Die Bibel
Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...
Die Priesterschrift bzw. der Priesterkodex (P) ⋅1⋅
- 1. Name, Umfang und Inhalt der Priesterschrift bzw. des Priesterkodex
- a. Der Inhalt der Grundschrift
- b. Die größeren Gesetzescorpora
- c. Der Inhalt des priesterschriftlichen Werkes
- (1) Vermutete priesterschriftliche Anteile am Buch Genesis
- (2) Vermutete priesterschriftliche Anteile am Buch Exodus
- (3) Vermutete priesterschriftliche Anteile am Buch Levitikus
- (4) Vermutete priesterschriftliche Anteile am Buch Numeri
- (5) Vermutete priesterschriftliche Anteile am Buch Deuteronomium
- 2. Literarische Quellen von P und ältere Traditionen
- a. Das Toledot-Buch
- (1) Der Name und der Anfang des Buches
- (2) Stammbäume im Priesterkodex
- (3) Der Stammbaum des Himmels und der Erde
- (4) Würdigung
- b. Zahlenangaben in der Priesterschrift
- 3. Entstehungszeit und -ort der Priesterschrift
- a. Entstehung der Grundschrift im Babylonischen Exil und Ergänzungen bis 450 v. Chr.
- b. Die Rolle des Heiligkeitsgesetzes
- c. Beziehungen zu anderen Werken des AT
- 4. Der bzw. die Verfasser des Priesterkodex und die Herkunft ihrer Traditionen
Kommen wir abschließend zur letzten großen Quellenschrift, zum sogenannten Priesterkodex bzw. zur Priesterschrift (P).
1. Name, Umfang und Inhalt der Priesterschrift bzw. des Priesterkodex
Zieht man vom Penta- bzw. Hexateuch die auf J, E und Je zurückgehenden Teile sowie das Ur-Deuteronomium mit seinen späteren deuteronomistischen Zusätzen ab, dann verbleibt im Wesentlichen die Priesterschrift.
Wie man bereits vermuten kann, ist dieser Text allerdings auch wieder nicht einheitlich. Er lässt sich literarkritisch weiter aufteilen.
Man muss davon ausgehen, dass P zunächst einmal eine Geschichtsdarstellung von der Erschaffung der Welt (Gen 1,1) vermutlich bis zur Landnahme (Jos 22,9-34) zumindest aber bis zum Tod des Mose (Dtn 34,9) enthalten hat. ⋅2⋅
Diesen erzählenden Rahmen nennt man die eigentliche Priesterschrift "P" oder auch "PG" (für "Priesterschrift/Grundschrift").
Daneben fallen umfangreiche Gesetzessammlungen auf.
Sicher hat bereits der erzählende Rahmen Gesetze enthalten. Dies war aber vermutlich nicht in dem Umfang der Fall, in dem heute Gesetzestexte in der Priesterschrift auftauchen.
Man nimmt daher an, dass PG eine spätere Erweiterung erfuhr. Diese späteren Ergänzungen, "Supplementa" ("PS"), enthielten dann vor allem die großen gesetzlichen Erweiterungen, also die priesterschriftliche Kultgesetzgebung vom Sinai.
Einen ganz eigenen Ursprung dürfte das sogenannte Heiligkeitsgesetz (PH) in Lev 17-26 haben. Es scheint als eigenständiger Bestandteil zur Priesterschrift hinzugestoßen zu sein.
So kann man zusammenfassend sagen:
a. Der Inhalt der Grundschrift
PG umfasste mit großer Wahrscheinlichkeit
- das sechs- bzw. sieben-Tagewerk der Weltschöpfung (Gen 1,1-2,4a),
- den Stammbaum der Setiter (Gen 5),
- eine Rezension der Sintfluterzählung (Gen 6-8) und
- deren Abschluss: Bund Gottes mit Noach (Gen 9,1-17),
- den Stammbaum des Sem (Gen 11,10-26),
- den Stammbaum des Terach = Stammbaum Abrahams (Gen 11,27-31ff),
- eine Notiz vom Auszug Abrahams nach Kanaan (Gen 12,4b. 5),
- eine Notiz über die Trennung Abrahams von Lot (in Gen 13),
- eine Notiz über die Geburt Ismaels (Gen 16),
- eine Rezension des Abrahambundes - mit Nachkommenschafts- und Landverheißung und Beschneidung als Bundeszeichen (Gen 17),
- eine Notiz zum Untergang von Sodom und Gomorrha (in Gen 18) und
- von der Geburt Isaaks (in Gen 21),
- eine breitere Ausführung zum Erwerb der Höhle Machpela von einem Hethiter (Gen 23),
- eine Notiz zum Tod Abrahams (Gen 25,7),
- den Stammbaum Ismaels (Gen 25,12-16),
- den Stammbaum Isaaks (Gen 25,19ff),
- eine Notiz von Jakobs Brautwerbungsreise nach Paddam-Aram (Gen 26, Ende und 27,46-28,9),
- eine Notiz von Jakobs Heirat mit Lea und Rahel - evtl. jüngeren Datums (Gen +29),
- eine Notiz über die Rückkehr Jakobs (Gen +31),
- den Bericht über die Gotteserscheinung, in deren Verlauf Jakob in Israel umbenannt wird - par. Gen 32,29 (Gen 35,6a. 9-13. 15),
- den Stammbaum Esaus (Gen 36+),
- verschiedene Notizen in der Josefsgeschichte, vor allem über die Ansiedlung Jakobs und seiner Sippe im Lande Ramses (Gen 47),
- den Bericht über die Adoption von Efraïm und Manasse durch Jakob (Gen 48,3-6),
- eine Notiz über Segen und Vermächtnis Jakobs an alle seine Söhne (Gen 49, Ende),
- sowie die Ausführung des Auftrages (Gen 50,12ff),
- einen Bericht über Israels Bedrückung in Ägypten (Ex 1),
- die Berufung des Mose und die Offenbarung des Jahwenamens in Ägypten - par. Ex 3,13ff (Ex 6,2-12),
- sowie Teile der Plagen- und Auszugserzählung (Ex 6-14+),
- und der Manna- und Wachtelspeisung (in Ex 16)
und aus der Sinaierzählung:
- kurze Berichte über die Jahwe-Theophanie am Berg (Ex 24,15-17),
- über den Empfang des Stiftshüttengesetzes (Ex 24,18-31,18a),
- Aarons erstes Opfer (Lev 9),
- den Aufbruch vom Sinai und die Wolkensäule (Num 10,11-12),
- die Kundschaftergeschichte (Num 13+),
- die Auflehnung und Vernichtung der Rotte Korach (Num 14+),
- die Einsetzung Josuas zum Führer über Israel (Num 17,15-23),
- über Mose, der Wasser aus dem Felsen schlägt (Num 20+),
- sowie Anweisungen über die Besetzung und Verlosung Kanaans (s. o.) (Num 33,50-34,29)
- und den Bericht über den Tod des Mose (Dtn 34,1a. 7-9).
b. Die größeren Gesetzescorpora
Neben dem Heiligkeitsgesetz in Lev 17-26 finden sich in der Priesterschrift folgende größere Gesetzesteile:
- Opferanweisungen (Lev 1-7),
- kultische Reinheitsvorschriften (Lev 11-15),
- ein Bericht über den Vollzug des Versöhnungstages (Lev 16),
- verschiedene Listen, Vorschriften und Ordnungen (Num 1,1-10,10; 13-28),
- weitere Opfervorschriften und Verschiedenes (Num 15),
- Verhaltensmaßregelen für Priester und Leviten (Num 18),
- einzelne Bestimmungen über das Reinigungswasser bei einem Gottesurteil (Num 19),
- ein Bericht von der zweiten Volkszählung (Num 25,19-26,69),
- weitere Opferbestimmungen (Num 28,1-30,1),
- Bestimmungen über Gelübde (Num 30,2-17),
- ein Itinerar des Wüstenzuges (Num 33),
- die Festsetzung von Zufluchtsstädten für Totschläger (Num 35),
- ein Bericht über die Verteilung des Ost- und Westjordanlandes (Jos 13,15-14,5),
- die Festlegung der Grenzen des Stammes Juda und der übrigen Stämme (Jos 15ff),
- sowie eine Liste von Asyl-, Priester- und Levitenstädten (Jos 20-21).
c. Der Inhalt des priesterschriftlichen Werkes ⋅3⋅
Wie schon beim Jahwisten und Elohisten soll auch hier Inhalt des Priesterkodex in einem Überblick dargestellt werden. Diese Übersicht beruht wiederum auf einer Zusammenstellung von Georg Fohrer.
Die in Klammer gesetzten Buchstaben hinter den Stellenangaben weisen wieder darauf hin, dass in die genannten Perikopen noch andere Quellenstränge hineinverwoben sind.
Um den Theorien Rechnung zu tragen, die die jahwistische Quelle in zwei Quellen teilen möchten, wurde die Fohrer'sche Terminologie - (J) und (N) - beibehalten. Diese Scheidung ist weitgehend identisch mit den Versuchen einer Unterscheidung in J und J1 oder der Scheidung in J und eine "Laienquelle" (L).
(1) Vermutete priesterschriftliche Anteile am Buch Genesis
(2) Vermutete priesterschriftliche Anteile am Buch Exodus
(3) Vermutete priesterschriftliche Anteile am Buch Levitikus
(4) Vermutete priesterschriftliche Anteile am Buch Numeri
(5) Vermutete priesterschriftliche Anteile am Buch Deuteronomium
2. Literarische Quellen von P und ältere Traditionen
Die priesterschriftliche Grundschrift ist nun natürlich auch nicht im luftleeren Raum entstanden. Allgemein anerkannt ist, dass PG alte Traditionen verwendet.
Ob die Grundschrift bereits auf literarische Vorlagen zurückgreift, ist allerdings umstritten. Eine solche Vorlage vermutet man in einem sogenannten "Toledot"-Buch.
a. Das Toledot-Buch
Es gibt eine Reihe von Forschern, die ein Toledot-Buch annehmen, auf das die Priesterschriftliche Grundschrift bereits hätte zurückgreifen können.
(1) Der Name und der Anfang des Buches
Der Name תוֺלֵדוֺת ["toledot"] bedeutet soviel wie "Geschlechtsgeschichte" oder "Geschlechterfolge".
Dieses Toledot-Buch wäre dementsprechend als Geschlechtsregister zu denken. In ihm wären dann die Stammbäume gesammelt gewesen, die die Priesterschrift anführt.
Einen Anfang dieses Buches vermutet man in Gen 5,1. Dort steht der eigenartige Vers:
"Das ist das Buch der Stammbäume (des Adam)" (Gen 5,1.)
Dieser Ausdruck "Buch der Stammbäume", סֵפֶר תּוֺלְדֺת ["sephær toledot"], scheint ja auf ein eigenes Buch hinzudeuten, das hier begonnen hätte.
(2) Stammbäume im Priesterkodex
Neben dem genannten Stammbaum des Adam in Gen 5,1ff finden wir weitere Stammbäume, nämlich von
- Noach (Gen 6,9-10),
- den Söhnen Noachs (Gen 10,1ff),
- Sem (Gen 11,10ff),
- Terach (Gen 11,27ff),
- Ismael (Gen 25,12ff),
- Isaak (Gen 25,19ff),
- Esau (Gen 36,1[9]),
- und Jakob (Gen 37,2-3).
und schließlich die Stammbäume von
- Aaron und Mose (Num 3,1ff)
die aber wohl wohl eher sekundär sein dürften.
Alle anderen genannten Stammbäume könnten aber einem solchen Toledot-Buch entnommen sein. Und dies ganz besonders, weil sie auch alle mit der stereotypen Wendung
"Das sind die Zeugungen von..."
eingeführt werden.
(3) Der Stammbaum des Himmels und der Erde
Zu diesen genannten Stammbäumen kommt im übrigen noch der "Stammbaum" des Himmels und der Erde (Gen 2,4a). Interessanterweise umschreibt Gen 2,4a die Entstehung der Erde nämlich mit dem gleichen Begriff. Die תוֺלֵדוֺת ["toledot"] der Erde wird beschrieben.
(4) Würdigung
Insgesamt liegen also 10 bzw. 11 Stammbäume vor. Wenn man mit dem Stammbaum der Erde beginnt, dann spiegeln diese Stammbäume eine Entwicklung der Welt vom Allgemeinen zum Besonderen wider.
Es beginnt mit der ganzen Welt, geht weiter über die Menschheit und das Volk Israel und - sofern man den Numeri-Stammbaum noch hinzunimmt - bis zum Priestergeschlecht Aarons.
Diese durchgehende Linie durch die verschiedenen Stammbäume könnte dementsprechend eine Konzeption andeuten, wie sie einem eigenständigen "Toledot"-Buch eigen gewesen sein könnte.
b. Zahlenangaben in der Priesterschrift
Auf ältere Tradition greift der Priesterkodex sicher auch zurück, wenn er - wie kaum eine andere Quellenschrift - die Zahlensymbolik bemüht.
Wir haben diesen Komplex im Zusammenhang mit der allgemeinen Einleitung bereits ausführlicher behandelt. Ich möchte daher nur noch einmal auf die gegenseitige Zuordnung der Lebensalter der Urväter und Patriarchen hinweisen:
- Noach lebte nach der Sintflut noch 350 Jahre.
- Terach wurde 275 Jahre alt. ⋅4⋅ Dies entspricht Noachs Alter nach der Flut (350 Jahre) minus 75 Jahre (5x5x3).
- Abraham wurde 175 Jahre alt (5x5x7), also Terachs Alter minus 100 Jahre (5x5x4).
- Isaak wurde 180 Jahre alt (6x6x5).
- Jakob wurde 147 Jahre alt (7x7x3).
Auffällig ist weiterhin, dass die Summe der Faktoren bei den Altersangaben der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, immer 17 ergibt.
Jakob, der dabei am "jüngsten" stirbt, errechnet sein Alter aus den vollkommensten Faktoren, der 7 als Zahl der Fülle und der 3 als Zahl der Gottheit. Hiermit wird also ausgedrückt, dass die Fülle göttlichen Heilshandelns ganz auf das Haus Jakob und damit auf das Volk Israel zielt. ⋅5⋅
Deutlich wird auf jeden Fall, dass die exakten Zahlenangaben eine theologische Aussage sind und keine historischen Zeitangaben beinhalten.
Soviel also zur Aufnahme von älteren Traditionen im Priesterkodex. Wo haben wir aber jetzt den Verfasser dieser Quellenschrift zu suchen und vor allem, wann arbeitet er?
3. Entstehungszeit und -ort der Priesterschrift
Solange man den detaillierten Zahlen, wie etwa den Altersangaben der Patriarchen, vollen Glauben schenkte, musste man der Überzeugung sein, dass der Priesterkodex die älteste Schicht des Pentateuchs ist. Sie liefert schließlich die exaktesten Angaben und scheint daher die genaueste der Pentateuchquellen zu sein.
Mittlerweile wurde dieser Fehler selbstredend korrigiert.
a. Entstehung der Grundschrift im Babylonischen Exil und Ergänzungen bis 450 v. Chr.
Man geht heute davon aus, dass PG noch im babylonischen Exil, auf alle Fälle noch vor dem großen Rückstrom entstanden ist. ⋅6⋅
Damit ist der Priesterkodex, so wie er heute vorliegt, allerdings noch lange nicht vollendet. Wir haben ja bereits gesehen, dass eine Fülle von Ergänzungen vorgenommen wurden. Diese Ergänzungen dürften vor allem die gesetzlichen Elemente umfasst haben.
So rechnet man heute mit einer Fertigstellung des ganzen Priesterkodex erst um das Jahr 450 v. Chr.
b. Die Rolle des Heiligkeitsgesetzes
Der älteste gesetzliche Bestandteil von P ist wohl im Heiligkeitsgesetz zu suchen. Diese Gesetzessammlung dürfte wohl sogar älter als PG sein. Sie scheint als eigener Block in den bis dato vorliegenden Priesterkodex eingefügt worden zu sein.
c. Beziehungen zu anderen Werken des AT
Wichtig für eine Datierung der Priesterschrift ist auch der Blick in die anderen Bücher der Bibel. Wenn man untersucht, in welchen Büchern Stellen aus dem Priesterkodex nachwirken, dann hat man ja weitere Hinweise auf die Zeit, in der das Werk vorgelegen haben muss.
So fällt in diesem Zusammenhang beispielsweise auf, dass Ezechiel die Grundschrift PG noch nicht zu kennen scheint. Sie muss daher wohl als jünger denn Ezechiel angesehen werden. Wichtigster Beleg dafür ist, dass Ezechiel noch nichts von einem Hohenpriester weiß. Hätte er die Grundschrift bereits gekannt, müsste er von diesem Amt wissen.
Erst die nach 300 v. Chr. verfassten Chronikbücher sind nachweislich vom Priesterkodex beeinflusst.
Das steckt in etwa den Rahmen der Abfassung des Priesterkodex ab. Wir gehen daher sicher nicht fehl in der Annahme, wenn wir die endgültige Fertigstellung nicht vor 450 v. Chr. ansetzen.
4. Der bzw. die Verfasser des Priesterkodex und die Herkunft ihrer Traditionen
Die Verfasser, genauso wie die späteren Bearbeiter dieses Werkes, sind in Priesterkreisen zu suchen.
a. Erinnerung an die geschichtlichen Wurzeln
Ihre Absicht war anscheinend, eine Kult- und Lebensordnung für die Zeit nach der erwarteten Rückkehr ins verheißene Land zu entwerfen.
Im Gegensatz zum zeitgenössischen Propheten Ezechiel, der in Ez 40-44 prospektiv vorging, der dem Volk also eine Zukunftsvision vor Augen stellte, verwandten die Verfasser des Priesterkodex die Retrospektive.
Das Volk sollte sich an seinen geschichtlichen Wurzeln orientieren und sich nach dem Vorbild der Kult- und Lebensordnung Israels in der Wüstenzeit erneuern. Diese Wüstenzeit wurde in der Schilderung des Priesterkodex natürlich idealisiert.
Diesem Anliegen, einer idealisierten Schilderung der Vergangenheit als Orientierungsmöglichkeit für die Zukunft, dient auch die Aufnahme älterer Tradition, die die Verfasser natürlich entsprechend ihrer Intention weiterverarbeiten.
b. Die Rolle Esras
(1) Esra als Verfasser der Grundschrift
Verschiedentlich wurde der Priester Esra, der um 445 v. Chr. nach Jerusalem kam, mit dem Verfasser des Priesterkodex bzw. der priesterschriftlichen Grundschrift identifiziert.
Dies scheint aufgrund der späten zeitlichen Ansetzung von Esra eher unwahrscheinlich zu sein.
(2) Esra verpflichtet das Volk auf den Priesterkodex
Immerhin ist es durchaus möglich, dass Esra bei der Durchführung seiner Reformen, die sich im Buch Nehemia bzw. Esra niedergeschlagen haben, auf Teile der Grundschrift PG, vielleicht sogar schon auf den ganzen Priesterkodex zurückgreifen konnte.
Wenn in Neh 8 berichtet wird, wie Esra das Gesetz verliest und das Volk darauf verpflichtet, dann könnte mit diesem Gesetz durchaus ein Teil der Grundschrift PG bzw. des Priesterkodex gemeint sein.
Möglicherweise war es Esra, der der Priesterschrift zur allgemeinen Anerkennung verhalf.
(3) Esra und die Endredaktion des Pentateuch
Er könnte aber auch der gewesen sein, der die Redaktion des Pentateuchs anregte. Die Einarbeitung des jahwistisch/elohistischen Geschichtswerkes in den Rahmen des Priesterkodex ist zu seiner Zeit auf jeden Fall sehr wahrscheinlich.
Damit wäre der Blick auf die Entstehung des Pentateuchs - zumindest vorläufig - abgeschlossen.
Anmerkungen