Die Bibel

Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...


Weiter-ButtonZurück-Button Das zentrale Kerygma des DtrG ⋅1⋅

Bei allen Differenzierungen, die man bei den einzelnen Schichten vornehmen kann, bleibt trotzdem festzuhalten, dass ein Kern deuteronomistischer Theologie überall klar zu Tage tritt:

1. Jahwe lieben

Jahwe, der Gott Israels, ist der eine und einzige Herr, dem sich Israel in ungeteilter Liebe zuzuwenden hat. Dadurch erst wird es das eine Gottesvolk Israel; und das trotz der Zerstreuung unter die Völker.

"Israeliten mögen an vielen Orten und unter verschiedenen Bedingungen leben, als das dem einen Jahwe gehörende Volk sind sie ein Volk." ⋅2⋅

2. Jahwe ist der einzige Gott

Größten Wert legt das eindeutig monotheistisch orientierte DtrG dabei auf die Einheit und Einzigkeit Jahwes und dies ist - in seiner Sicht - gleichbedeutend mit Einheit und Einzigkeit seines Heiligtums, seines Prophetenwortes und seines Gesetzes.

Die alten Institutionen der Mittlerschaft zwischen Gott und seinem Volk werden in diesem Zusammenhang einigen wenigen Mittlern der göttlicher Gegenwart nachgeordnet:

  • Die im Lande verstreuten Heiligtümer müssen dem einen Tempel Platz machen,
  • die vielen Medien göttlichen Willens müssen dem einen, durch die Propheten verkündeten, Wort Jahwes weichen
  • und die Verordnungen, Satzungen und Rechte werden zu dem einen Gesetz zusammengefasst. ⋅3⋅

Die Götter der anderen Völker werden als vergehende Götter dargestellt, vergehend vor dem einen Gott Israels. ⋅4⋅

3. Jahwe liebt sein Volk

Das Deuteronomistische Geschichtswerk hält offenbar an der im deuteronomischen Gesetz bezeugten Liebe Jahwes fest. Durch sie wurde das Volk unabhängig von seinem Verdienst erwählt (1 Kön 8,23).

Daher ist auch in der schweren Zeit des Exils die Geschichte Jahwes nicht an ein (bitteres) Ende gekommen. Sie bleibt nach der Überzeugung aller Bearbeitungsschichten (DtrH / DtrP / DtrN) auf Zukunft hin offen.

4. Die Umkehr als Voraussetzung des Erbarmens Gottes

Israels Erwählung durch Jahwe wurde also durch seinen Abfall von Gott nicht automatisch hinfällig. Voraussetzung für das erneute Erbarmen Gottes ist jedoch, dass Israel sich wieder ganz und ungeteilt Jahwe als dessen Volk zuwendet.

So kann man mit Hinweis auf Dtn 30,15-20 sagen:

"Das Angebot des Lebens, des Guten und des Segens bleibt in Kraft und die Verheißung göttlicher Gegenwart bestehen." ⋅5⋅

Das Deuteronomistische Geschichtswerk zieht zwar eine "Bilanz nach der Katastrophe", ⋅6⋅ doch dies ist eine Bilanz, die trotz allem immer noch einen Weg durchscheinen lässt; und zwar den Weg, den Jahwe, der Gott Israels, für sein Volk offen hält. Auf diesem Weg kann Israel aus dem Unheil der Gegenwart zur Rettung gelangen.

Ob Israel ihn gehen wird, steht in der Entscheidung des Volkes: Es kann umkehren - oder auch nicht.

Weiter-ButtonZurück-Button Anmerkungen

1 Vgl.: W. Roth, Deuteronomistisches Geschichtswerk, in: TRE (1981) VIII/543-552. Zur Anmerkung Button

2 W. Roth, Deuteronomistisches Geschichtswerk, in: TRE (1981) VIII/549-550, zitiert nach: Lothar Ruppert. Zur Anmerkung Button

3 Vgl.: W. Roth, Deuteronomistisches Geschichtswerk, in: TRE (1981) VIII/550. Zur Anmerkung Button

4 Vgl.: W. Roth, Deuteronomistisches Geschichtswerk, in: TRE (1981) VIII/550. Zur Anmerkung Button

5 W. Roth, Deuteronomistisches Geschichtswerk, in: TRE (1981) VIII/550, zitiert nach: Lothar Ruppert. Zur Anmerkung Button

6 So Norbert Lohfink. Zur Anmerkung Button