Bücher, wie etwa Ri 1, Material der alten Pentateuchquellen enthalten.
Der Autor oder die Autoren, die die Bücher Josua bis Könige geschaffen haben, scheinen also in einigen Teilen auf diese alten Quellen zurückgegriffen zu haben.
Wer aber waren dann die Autoren dieser Bücher? Was können wir über sie und ihre theologischen Intentionen sagen?
Anmerkungen
(Vgl.: Josef Haspecker, Art.: Cornill, in: LThK (Freiburg 1959) III/60.)
G. Hölscher, der den Jahwisten kurz vor der Reichsspaltung ansetzt, meint die klassischen Pentateuchquellen bis ins 1. Königsbuch hinein verfolgen zu können. 1 Kön 12,19 wird schließlich die Reichsspaltung berichtet. Im 2. Königsbuch glaubt Hölscher die Pentateuchquellen nicht mehr vorzufinden.
Fohrer beschränkt rigoroser: Er erkennt nur einen Hexateuch an, der von Genesis bis Josua, einschließlich eines kleinen Teils von Richter (Ri 1,1-2,5) reicht. Die Entstehung von Richter bis Könige rekonstruiert er so: die vordeuteronomistische Fassung von Richter sei zur Zeit des Exils bearbeitet worden, woraus das deuteronomistische Richterbuch hervorgegangen sei. Bei 1/2 Samuel nimmt er drei Schichten an: eine Grund-, eine Ergänzungs- und eine deuteronomistische Bearbeitungsschicht. 1 und 2 Könige versteht Fohrer wegen ihrer offenkundigen deuteronomistischen Theologie als das Werk eines deuteronomistischen Verfassers.
Wie Fohrer nimmt Lothar Ruppert einen Hexateuch an, stimmt ihm aber bezüglich seiner Konzeption zur Entstehung der übrigen Bücher nicht zu.
Zenger sieht in Josua und Ri 1,1-2,5 das Ende des jahwistisch/elohistischen Geschichtswerkes.