Der Isenheimer Altar
und seine Botschaft
Johann von Colick
Nach Jean Bertonneaus Tod stand zum ersten Mal ein Deutscher an der Spitze der elsässischen Generalpräzeptorei: der aus Cleve stammende Johann von Colick oder auch "von der Colecken".
Johann von Colick trat ins Kölner Antoniterhaus ein, in dem er 1444 nachzuweisen ist. Auch sein Studium absolvierte er in der Köln. Im Jahre 1452 ist belegt, dass er an der dortigen Universtität Jura studierte. Noch vor 1457 kam er als Kaplan des Enea Silvio Piccolomini nach Rom. Als derselbe 1458 als Nachfolger Calixtus III. den Papstthron bestieg, verlieh er seinem Hausgenossen die Würde eines Magister der Capella Pontificia und eines päpstlichen Cubicular.
Nachdem Jean Bertonneau gestorben war, betraute Pius II. seinen Günstling mit der Präzeptorei Isenheim. In Isenheim blieb Colick allerdings nur kurz. Als knapp vier Jahre später die Generalpräzeptorei Roßdorf-Höchst durch Tod des dortigen Präzeptors Johannes Gutgelt frei geworden war, ließ sich Colick am 3. Oktober 1463 durch seinen päpstlichen Gönner aufgrund einer Generalreservation mit dieser Präzeptorei providieren.
Daraus lässt sich nicht schließen, dass Roßdorf-Höchst die reichere und angesehenere Präzeptorei gewesen sei. Zumindest zu dieser Zeit werden für Roßdorf-Höchst keine höheren Einnahmen als für Isenheim angegeben. In der Elsässer Niederlassung betrugen die Einnahmen jährlich 100 Silbermark. 1435 werden für Roßdorf ebenfalls 100 Silbermark verbucht. 1452 waren es dort gar nur 60 Silbermark. Mischlewski weist darauf hin, dass diese Angaben - auch bei völlig korrekter Berechnung - nur relativ wenig Aussagekraft haben, da es sich hierbei um Bruttoeinnahmen handele, die zueinander nur dann in richtige Relationen gesetzt werden könnten, wenn die genaue Höhe der nötigen Ausgaben und die Tilgungsrate einer eventuellen Verschuldung bekannt wären, die gerade in Roßdorf-Höchst mitunter enorme Summen betragen hätten. ⋅1⋅
Adalbert Mischlewski vermutet hinter dem Wechsel - ähnlich wie bei Hugues de Beaumont - nicht finanzielle, sondern gewichtige persönliche Gründe. Jeder Pfründewechsel war schließlich mit einer belastenden Annatenzahlung verbunden. Deshalb geht Mischlewski davon aus, dass sich Colick in dem überwiegend mit französischen Ordensmännern besetzten Isenheim nicht wohl gefühlt und wieder in deutsche Umgebung gestrebt habe. Schon 1458, also noch vor seinem Amtsantritt in Isenheim, hatte er sich schließlich - damals ohne Erfolg - um die Roßdorf-Höchst unterstellte Präzeptorei Köln beworben, aus der er hervorgegangen war. Hier, im Gebiet des Mittel- und Niederrheins, mussten - so Mischlewski - noch viele seiner alten Gefährten und Freunde leben ⋅2⋅.
Literaturhinweise
Die wichtigsten Informationen über Johann Colick bietet
Adalbert Mischlewski, Die Antoniter und Isenheim, in: Max Seidel, Mathis Gothart Nithart Grünewald, Der Isenheimer Altar (Stuttgart 1973) 263-264, 286.
Grundsätzliches bei
Adalbert Mischlewski, Grundzüge der Geschichte des Antoniterordens bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts (Unter besonderer Berücksichtigung von Leben und Wirken des Petrus Mitte de Capraris) (= Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte 8) (Köln, Wien 1976).
Anmerkungen