Die Bibel
Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...
Die Gattungen der Prophetenbücher ⋅1⋅
- 1. Prophetenerzählungen
- a. Das Thema dieser Prophetenerzählungen
- b. Zeichenhandlungen
- c. "Ich"- bzw. Selbstberichte
- d. Berufungsberichte
- 2. Visionen
- a. Die Bedeutung der Visionen für das Prophetentum
- b. Unterscheidung von einzelnen Visions-Gattungen
- c. Jahwe lässt schauen und wird geschaut
- 3. Worte
- a. Zukunftsansage und Begründung
- b. Prophetische Wehe-Rufe
- (1) Zur Form dieser Wehe-Rufe
- (2) Reihen von Wehe-Rufen
- (3) Der Ursprung der Wehe-Rufe in der Totenklage
- (4) Das Leichenlied als Sonderform
- c. Geschichtsrückblicke
- d. Disputationsworte
- e. Mahnworte
- f. Heilsworte
- 4. Mischformen
Bevor wir uns nun die einzelnen Prophetengestalten und ihre Bücher genauer ansehen, müssen wir zumindest einen kurzen Blick auf die Gattungen werfen, die in diesen Büchern begegnen.
Dabei lassen sich die in den Prophetenbüchern benutzten Literaturformen - mit Werner H. Schmidt - grob in drei Hauptkategorien einteilen. Uns begegnen:
- Prophetenerzählungen,
- Visionen
- und Worte.
1. Prophetenerzählungen
Die Prophetenerzählungen sind Berichte über Erfahrungen, Taten oder auch verschiedene Leiden der Propheten.
a. Das Thema dieser Prophetenerzählungen
Auch wenn sie dementsprechend aus dem Leben der Propheten berichten, so ist das eigentliche Thema dieser Prophetenerzählungen trotzdem nicht das Schicksal des Propheten, so wie man es etwa in der Vita eines Heiligen findet. ⋅2⋅
Es geht auch in den erzählenden Texten der Prophetenbücher vor allem um die Worte der Propheten. Es wird also zuallererst nicht über ein Schicksal berichtet, sondern darüber, dass das Wort Gottes bzw. des Propheten an einen bestimmten Adressaten erging. Und es wird erzählt, wie das vor sich gegangen ist.
- So wird in einem Erzählrahmen etwa die Situation geschildert, in der das Gotteswort ergangen ist (Hos 1)
- oder es werden die Umstände näher beschrieben, in die ein solches Wort hineingesprochen wird (z. B. Jes 7).
- Besonders dann, wenn ein Wort sich an eine einzelne Person richtet, wie in Am 7,10ff oder Jes 7, bedarf es schließlich einer kurzen Situationsskizze, damit das Wort für spätere Hörer überhaupt verständlich ist. Eine solche Situationsskizze nennt etwa die Adressaten, an die sich ein bestimmtes Wort gerade richtet. ⋅3⋅
b. Zeichenhandlungen
Mittels der Prophetenerzählung wird auch von den Handlungen der Propheten berichtet.
Hier steht aber auch wieder nicht das einfache Tun der einzelnen Prophetengestalten im Mittelpunkt. Thema sind vor allem die symbolischen Handlungen, die sogenannten Zeichenhandlungen.
Diese Zeichenhandlungen sollen das sichere Eintreten eines bevorstehenden Ereignisses zeichenhaft vorankündigen, sie sollen es gleichsam darstellend vorwegnehmen und damit das prophetische Wort unterstützen und bekräftigen. ⋅4⋅
So trägt Jeremia ein eisernes Joch, um jedermann vor Augen zu führen, dass Israel und seine Nachbarn das Joch babylonischer Fremdherrschaft zu tragen haben werden (Jer 28,12ff; vgl. 1 Kön 22,11).
c. "Ich"- bzw. Selbstberichte
In den Prophetenbüchern finden sich aber nicht nur Erzählungen, die ein Dritter, etwa ein Schüler oder jemand aus einem Tradentenkreis, verfasst hat (so etwa in Am 7,10ff; Hos 1; Jes 7; Jes 20 ⋅5⋅).
Neben diesen "Er"-Berichten gibt es auch den vom Propheten selbst verfassten Bericht, den "Ich"- oder Selbst-Bericht. Beispiele dafür gibt es in Hos 3; Jer 13; Jer 24 und an anderen Stellen.
d. Berufungsberichte
Zu dieser Kategorie der "Ich"- oder Selbst-Berichte gehören insbesondere die Berufungsberichte. ⋅6⋅
Sie dienen der Begründung, der Rechtfertigung und der Beglaubigung des Propheten. Dabei verweisen die Propheten, wenn man ihre Botschaft anzweifelt, gerne darauf, dass sie gleichsam reden müssen. Durch die Berufung sind sie gleichsam gezwungen im Namen Jahwes zu sprechen (vgl. Am 7,15; Jer 26,12).
Bei den Berufungsberichten muss man dabei im wesentlichen noch einmal zwei Grundformen unterscheiden: es gibt das Zwiegespräch und die Thronratvision.
(1) Die Berufung in Form eines Zwiegespräches
Häufig berichten solche Berufungs-Erzählungen von einem Zwiegespräch zwischen Gott und dem Propheten. Der Prophet verweist dabei oft auf seine Unwürdigkeit oder versucht dem Auftrag zu entgehen, indem er darauf hinweist, dass die Aufgabe für ihn zu schwer ist. ⋅7⋅
(2) Die Berufung in Form der "Thronratvision"
Die andere Art und Weise, in der eine Berufung geschildert wird, ist die sogenannte "Thronratvision". Dem Propheten erscheint in einer Art Vision Gott selbst, umgeben von den himmlischen Heerscharen. ⋅8⋅ Dabei wird ihm der Auftrag zuteil.
Dieser Auftrag wird in beiden Fällen, also sowohl beim Zwiegespräch als auch bei der Thronratvision häufig mit den Worten "senden" und "gehen" zusammengefasst. ⋅9⋅
2. Visionen
Mit den Thronrat-Visionen sind wir bereits bei der zweiten wichtigen Gattung der Prophetenliteratur, nämlich den Visionen. ⋅10⋅
a. Die Bedeutung der Visionen für das Prophetentum
Während der Priester in Israel vor allem eine Weisung erteilt und der Älteste oder der Weise einen Rat gibt, zeichnet sich der Prophet durch das von Jahwe empfangene Gotteswort (Jer 18,18) oder durch empfangene Visionen aus, ⋅11⋅ also durch die "Schau" oder das "Sehen" (Ez 7,26). ⋅12⋅
Amos und Jesaja scheinen sich so geradezu als "Seher" verstanden zu haben (Am 7,12. 14; Jes 30,9-10). So sagt Amos beispielsweise immer wieder:
"Ich sah" (Am 9,1 u. a..)
b. Unterscheidung von einzelnen Visions-Gattungen
Man hat versucht, die einzelnen Berichte über Visionen wieder in Untergattungen zu unterteilen. Dabei ging man einerseits vom wechselnden Formaufbau der Visons-Berichte oder aber von inhaltlichen Kriterien aus.
Als wesentliches Unterscheidungsmerkmal hat sich vorwiegend das Verhältnis von Bild und Wort in den einzelnen Visionen herauskristallisiert.
- So spricht man von einer Ereignis-Vision, wenn das Geschaute, also der Inhalt der Vision unmittelbar dem Geschehen entspricht, das dadurch angekündigt wird. Ein Beispiel hierfür findet sich in Am 7,1-6:
"Folgendes ließ mich schauen Jahwe, der Herr: Siehe, Heuschrecken zogen aus zur Zeit, da das Spätgras zu sprossen begann, ausgewachsene Heuschrecken nach dem Schnitt des Königs. Als sie nun darangingen, alles Kraut im Lande aufzufressen, sprach ich: "Herr, Jahwe, verzeihe, wie soll Jakob bestehen, es ist ja so klein?" Da reute es Jahwe, und er sprach: "Es soll nicht geschehen." (Am 7,1-3) - Eine Wortspiel- oder Wortassonaz-Vision liegt dann vor, wenn der Inhalt der Vision und die dazugehörende Sache nur durch das wiedergegebene Wort miteinander verbunden sind. Auch hier gibt es ein Beispiel beim Propheten Amos:
"Folgendes ließ mich schauen Jahwe, der Herr: Siehe, da war ein Korb mit reifem Obst. Er sprach: "Was siehst du da, Amos?" Ich antwortete: "Einen Korb mit reifem Obst." Da sprach Jahwe zu mir: Gekommen ist das Ende für mein Volk Israel, nicht kann ich ihm länger vergeben." (Am 8,1-2; vgl. auch: Jer 1,11-12).
Darüber hinaus hat man weitere Visions-Typen zu unterscheiden versucht, so etwa
- Anwesenheits-Visionen,
- Symbol-Visionen
- und Situations-Visionen.
Egal, wie man aber auch unterscheiden möchte, eine Aufteilung der einzelnen Visionsberichte zu solchen Untergruppen gelingt immer nur unvollkommen. Die Zuweisung eines Textes zu einzelnen Typen ist oft nicht eindeutig und die Übergänge bleiben fließend.
c. Jahwe lässt schauen und wird geschaut
Wichtiger als die Einteilung in einzelne Gattungen ist im Blick auf die Visionen aber folgendes:
Einmal nämlich lässt Jahwe dem Propheten ein Gesicht zuteil werden, das andere mal wird er selber in diesem Gesicht gesehen.
Immer wieder heißt es beispielsweise, dass der Herr den Propheten etwas schauen lässt. So etwa in Am 7,1; Jer 24,1; Sach 3,1 oder auch Ez 37,1 u. a.
An anderen Stellen aber wird Gott selbst zum Visionsinhalt. Er gibt sich zu erkennen. ⋅13⋅ In Am 9,1 heißt es etwa:
"Ich sah den Herrn." (Am 9,1; vgl. 1 Kön 22,19; Jes 6,1.)
Allerdings können auch solche Unterschiede zwischen den einzelnen Visionen - zumindest nachträglich - verwischt werden (vgl. Am 7,7).
Als man in nachexilischer Zeit Gottes Transzendenz stärker betonte, trat oft ein Deute-Engel (angelus interpres) als Mittlergestalt zwischen Gott und dem Menschen auf.
Dies finden wir
- ansatzweise in Ezechiels Schau vom neuen Tempel (Ez 40,3-4; vgl. Jes 40,6),
- konstitutiv in Sacharjas Visionszyklus
- sowie im Danielbuch (Dan 7,16; 8,15ff u. a.).
Die Unmittelbarkeit der Begegnung zwischen Gott und Prophet ist dadurch nicht mehr gegeben - ein charakteristischer Zug für die spätere Zeit.
3. Worte
Die "Worte" schließlich stellen die umfangreichste Kategorie in der Überlieferung der sogenannten Schriftpropheten dar. ⋅14⋅
Diese Prophetenworte zeichnen sich durch einen überraschenden Reichtum an Redeformen aus. Wenn man aber zur Kenntnis nimmt, dass nicht alle Prophetenworte zuerst prophetisch sind, sondern durchaus aus anderen Lebensbereichen entlehnt wurden, dass also andere Gattungen und Redeformen in den Dienst der Prophetie gestellt wurden, dann kann man die Vielfalt der einzelnen Gattungen, die in den Prophetenbüchern auftauchen, auf einige wenige Grundformen reduzieren. Diese sind dann wirklich als "eigentlich prophetische Gattungen" anzusprechen.
a. Zukunftsansage und Begründung
Hier sind zunächst die Zukunftsansagen der Propheten und die Begründungen dieser Prophezeiungen zu nennen.
(1) Die eigentliche Zukunftsansage
Durch solche, oft mit "siehe" eingeleiteten Zukunftsansagen, kündigen die Schriftpropheten in der Mehrzahl Unheil an.
Dazu verwenden sie etwa
- Droh- oder Gerichtsworte,
- Unheilsweissagungen
- oder Strafankündigungen.
- Auch ein Urteilsspruch oder ähnliches kann in diesem Zusammenhang Verwendung finden. ⋅15⋅
(2) Die Begründung
Um wirklich in eine konkrete Situation hineinzusprechen, um den Adressaten zu erreichen und für ihn einsichtig zu sein, dazu bedarf eine solche Zukunftsansage der Begründung. Nur so können die Hörer das Urteil schließlich als Strafe für ihre Schuld anerkennen. Das Unheil, das auf die Menschen zukommt ist ja kein Fatum, kein unbarmherziges Schicksal. Es ist von Gott verhängtes Gericht.
Dieser Begründungs-Teil des Prophetenwortes wird häufig
- Scheltrede,
- Anklage
- oder auch Lagehinweis
genannt. Er enthält die Situationsanalyse, also die Kritik an der Gegenwart. Diese bezieht sich etwa auf
- den Gottesdienst,
- die Gesellschaft im allgemeinen
- oder die Politik.
(3) Fazit
So kann man sagen, dass die Zukunftsankündigung der eine Grundbestandteil der prophetischen Verkündigung ist. Der andere ist die Situationsanalyse.
Beide Teile treten gelegentlich auch selbständig auf. Üblicherweise stellen sie aber eine Einheit dar. Dabei sind die Schelt- und Drohworte oft durch Partikel wie "darum", "weil" oder ähnliches mit der Analyse verbunden. ⋅16⋅
b. Prophetische Wehe-Rufe
Eine weitere Kategorie der Prophetenworte stellen die prophetischen Weherufe dar.
(1) Zur Form dieser Wehe-Rufe
Sie werden in der Regel mit "Wehe!" - הוֺי ["hoj"] - eingeleitet. Auf dieses einleitende "Wehe!" folgt dann ein Nomen oder ein aktives Partizip, das eine Person oder Personengruppe durch ihr Verhalten charakterisiert. Beispiele hierfür finden sich etwa bei Amos:
"Wehe denen, die den Tag Jahwes herbeiwünschen!" (Am 5,18.)
Oder auch im Buch Jesaja:
"Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen!" (Jes 5,20; vgl. Mi 2,1.)
(2) Reihen von Wehe-Rufen
Solche Weheworte sind dann häufig zu ganzen Reihen zusammengeschlossen (Jes 5,8ff; Hab 2,6ff). Sie können dabei eine ursprüngliche Redeeinheit bilden oder auch nachträgliche Kompositionen darstellen.
Auch zur Gliederung des Textes können solche Reihen dann dienen (Jes 28,1; 29,1; 30,1 u. a.).
(3) Der Ursprung der Wehe-Rufe in der Totenklage
Dieses "Wehe!" entstammt eigentlich der Totenklage. ⋅17⋅ Der Prophet überträgt es nun auf die Lebenden. Dadurch will er seinen Hörern vor Augen führen
"daß einem bestimmten menschlichen Verhalten der Keim des Todes bereits innewohnt." ⋅18⋅
In dem "Wehe!", durch das die Lebenden bereits als dem Tode verfallen beklagt werden, liegt also ein drohendes, ja schon gegenwärtiges Unheil beschlossen.
Diese Weherufe sind also genau genommen eine Mischgattung. Der Schuldaufweis, also die Tatbeschreibung, und die Strafansage sind in ihr vereinigt. ⋅19⋅
(4) Das Leichenlied als Sonderform
Eine ganz ähnliche Form wie die Wehe-Rufe ist die sogenannte קִינָה ["qina"], das Leichenlied. Es wird in Am 5,2 oder auch Jes 1,21 verwandt. In der Form der Totenklage werden gern einst und jetzt gegenübergestellt. ⋅20⋅
c. Geschichtsrückblicke
Hier wird schon deutlich, dass Propheten nicht nur in die Zukunft schauen. Sie blicken selbstverständlich auch in die Vergangenheit. ⋅21⋅ Allerdings dienen solche Geschichtsrückblicke gerade im Zusammenhang mit der Unheils-Prophezeiung vor allem zum Schuldaufweis, also wieder zur Begründung ihrer Zukunftsansage.
So ist
"die Einseitigkeit dieser Geschichtsbetrachtung, deren Zweck es war, die zu allen Zeiten gleichbleibende Sünde Israels nachzuweisen, nicht zu verkennen." ⋅22⋅
d. Disputationsworte
Im Zusammenhang mit der Begründung der Botschaft und Zukunftsankündigung der Propheten stehen auch die Disputations- und Diskussionsworte.
In richtiggehenden Streitgesprächen setzt sich der Prophet mit den Zweifeln der Hörer an seiner Botschaft auseinander. Er versucht sie durch Fragen zu bestimmten Schlussfolgerungen zu führen. ⋅23⋅
Diese Redeweise scheint im Laufe der Zeit eine strenger geprägte Form gewonnen zu haben. ⋅24⋅ Ursprünglich dürfte sie einfach im Meinungsstreit des Alltags oder auch im weisheitlichen Schuldisput zuhause gewesen sein.
e. Mahnworte
Nach der Androhung eines zukünftigen Unheiles steht häufig die Mahnung, ein Warnwort oder ein regelrechter Bußruf.
Ein Mahnwort enthält eine imperativische Aufforderung. So etwa bei Joël:
"Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider!" (Joël 2,13; vgl. Jer 4,4.)
An diese Aufforderung kann sich dann eine Folge, also ein "damit" oder "damit nicht", anschließen. Es kann auch eine Begründung mit "denn" folgen.
Wenn die Formulierung negativ erfolgt, dann liegt ein Warnwort vor. So heißt es bei Amos:
"Suchet nicht Bet-El!" (Am 5,5.)
Oder bei Jesaja
"Hört auf, Böses zu tun!" (Jes 1,16.)
Die spezielle Mahnung "Kehrt um!", die etwa in Jer 3,22 begegnet, nennt man dann Bußruf. ⋅25⋅
f. Heilsworte
Die Mahnworte leiten bereits über zu den ausgesprochenen Heilsankündigungen, den sogenannten Heilsworten oder Verheißungen.
Diese scheinen weitaus weniger einheitlich geformt zu sein. ⋅26⋅
Einleitende Redeformeln sind unter anderem gerne
- "an jenem Tag / jenen Tagen" (Hos 2,18ff; Joël 4,1),
- "in der Folge (bzw. am Ende) der Tage" (Jes 2,1),
- "siehe, Tage kommen" (Jer 31,31; vgl. Am 4,2).
Am klarsten ist das - ehemals priesterliche - "Heilsorakel" erkennbar. Es sagt dem Beter im Namen Gottes die Erhörung seiner Bitte zu. ⋅27⋅
Wie die Unheilsansage, so ist jedenfalls auch die Heilsansage oft durch das göttliche Ich geprägt und verweist damit auf den, der die Zukunft ermöglicht und herbeiführt.
4. Mischformen
Das soll als Blick auf die Gattungen der Prophetenliteratur genügen. Bleibt nur noch der Hinweis darauf, dass diese drei Hauptgattungen natürlich auch miteinander verbunden vorkommen. So können in die Berichte über einen Propheten beispielsweise auch Sprüche oder Reden desselben eingefügt sein. Eine strenge Trennung und Aufteilung ist daher nicht immer möglich.
Anmerkungen
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage1989) 181.)
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 181.)
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 182.)
Stehen sie zeitlich wie sachlich am Anfang prophetischer Tätigkeit? Amos' Wirksamkeit beginnt anscheinend mit einem Visionszyklus (Am 7,1-8; 8,1-2); Jesaja (Jes 6), Ezechiel (Ez 1-3), Deuterojesaja (Jes 40), vielleicht auch Jeremia (Jer 1, bes. Jer 1,13-14; vgl. Jer 24,1ff), werden durch Inaugural- bzw. Berufungsvisionen zu ihrer Sendung beauftragt. Von Hosea oder Micha sind Visionen nicht überliefert. Um so mehr nehmen sie in der späteren Prophetie im Übergang zur Apokalyptik bei Ezechiel (Ez 1-3; 8-11; 37; 40-48), Sacharja (Sach 1-6) und im Danielbuch (Dan 7-8; 10-12; vgl. die Träume Dan 2; 4) an Umfang und Bedeutung zu. So lässt sich in der Geschichte der Prophetie eine gewisse Entfaltung und Ausweitung dieser Gattung feststellen, bis sie in der Apokalyptik (z. B. im Henochbuch) eine so beherrschende Stellung gewinnt, dass sie sich in ein literarisches Genre verwandelt und der Erlebnishintergrund kaum mehr fassbar wird (vgl. aber Luk 10,18).
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 183.)
Dafür spricht auch, dass der Inhalt der Vision nicht nachträglich in einen klaren Gedanken überführt werden muss. Die Visionen laufen vielmehr von vorneherein auf Auditionen, auf sag- und mitteilbare Einsicht, hinaus, ja können sich überhaupt in Auditionen verwandeln (Jes 40,1-9).
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 183-184.)
Größere Freiheit nehmen sich Ezechiel in der Darstellung der Umgebung von Gottes Thron (Ez 1,4ff) und vor allem Daniel in der Schilderung des "Hochbetagten" (Dan 7,9ff). Ezechiel fügt den Vorbehalt "etwas, was aussah wie" (Ez 1,22. 26-27) hinzu, um auf die Inadäquatheit der Ausdrucksweise hinzuweisen. Zwar wagt Daniel den Schluss trotz dieser nur geringen Andeutungen festzustellen "Das war die Erscheinung der Gestalt der Herrlichkeit Jahwes" (Dan 1,28), scheint aber damit noch die direkte Aussage "Das war die Gestalt Jahwes" meiden zu wollen.
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 184.)
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 185.)
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 186.)
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 187.)
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 188.)
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 188.)
Das Gegenteil zum Weheruf ist der Makarismus (אַשְׁרֵי [">aschre"] = "glücklich", "Heil!"), der als Gratulation begegnet (1 Kön 10,8; vgl. Ps 127,5; 128) oder ein Verhalten preist (Ps 1,1; 2,12; 32,2-3 u. a.; vgl. Mt 5,3ff).
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 188.)
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage1989) 188.)
Weisheit,
Recht (Hos 2,4ff; vgl. 1 Kön 3,24ff),
Krieg (Hos 5,8; Jer 6,1; Jer 51,6. 27-28. 45; Joël 2,1; Joël 4,9; vgl. Ex 14,13; Dtn 20,3; Jes 7,4 u. a.)
und Kult.
Sie gebrauchen Imperative etwa im Hymnus, im Aufruf zur Volksklage (Jer 36,9; 6,26 u. a) oder in der von Propheten aufgenommenen priesterlichen Thora, der "Weisung" für Wallfahrt oder Opfer (Am 4,4-5; Am 5,4. 21ff; Jes 1,10ff u. a.).
(Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 189.)