Der Isenheimer Altar

und seine Botschaft


Weiter-ButtonZurück-Button Leben und Offenbarungen der heiligen Brigitta

Nach der Übersetzung von Ludwig Clarus (1888) digitalisiert und bearbeitet von Gertrud Willy

Anhang I. - Vorrede der himmlischen Offenbarungen der Frau Brigitta vom Magister Matthias aus Schweden.

Schrecken und Wunder sind in unserem Lande gehört worden, Ein Wunder war es, daß der Eiferer des Gesetzes, Moses, ein feuriges Gesetz zur Rache an den Sündern mitten aus dem Feuer des Eifers Gottes hörte. Schrecklich aber ist es, daß heutzutage die Demütigen und die im Geiste Sanftmütigen die Stimme Jesu Christi, Gottes und des Menschen hören, wie ehemals Elias dieselbe im Säuseln sanfter Luft vernommen. (III. Kön. XIX. 12.) Derjenige, welcher das halsstarrige, unwissende und rohe Volk im Eifer seiner Gerechtigkeit seinem Gesetze zuerst durch Furcht unterworfen, macht nun mit sanfter Barmherzigkeit das Volk, nachdem dasselbe in beiderlei Gesetz, im alten wie im neuen, unterwiesen worden, geneigt, sieh durch Liebe zu unterwerfen. Es war das starke Weben des Schreckens Gottes vorausgegangen, der die Berge Seiten-Icon 282 der Hoffärtigen umstürzte und die Felsen der verhärteten Herzen zerrieb; es war vorausgegangen die Bewegung der Buße, welche die Herzen zum Heile erschütterte, desgleichen das Feuer der göttlichen Liebe, welche im Evangelium durch die augenscheinlichsten Zeichen seiner großen Liebe zu den Seinigen leuchtet, da er sich selber in den Tod für sie dahingegeben hat, damit sie nicht in Ewigkeit sterben möchten, sowie auch der Liebe der Seinigen unter sich, welche sich, um ihn zu verherrlichen, hingaben. In diesem Feuer ist, um gewissermaßen so zu reden, Gott nicht der Herrlichkeit seiner Gottheit, sondern dem niedrigen Stande unserer Dienstbarkeit entsprechend, worin er die Welt erlöst hat, erschienen. Und nun folgt das linde Säuseln der göttlichen Barmherzigkeit. Dasselbe ruft um der Bitten und der Verdienste der Mutter der Barmherzigkeit, der Jungfrau Maria willen alle aus der Glut der Sünden in die Luft der überaus milden Barmherzigkeit. In dieser Luft offenbart der Herr, dem es eigentümlich ist, sich zu erbarmen, die Allmacht seiner Gottheit in der Höhe des höchsten Erbarmens, damit, wenn das göttliche Gericht erscheint, diejenigen nicht zu entschuldigen seien, welche seine Barmherzigkeit, die er süß und mildiglich angeboten, verachtet haben. Oder ist nicht der ohne Entschuldigung durch die Gerechtigkeit des göttlichen Gerichtes gestraft zu werden würdig, welcher die ihm durch so süße Worte und Werke, wie die Reihe dieser Offenbarungen enthält, angebotene Barmherzigkeit verachtet und ausschlägt? Deshalb sollen alle ihre Gemüter vorbereiten, alle den Schoß ihres Willens öffnen, damit ein gutes, über Verdienst volles und über Hoffen gerütteltes und über alle Gedanken überfließendes Maß durch die Mittlerin Gottes und der Menschen, von ihrem Sohne, als der Quelle aller Liebe, ihnen eingegossen werde. Keinerlei Verdacht eines Geistes irgend einer Falschheit darf die Gemüter derer beschleichen, welche dies lesen, Denn es ist nicht zu glauben, daß der böse Geist entweder die wahrhaft Gerechten betrüge, oder die Sünder in Bessere umwandle, oder die Liebe, welche er nicht hat, in kalte Herzen einzugießen vermöge, oder in irgend einem die Ehre Gottes, dem er mißgünstig ist, fördern sollte. Denn wie es unmöglich ist, daß der Geist der Wahrheit entweder eine Lüge rede und den ihm ergebenen Herzen eingebe, oder jemand von der Gerechtigkeit abwende und die Verachtung des allmächtigen Seiten-Icon 283 Gottes herbeiführe, so ist dem Geiste der Unwahrheit das Gegenteil dieser Übel wegen seiner alten Bosheit und Nichtswürdigkeit durchaus versagt. Oder sollte etwa einer behaupten, eins oder das andere dieser guten Dinge sei dem bösen Geiste zu vollbringen möglich, so folgt daraus, daß er auch zugeben muß, wie das Entgegengesetzte dem guten und heiligen Geiste möglich sei. So würde der Irrtum unvermeidlich werden, daß das Böse Gott, und das Gute dem Teufel zugeschrieben werden und man glauben müßte, der Teufel sei der Fürst und Regierer der Gerechten, wie man denn auch der Gotteslästerung nicht ausweichen würde, Gott sei ein Gönner und Anstifter der Gottlosen. Wenn jemand in wahrhafter Weise einen Gerechten unterscheiden will, muß er, um nicht durch eine geschminkte Gerechtigkeit betrogen zu werden, wissen, daß von einem wahrhaft Gerechten fern gehalten werden: erstens alles Böse, was den ewigen Tod wirkt, nämlich Unkeuschheit, Begierlichkeit, Stolz; ferner dasjenige, was fälschlich gut scheint, namentlich die Tugend, wenn man sich doch der eiteln Ehre rühmt oder kleinmütig ist in Verteidigung der Gerechtigkeit, oder im bitteren Eifer glüht, andere zu richten; dagegen soll man in der Gerechtigkeit aus Tugend demütig sein, standhaft in der Demut, ruhig in der Standhaftigkeit des Geistes. Deshalb sucht denn ein wahrhaft Gerechter keine eigene Ehre, um nicht durch dieselbe vom Teufel betrogen zu werden; weicht nicht aus Kleinmut vor der Verteidigung der Gerechtigkeit zurück, um nicht dadurch von der Bosheit der Menschen überwunden zu werden; auch unterliegt er keinerlei Betrübnis, wodurch die Haltung seines Gemütes von der Grundlage der rechten Vernunft durch die Hitze der Ungeduld herabgeworfen werde, denn nicht darum ist irgend jemand nicht gerecht, weil ihm eine Herzensbetrübnis zustößt, wenn ihn nur diese Betrübnis nicht von dem Grunde der Geduld und der übrigen Tugenden herunterdrängt. Deshalb gab auch Christus, als er in der Traurigkeit und der Betrübnis des Todeskampfes zum Vater sprach: Nimm diesen Kelch von mir! zu erkennen, daß diese Betrübnis sein Gemüt vom Grunde der Tugenden nicht hinweggedrängt hatte, indem er hinzufügte: Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst! Ebensowohl wird er, was im vorerwähnten Bilde gesagt worden, fassen können, denn das starke Wehen ist die eitle Ehre, welche alle Vortrefflichkeit der Seiten-Icon 284 Tugenden, die da ist wie ein Berg, und alle Beständigkeit, welche da ist wie Festigkeit der Felsen, zerstört. Der Schrecken der Drohungen und Verfolger bewegt die Herzen, daß sie dem Ungestüme der Menschen nachgeben, das Feuer des Eifers entbrennt im Gerechten, welcher noch nicht in der Tugend der Geduld und Sanftmut gegen die Sünder gefördert ist, wie an dem Pharisäer sichtbar wird, der sich seiner Gerechtigkeit rühmte, aber wider den Zöllner ins Feuer des Unwillens geriet, und wie Simon gegen Magdalena sich erhitzte. In einer solchen Hitze ist jedoch der Heer nicht, und deshalb wird dem Teufel dadurch Gelegenheit geboten, zu versuchen und zu betrügen.

Dergleichen Dinge darf man von der Braut Christi, die er sich zum Dienste solcher Gnade auserwählt hatte, nicht besorgen. Als sie noch im Ehestande lebte, hat sie ihren Gemahl zu vollkommener Keuschheit bewogen, daß sie viele Jahre ohne Forderung und Leistung der ehelichen Pflicht miteinander lebten. Während sie noch in dem Bande der Ehe lebte, gab sie der witfräulichen Mäßigkeit in Nahrung und Kleidung den Vorzug und die Andacht ihres Herzens und die Inständigkeit ihrer Gebete ließen an ihr schon die große Vollendung der künftigen Frömmigkeit und Gnade im voraus erkennen. Nachdem sie vom Gesetze gegen den Gemahl erledigt war, verteilte sie ihre Güter unter ihre Erben und die Armen, mochte sich los aus den Banden der Welt, und folgte in ihrer Armut dem armen Christus, indem sie für sich nur die einfachste Nahrung und verächtliche Kleidung behielt. Deshalb suchte auch Christus sie, welche allen Trost der Welt verschmäht hatte, mit wunderbaren Tröstungen und Gnaden heim. Sie suchte in dem allen nicht ihre eigene, sondern Gottes Ehre, und hätte, um der Beobachtung der Menschen zu entgehen, sich lieber verborgen gehalten, wenn ihr nicht zum Heile der Nächsten durch den Befehl des Geistes oder vielmehr Christi, der ihr im Geiste erschien, geboten worden wäre, sich gewissen Personen zu offenbaren. Sie wünschte auch, durch Erleiden von Schmach und Schande Christi Herrlichkeit zu vermehren, und prägte durch Wahrheit, Sanftmut und Gerechtigkeit die Gestalt des Lebens Christi an sich aus, ließ sich auch von ganz geringen und verächtlichen Personen ohne Grund und ungestraft beleidigen. Wer möchte nun wohl glauben, daß ein Seiten-Icon 285 solches Leben den Blendwerken der bösen Geister unterthan sein könne? Wer wird wagen, Christum einer solchen Ruchlosigkeit zu zeihen, daß er eine Person nicht schützen sollte, die auf ihn hoffte, und nicht sich, sondern ihn aus ihrer Liebe Fülle ehrte? Oder giebt wohl ein guter Gemahl eine keusche und treue Gattin einem Ehebrecher zum Hohne preis? So weiche denn nun der Frevel des thörichten Urteiles, und werde Platz gegeben der Ehre und Gnade Gottes, welche um so viel größer zu sein erkannt wird, je unglaublicher sie unserer Unwissenheit und unserem geringen Glauben vorkommt. Denn wer hat, wofern nicht die Gnade desselben Geistes über ihn gekommen, wohl jemals glauben können, daß Christus, welcher im Himmel sitzt, mit einer noch in dieser Sterblichkeit weilenden Frau rede? Aber wie mir aus Christi eigenen Worten vernommen, meint man, wenn man Berge und Wälder ansieht, der Himmel sei ihre Höhe, ob er schon nicht nahe ist. Also mag auch Christus, der im Himmel herrsche, durch ein geistliches Gesicht nahe gesehen werden können, obwohl er mit seiner leiblichen Gegenwart fern ist; ein solches Gesicht kann durch die örtliche Entfernung nicht beeinträchtigt werden. O, fürwahr eine staunenswerte und überwunderbare Erscheinung der Gnade! Gewiß soll dieselbe allem Volke, das unter dem Himmel ist, geoffenbart werden; denn Christus, welcher durch die Laster der Christen so schwer verletzt worden, daß kaum irgend ein Überrest vom Samen der Gerechtigkeit gefunden wird, erweiset dadurch den Undankbaren Barmherzigkeit, und lockt die Schuldigen an, Verzeihung zu begehren. Fürwahr, diese Erscheinung ist staunenswerter, als diejenige, mittels deren er sich im Fleische gezeigt hat. Letztere hat das äußere Fleisch den leiblichen Augen vorgeführt; diese stellt Gott und den Menschen den geistlichen Augen dar. Durch jene redete der Sterbenwollende mit den Sterblichen; durch diese redet der ewig Lebensollende als ein Sterblicher, auf daß sie Unsterbliche werden. Mittels jener wandelte er auf Erden; durch diese herrscht er im Himmel und versöhnt das Menschliche mit dem Göttlichen. In jener hat er durch seinen Tod die Schuld der Gerechtigkeit für uns bezahlt; in dieser verheißt er uns, unverdienterweise die Gabe der Barmherzigkeit zu spenden. So staunenswert ist, sage ich, diese wunderbare Erscheinung, daß sie kaum geglaubt und die Kraft eines so großen Wunders Seiten-Icon 286 von der geringen Fassungskraft des menschlicher Herzens kaum begriffen werden kann. Denn wenn auch die Vernunft selber die mit Kraft erfüllte Wahrheit in den Worten und Werken, die bei solcher Erscheinung vernommen und durch ihren Ausdruck bewährt werden, findet, so faßt die Schwäche doch nicht, wie das, was die Vernunft derer, welche die Worte vernehmen und die Wohlthaten erfahren, aussagt, aufgefaßt werden soll. Sogar ich selber, der ich dieses geschrieben, fasse, obwohl mir durch Wort und Werk durch diesen Geist auf gewisseste Weise die Wahrheit bekannt geworden, dieselbe doch nur mit Mühe, wie gar würdig aller Annahme ich es auch halte. Wie darf ich nun meinen, alle Hörer könnten dieses glauben, welche die Worte nicht gehört und die Werke nicht erfahren haben? Wie es von Christi Auferstehung heißt, sie sei nach und nach durch viele Beweise dargelegt worden, weil die schwachen Herzen der Sterblichen die ganze Neuheit des Wunders auf einmal nicht zu fassen vermochten; so wird, glaube ich auch, Christus an diesem Wunder in einem längeren Zeitverlaufe thun, und die Größe des Wunders durch viele Zeichen der Tugenden bekannt machen, da die an die Finsternis gewöhnten Augen des Herzens der Sünder dieselbe sobald nicht zu erkennen vermögen. Das aber soll die Herzen aller zur leichteren Annahme der Wahrheit vorbereiten, daß so viele Worte und so viele Wunder keinen anderen Glauben predigen, als Christus gepredigt hat. Sie führen uns keinen neuen Christus vor, sondern denselben, welcher für uns gelitten hat. Sie ziehen von der Wahrheit, welche in Christo ist, nichts ab, noch fügen sie derselben etwas hinzu; wohl aber zur Barmherzigkeit, welche um so reichlicher in ihnen sich zeigt, je größer über das, was jemals gewesen, das Elend der Sünden sich zeigt. Lasset uns also dem Vater der Barmherzigkeit und dem Gotte alles Trostes Dank sagen, welcher bei so vielem Elende der alternden Welt mit so vielen Erbarmungen den Elenden zu Hilfe kommt, daß sie nicht in Abgründe der Verzweiflung versinken. Wer nüchtern und getreulich die Worte des gegenwärtigen Buches beachten will, wird nicht bezweifeln können, daß die Worte nicht derjenigen, welche an Tugend leer ist, sondern derjenigen, welche angefüllt ist mit der Tugend der Wahrheit, nur vom Geiste der Wahrheit haben geredet werden können. Wer auch ihre Werke prüfen Seiten-Icon 287 will, wird glaubwürdige Zeugen finden, mit denen er, wofern er nur will, die Wahrheit der Thatsachen billigend anerkennen wird. Der Anfang dieser, der gedachten Frau geschehenen Offenbarung ist mir, der ich diese Vorrede vorausgeschickt, überliefert, um denselben auch anderen kundzuthun. Derselbe ist von Christo eingeleitet:

"Der Teufel hat dreifältiglich gesündigt, nämlich durch Hoffart, weil ich ihn in guter Weise geschaffen habe; durch Begehrlichkeit, weil er mir nicht allein gleich, sondern noch höher zu sein trachtete; durch Lust, mittels deren er solche Freude an meiner Herrlichkeit fand, daß er, wofern er gekonnt, mich gern getötet hätte, um an meiner Statt zu regieren. Deshalb ist er aus dem Himmel gestürzt, und hat mit diesen drei Sünden die Welt angefüllt, und durch dieselben das menschliche Geschlecht geschändet. Deshalb habe ich selber die Menschheit angenommen, und bin in die Welt gekommen, um durch meine Demut ihre Hoffart, durch meine Armut ihre Begehrlichkeit zu vernichten, und habe mich der überaus schweren Pein des Kreuzes unterzogen, um ihre abscheuliche Lust zu vertilgen, und dem Menschen mit dem Blute meines Herzens und durch meinen Tod den Himmel, welcher ihm wegen seiner Sünden verschlossen war, zu eröffnen, wofern er nur, soviel er kann, dabei mitwirken will. Nun aber haben die Leute im Reiche Schweden, namentlich die Art Menschen, welche man Hofmannen oder Ritter nennt, in der Weise gesündigt, wie zuvor der Teufel gesündigt hat. Sie treiben Hoffart mit der Schönheit der Leiber, die ich ihnen gegeben habe; sie streben nach Reichtum, den ich ihnen nicht habe gewähren wollen; sie zerfließen dergestalt in abscheulicher Lust, daß, wenn es ihnen möglich wäre, sie mich lieber nochmals umbrächten, und mein schreckliches Gericht, das ihnen um ihrer Sanden willen bevorsteht, ertrügen, als auf ihre Lüste verzichteten. Deshalb werden die Leiber, auf welche sie stolz sind, durch das Schwert, durch den Sperr und das Beil umgebracht werden; die schönen Gliedmaßen, welche ihre Herrlichkeit ausmachen, werden die wilden Tiere und Vögel zerreißen; die Güter, welche sie wider meinen Willen zusammenhäufen, werden andere zerstreuen, sie selber aber werden darben. Wegen ihrer abscheulichen Lüste mißfallen sie meinem Vater so sehr, daß er sie nicht würdigt, sie Seiten-Icon 288 zum Anschauen seines Angesichtes heranzulassen. Und weil sie mich, wofern sie vermöchten, gern umbrächten, werden sie selber in die Hölle, den Händen der Teufel hingegeben werden, um von ihnen den ewigen Tod zu empfangen. Dieses Gericht würde ich längst über das Reich Schweden haben ergehen lassen, wenn nicht die Gebete meiner Freunde, welche sich darin befinden und welche mich zum Erbarmen bewegen, mich daran gehindert hätten. Deshalb wird die Zeit kommen, wo ich diese meine Freunde zu mir versammeln werde, damit sie die Übel nicht sehen, welche ich über dieses Reich verhängen will. Gleichwohl werden einige meiner Freunde alsdann noch leben und die gehäufte Menge ihrer Verdienste sehen. Weil also nun die Könige, die Fürsten und Prälaten mich durch meine Wohlthaten nicht kennen lernen wollen, um zu mir zu kommen, so will ich jetzt die Armen, die Schwachen, die Kinder und elende Personen versammeln, mit denen ich ihre Stellen ausfüllen werde, damit in meinem Heere ihrer Abwesenheit wegen kein Ausfall stattfinden möge."

Als nun die Person, welcher diese Offenbarung geschah, seufzte und das Gericht als zu hart beklagte, fügte der Herr hinzu: "Solange der Mensch lebt, ist ihm der Eingang zum Himmelreiche eröffnet. Wissen die Menschen ihr Leben zu ändern, so weiß ich auch mein Urteil zu mildern."

Aber auch die Thatsachen, welche mir gerade im Augenblicke einfallen, bestätigen die Wahrheit des Gegenwärtigen. Erstens weil eine ungelehrte Frau dasselbe vorträgt, welche nicht dichten will, weil sie von hohem Stande, auch von bewährtem Wandel ist, in Demut und im Witwenstande lebt, auch wenn sie wollte, nicht das geringste zu erdichten wissen würde, da sie höchst einfach und sanftmütig ist. Die andere ist, daß der Schreiber dieses, welcher, weil er Gott fürchtet und einfältig ist, durchaus die Hand zum Schreiben nicht ansetzen wollte, und sich seiner Unwissenheit halber zu einem solchen Werke sehr wenig geeignet hielt, mit Todesfurcht, durch Christum genötigt, schier gestorben ist, bis er seine Einwilligung gab, und nach Erklärung seiner Zustimmung nicht allmählich, sondern urplötzlich geheilt worden ist. Die dritte Thatsache ist, daß ein Besessener in Ostgotland, in Gegenwart, zweier glaubwürdigen Zeugen, auf die aus dem Munde des vor- Seiten-Icon 289 gedachten Geistlichen hervorgehenden Worte, welche dieser Frau von Christo angegeben waren, und die der Bruder auf Christi Geheiß zum bösen Geiste geredet hatte, gereinigt ward. Die vierte ist, daß ein anderer Besessener in Schweden, in Gegenwart dreier glaubwürdigen Zeugen, aus die nämliche Weise durch denselben Ordensgeistlichen gesäubert worden ist. Die fünfte ist die Bekehrung einer öffentlichen Buhldirne unter dem Beistande der seligen Jungfrau, welche mit Christo der gedachten Frau erschienen war. Die sechste ist die Bekehrung sehr vieler großen Herren im Königreiche Schweden, welche zu ihrer Zeit und an ihrem Orte, wenn anders sie nicht undankbar gegen Christum sein wollen, einstimmig die Bewegung ihres Herzens, welche sie auf die ihnen durch Christum übersendeten Worte erfahren haben, werden gestehen müssen. Seiten-Icon 290

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