Die Bibel

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Weiter-ButtonZurück-Button Zefanja ⋅1⋅

Nach der Wirksamkeit Jesajas und Michas schweigt die Prophetie für ein halbes Jahrhundert. In der Epoche der drückenden assyrischen Vorherrschaft zwischen 700 und 650 v. Chr. haben wir zumindest keine schriftlichen Überlieferungen von Prophetenworten mehr.

Das ändert sich aber in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. Nun treten Zefanja, Nahum, Habakuk und vor allem Jeremia auf.

Der Titel des kleinen Buches Zefanja gibt an, dass der Prophet unter König Joschia auftrat. Über seine Person ist ansonsten kaum etwas bekannt.

1. Zum geschichtlichen Hintergrund

Da Zefanja vor allem gegen fremdländische Moden (Zef 1,8) und den Kult falscher Götter (Zef 1,4-5) auftritt und seine Anklagen nicht an die Adresse des Königs, sondern vor allem in die Richtung führender Leute am Hof (Zef 1,8) gehen, nimmt man an, dass er in der Frühzeit der Regierung Joschijas tätig war.

Joschija war noch Minderjährig, als er die Regierung übernahm. Wenn Zefanja in dieser Zeit, also den Jahren von 640 bis etwa 630 v. Chr. auftrat, dann ließe sich erklären, warum er den König in seinem Buch nie nennt.

Ein wichtiger Hinweis für ein Auftreten in dieser Zeit ist auch, dass Zefanja von den Reformen, die Joschija später durchführt, anscheinend noch nichts weiß.

Damit wäre Zefanja also kurz vor Jeremia tätig geworden. Juda war bereits durch Sanherib eines Teiles seines Landes beschnitten. Es lebte also unter assyrischer Oberherrschaft. Die gottlosen Regierungszeiten des Manasse und des Amon hatten den religiösen Zerfall gefördert.

Jetzt aber weckte die Schwächung Assyriens die Hoffnung auf einen neuen nationalen Aufstieg.

Dies ist der Hintergrund der prophetischen Tätigkeit Zefanjas.

2. Überblick ⋅2⋅

Ein Blick auf den Aufbau und den Inhalt des Buches ergibt folgendes:

Zef 1,1
Überschrift
Zef 1,2-18
Drohworte gegen Juda / Jerusalem
Zef 1,2-3. 17-18
Universaler Rahmen (Zusatz? Vgl. 3,8)
Zef 1,7. 14ff
Tag Jahwes. Dies irae
Zef 2,1-3
Mahnung zu Demut und Recht - "vielleicht" Verschonung vor dem Tag Jahwes
Zef 2,4-15
Drohworte gegen Fremdvölker:
Zef 2,11
(Zusatz mit universaler Hoffnung:) Jahwe "werden verehren alle Inseln der Völker, ein jedes von seinem Ort" (vgl. Mal 1,11)
Zef 2,15
Klagelied über den Sturz des selbstsicheren Ninive
Zef 3,1-8
Drohworte gegen Jerusalem
Zef 3,1-5
Weheruf des Propheten mit Ständepredigt (Zef 3,3-4; vgl. Jes 3; Mi 3 u. a.)
Zef 3,6-8
Jahwewort: ich sammele Völker gegen euch
Das Drohwort über Jerusalem (Zef 3,8) scheint durch Textkorrektur (gegen "sie" statt "euch") nachträglich in eine Gerichtsansage gegen die Völker, damit in eine Verheißung für Jerusalem, geändert worden zu sein.
Zef 3,9-10
Heilswort für die Völker. Umwandlung der Völker zu Jahweverehrern (vgl. Zef 2,11)
Zef 3,11-20
Heilsverheißung für Israel
Zef 3,14-15
Eschatologischer Aufruf zur Freude (vgl. Sach 2,14; 9,9-10) über Gottes Königsherrschaft
Zef 3,16f.18f. 20
aus (nach-)exilischer Zeit: Gott "ein Held, der hilft"
"Ich sammle das Verstreute" (die Diaspora)

3. Zur Redaktionsgeschichte

Wie alle prophetischen Sammlungen erfuhr auch das Buch Zefanja Überarbeitungen und Zusätze. Sie scheinen aber nicht sehr zahlreich zu sein.

Besonders die Ankündigung einer Bekehrung der Heiden in Zef 2,11 und Zef 3,9-10 gehören in die Reihe dieser späteren Ergänzungen. Sie fallen aus dem Zusammenhang heraus und sind von Deutero-Jesaja beeinflusst.

Die Ursprünglichkeit der kleinen Psalmen (Zef 3,14-15 und Zef 3,16-18a) ist sehr umstritten.

Die Verse Zef 3,18b-20 verlegt man übereinstimmend in die Exilszeit.

4. Die theologische Intention Zefanjas

Die Botschaft des Zefanja besteht - kurz zusammengefasst - in der Ankündigung des "Tages Jahwes", ein Begriff, der erstmals ja bei Amos aufgetaucht ist.

Dieser "Tag Jahwes" ist eine Katastrophe, die über Juda aber auch die Völker als Ganzes kommen wird.

Juda wird dabei verurteilt, weil sein Stolz und sein Aufbegehren gegen Jahwe zu einem religiösen und sittlichen Verfall geführt haben (Zef 3,1. 11). Zefanja benutzt dabei bereits einen vertieften Sündenbegriff, der schon an Jeremia denken lässt. Sünde ist für ihn ein persönlicher Angriff auf den lebendigen Gott.

Zefanja prophezeit, dass zunächst die Völker bestraft werden. Dies wird für Israel die letzte Warnung sein (Zef 3,7). Durch sie soll das Volk zu Gehorsam und Demut zurückgeführt werden (Zef 2,3).

Das Heil wird aber auch bei Zefanja nur einem demütigen und geringen "Rest" verheißen (Zef 3,12-13):

"Ich werde übriglassen in deiner Mitte ein Volk demütig und gering, und bergen wird es sich im Namen Jahwes. Israels Rest. Sie werden kein Unrecht mehr tun, nicht mehr Lüge reden, und in ihrem Munde wird keine trügerische Zunge mehr gefunden werden. Sie werden vielmehr weiden und sich lagern und niemand wird sie stören." (Zef 3,12-13.)

5. Zur Wirkungsgeschichte

Das kleine Buch Zefanja hat keinen größeren Einfluss ausgeübt. Im Neuen Testament wird es nur einmal verwendet und zwar in Mt 13,41 im Blick auf das Gericht.

Die Beschreibung des Tages Jahwes in Zef 1,14-18 wirkt jedoch bei Joël nach. In dieser Gestalt wird sie dann zum Vorbild für die mittelalterliche Sequenz des Dies irae, dies illa.

Weiter-ButtonZurück-Button Anmerkungen

1 Vgl.: Alfons Deissler, Anton Vögtle (Hrsg.), Neue Jerusalemer Bibel (Freiburg / Basel / Wien 1985) 1029; Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 229-232. Zur Anmerkung Button

2 Vgl.: Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament (Berlin / New York 4. Auflage 1989) 230-231. Zur Anmerkung Button