Der Isenheimer Altar
und seine Botschaft
Leben und Offenbarungen der heiligen Brigitta
Nach der Übersetzung von Ludwig Clarus (1888) digitalisiert und bearbeitet von Gertrud Willy
Anhang II. - Sendschreiben des Kardinals Johannes Torquemada an alle Gläubigen Christi.
- Vorwort
- Kapitel I. - Worin das erste Zeichen und der erste Beweis, wie die göttlichen Offenbarungen sich von den teuflischen unterscheiden, aufgestellt werden.
- Kapitel II. - Worin das zweite Zeichen und der zweite Beweis aufgestellt wird, wie die göttlichen Offenbarungen sich von den teuflischen unterscheiden.
- Kapitel III. - Worin das dritte Zeichen und der dritte Beweis aufgestellt wird, wie die göttlichen Offenbarungen sich von den teuflischen unterscheiden.
- Kapitel IV. - Worin das vierte Zeichen und der vierte Beweis aufgestellt wird, wie göttliche Offenbarungen vom teuflischen Truge unterschieden werden.
- Kapitel V. - Worin das fünfte Zeichen und der fünfte Beweis aufgestellt werden, die Offenbarungen, welche vom Geiste Gottes sind, von den falschen Offenbarungen des teuflischen Geistes zu unterscheiden.
- Kapitel VI. - Von der Ordnung des weiteren Verfolges in Erklärung der übergebenen Artikel vor den Richtern in Glaubenssachen und der Kommission.
Anhang II. - Sendschreiben des Kardinals Johannes Torquemada an alle Gläubigen Christi. ⋅1⋅
"Wir, Johannes, durch Gottes Erbarmen an der hochheiligen römischen Kirche, Namens St. Mariä, jenseits der Tiber, weiland des heiligen Sixtus Kardinalpriester, wünschen allen insgemein und jedem einzelnen, die Christi Glauben bekennen, Heil un dem Herrn, der da aller wahres Heil und Leben ist Wir sind durch die ehrwürdigen und geistlichen Väter Magnus Unno, der freien Künste Magister, der heiligen Gottesgelehrtheit Baccalaureus und des Klosters der heiligen Jungfrau Maria und der heiligen Bri- 291 gitta zu Wadstena (des Ordens vom heiligen Augustinus und vom heiligen Welterlöser genannt, in der Diöcese Linköping, im Königreiche Schweden, Beichtvater, und Olaf Pedersson, des gedachten Klosters Ordensbruder, seitens des genannten Klosters und Ordens mit inständiger Andacht ersucht worden sind, der Wahrheit Zeugnis zu geben, daß Wir die nachfolgend niedergeschriebenen Auslegungen und Erklärungen über etliche Artikel, welche aus den Büchern der Offenbarungen der seligen Brigitta genommen und ausgezogen worden, und deren einige auf dem Konzile zu Basel als irrig zu verwerfen mehrere bestrebt gewesen sind, als von Uns geschrieben und herausgegeben bezeugen möchten. Weil nun, wie der heilige Augustinus sagt, beide schuldig sind, sowohl derjenige, welcher die Wahrheit verbirgt, als derjenige, welcher eine Lüge sagt, da jener nicht nützen will, dieser aber zu schaden begehrt, so haben Wir den Gründen gedachter Väter gern gewillfahrt, und versichern und bezeugen durch Gegenwärtiges, daß, bevor Wir zur Kardinalswürde erhoben worden und Uns noch auf dem Konzile zu Basel befanden, nämlich im Jahre 1435, Wir, des heiligen apostolischen Palastes Magister und einer von den Professoren der heiligen Gottesgelahrtheit, durch das Konzil selber beauftragt worden sind, die vorgedachten Artikel in der Beziehung zu prüfen, ob in den Büchern der Offenbarungen der gedachten heiligen Frau Brigitta, wie von vielen Mißgünstigen hatte versichert werden wollen, etwas wider die heilige Schrift und die Lehre der heiligen Lehrer, oder wider die guten Sitten enthalten sei, oder in irgend einer Art anstoße. Vom Eifer zur Wahrheit und durch die Ehre der heiligen Brigitta entzündet, im Vertrauen auf die Güte des allmächtigen Gottes haben Wir alle Bücher der gedachten Offenbarungen eifrig und sorgfältig durchgelesen, und nach Maßgabe der Uns von oben her gegebenen Gnade und Unseres geringen Verstandes und der Kürze der Zeit einige Auslegungen und Erklärungen über einige der vorgedachten Artikel, unter Voranschickung der gewöhnlichen Proteste, wie sie unten folgen, herausgegeben, wobei Wir einiges darüber vorausschicken, wie die von Gott eingegebenen Offenbarungen von den Betrügereien des Teufels unterschieden werden können. Zur Bestätigung alles dessen haben Wir die folgende Schrift mit eigener Hand und Unserem großen Insiegel bekräftigen zu müssen geglaubt. 292 Den ehrwürdigen Vätern und frommen Männern und Brüdern des Ordens vom heiligen Welterlöser, Gervin Persson, des Klosters Wadstena in Schweden Generalbeichtvater, und Acho Johannes, einem Ordensbruder dieses Klosters, wünscht Bruder Johannes von Torquemada, der heiligen Gottesgelahrtheit Lehrer und des heiligen apostolischen Palastes Magister, Heil und Nachfolge in den Fußstapfen der Frömmigkeit euerer Stifterin, der seligen Brigitta. Nachdem etliche Tage abgelaufen waren, während derer der Inhalt einiger Artikel aus den Offenbarungen der heiligen Brigitta, euerer Mutter und der Stifterin eueres Ordens, vor dem Glaubensrichter und einigen dazu verordneten Magistern und Lehrern geprüft worden, hat es euerer Liebe gefallen, mich mit vervielfältigten Bitten aufzufordern, daß ich wachsame Sorgfalt und fleißiges Studium anwenden wolle, neben anderen verehrungswürdigen Magistern, welche mit gleichem Eifer dem nämlichen Werke oblagen, um zu sehen und zu prüfen, ob die vorgedachten Artikel, wie durch etliche Mißgünstige unter euch versichert worden, etwas wider die heilige Schrift, oder die Lehre der heiligen Lehrer, oder was wider die guten Sitten anstieße, enthielten. Und sehet, liebste Väter! obwohl diese Sache lange Zeit und einen Mann erheischte, welcher in der Schärfe der Nachforschung durchdringlicher, in der Kunst, zu finden, erfahrener und an Fülle der Weisheit reicher wäre, habe ich gleichwohl, indem ich mit euerem Drängen Mitleid trug, euere liebevollen Bitten ergebungsvoll angenommen und im Vertrauen auf den Beistand der Kraft des allmächtigen Gottes, welcher vor den Weisen die Tiefen seiner Weisheit verborgen hält, die Kleinen dagegen deren Offenbarung würdigt, und nicht wenig gestärkt durch den liebreichen Schutz der seligen Brigitta, um deren Angelegenheit es sich handelt, und zu deren Ehre diese Arbeit unternommen worden, den Beschluß gefaßt, meinen Geist auf dieses Studium zu richten und nach Maßgabe des mir von oben her anvertrauten Verstandes nachzusehen, ob die vorbemeldeten Uns vorgelegten Artikel ohne Verletzung des katholischen Glaubens und der Wahrheit und ohne ein Unrecht wider die Lehre der heiligen Lehrer möchten geduldet werden können. Mein Gutachten habe ich im nachfolgenden nach meinem schwachen Fassungsvermögen und, wie ihr selber wisset, in Eile auf- 293 gezeichnet. Ich protestiere jedoch in allem hier Gesagten, wie ich allezeit in allen weinen Thaten und Schriften als ein guter Katholik gethan, daß es meine Absicht nicht, vielmehr das Gegenteil dieser Absicht ist, etwas zu sagen, zu behaupten oder beharrlich zu verteidigen, was wider die heilige Schrift, oder wider die Bestimmung der allgemeinen Kirche, oder wider die gebilligte Lehre der heiligen Lehrer sein, oder fromme Ohren verletzen möchte. Alles, was ich geschrieben, unterwerfe ich der Verbesserung und dem Urteile dieses heiligen und allgemeinen Baseler Konzils.
Vorwort
des Kardinals Johannes von Torquemada zu seiner Schutzrede für die himmlischen Offenbarungen der heiligen Brigitta aus Wadstena.
Ozias und die Ältesten sprachen zu Judith: Alles, was Du geredet hast, ist wahr, und nichts zu tadeln an Deinen Reden. So bitte nun für uns, denn Du bist eine heilige Frau und fürchtest Gott. (Judith VIII.) Diese Worte, von welchen zu lesen, daß sie buchstäblich vom Fürsten Ozias und den Ältesten des Volkes Israel zu dieser heiligen und sehr gefeierten Witwe zur Empfehlung ihrer Tugend und Heiligkeit und zum Zeugnisse der Wahrheit ihrer Reden gesprochen worden, von denen man glaubt, daß sie dieselben, von der Gnade des göttlichen Lichtes erleuchtet, begeistert geredet haben, können sehr füglich nach ihrem allegorischen Verstande auf die ehrenreiche und sehr gefeierte edle Witwe, die heilige Brigitta aus dem Königreiche Schweden, seitens des Fürsten der Kirche, d. h. des Papstes, und der Herren geistlichen Vorstände und anderer, durch Wissenschaft und Macht angesehener Männer angewendet werden, welche diese Artikel geprüft, und nachdem sie alle fleißig durchgegangen sind, auch nichts erkannt und gefunden haben, was der heiligen Schrift oder den guten Sitten zuwiderliefe, der Wahrheit Zeugnis gegeben und die oben hingestellten Worte gesagt haben, nämlich: Alles, was Du geredet hast, ist wahr, und nichts zu tadeln an Deinen Reden. So bitte nun für uns, denn Du bist eine heilige Frau und fürchtest Gott. In jenen Worten sind fünf Stücke angedeutet, wodurch glaubwürdig dargethan und gezeigt wird, daß die Offenbarungen der Bücher der 294 seligen Brigitta ans dem göttlichen Geiste hervorgegangen und ausgeflossen sind; man erkennt und unterscheidet daran gewöhnlich wie an Zeichen die Offenbarungen, welche vom Geiste der Wahrheit eingegeben und durch ein göttliches Licht eingegossen worden, von den Offenbarungen, welche vom Geiste der Lüge und durch Teufelstrug vermittelt und eingegeben worden. Diese Stücke sind der Ordnung nach in unserem Satze folgende: Das erste Zeichen ist, wenn nach dem Urteile großer und erfahrener Männer die Offenbarung gutgeheißen wird. Das zweite wird aus der Wirkung entnommen, welche durch die Offenbarung im Geiste derjenigen Person, an welche dieselbe geschieht, zurückbleibt, wenn nämlich an ihr die Frömmigkeit, vorzüglich aber die Demut und Ehre Gottes, zunehmen und Fortschritte machen. Das dritte betrifft die Materie (den Inhalt), wenn in allen ihren Worten die Wahrheit gefunden wird. Das vierte, in betreff der Form, ist die Übereinstimmung mit der heiligen Schrift. Das fünfte, von seiten der Person, ist, bewährte Heiligkeit. Das erste Zeichen, das Ansehen und die Würde derer, welche die Offenbarung bestätigen, findet sich hier in den Worten: Ozias und die Ältesten sprachen. Das zweite, nämlich die Wirkung der Offenbarung, welche in tiefer Demut besteht, liegt in den Worten: Zu Judith, welcher Name übersetzt bedeutet: bekennend und Gott preisend. Das dritte, nämlich die lautere Wahrheit des Inhaltes, geben die Worte an: Alles, was Du geredet hast, ist wahr. Das vierte, in betreff der Form, nämlich die Dankbarkeit für die Übereinstimmung, drücken die Worte aus: Nichts ist zu tadeln an Deinen Reden. Das fünfte, aus den Eigenschaften der Person sich ergebend, ist die offenbare Heiligkeit, denn es heißt: So bitte nun für uns, denn Du bist eine heilige Frau und fürchtest Gott. Und weil nun hieraus die hauptsächlichsten Beweise und Zeugnisse der Wahrheit genommen werden müssen, denen zufolge die Bücher der Offenbarungen der heiligen Brigitta vom göttlichen Geiste eingegeben worden sind, so habe ich für angemessen erachtet, von allem dem mittels ausführlicher Rede in einzelnen Kapiteln zu sprechen. Nach den fünf Zeichen also, durch welche die göttlichen Offenbarungen von den teuflischen sich unterscheiden, werden fünf Kapitel sich abteilen, aus denen fünf Gründe sich ergeben werden, welche auf glaubwürdige Weise darthun, daß die in den Büchern 295 der seligen Brigitta enthaltenen Offenbarungen wahrhaft aus dem Geiste Gottes hervorgegangen sind.
Kapitel I.
Worin das erste Zeichen und der erste Beweis, wie die göttlichen Offenbarungen sich von den teuflischen unterscheiden, aufgestellt werden.
Unter anderen Zeichen, welche die heiligen Lehrer und Doktoren der Gottesgelahrtheit angegeben haben, um mit Wahrscheinlichkeit zu erkennen, welche Offenbarungen einem guten Geiste zugeschrieben werden können, und welche aus dem Truge eines bösen Geistes hervorgegangen, nenne ich nach der Ordnung der Teile meiner Bibelstelle als das erste, wenn gewichtige, erfahrene, weise, geistliche Männer dieselben bestätigen. Fürwahr, wenn solche Offenbarungen durch das Urteil dieser Männer bewährt werden, ist es ein Zeichen, daß sie wahrscheinlicherweise von Gott eingegeben worden, wenn sie auch von thörichten und fleischlichen Menschen, denen nur das Fleischliche schmeckt, anders beurteilt werden; denn der Apostel spricht (I. Korinth. II.): Der natürliche Mensch aber faßt nicht, was des Geistes Gottes ist; es ist ihm Thorheit und er kann es nicht verstehen, weil es geistig beurteilt werden muß. Der geistige aber beurteilt alles. Die Glosse sagt: Das heißt: er versteht und unterscheidet alles. Und Bernhard sagt, indem er von diesem Zeichen spricht: Den Gedanken, welcher sich als schamhaft darstellt und nicht offen zu Lastern verleitet, magst Du alsdann für einen von Gott gegebenen anerkennen, wenn derselbe friedsam ist, wenn er durch das Urteil deines geistlichen Vorgesetzten und deiner geistlichen Brüder gebilligt wird. Auf diese Weise wird Paulus zu Ananias gesendet, so wird Cornelius durch Petrus geleitet, so der Verschnittene durch Philippus unterrichtet. Aus diesem Grunde werden wir im Buche der Unterhaltungen der heiligen Väter gelehrt, die Billigung und das Urteil geistiger Männer nachzusuchen. Deshalb redet der Abt Moses davon also: Durchaus nicht betrogen werden kann derjenige, welcher nicht nach seinem Kopfe, sondern nach dem Vorbilde Älterer lebt; auch wird der listige Feind der Unwissenheit desjenigen keinen Trug bereiten können, welcher alle Gedanken, die im Herzen entstehen, 296 nicht mit verderblicher Scham zu verdecken weiß, sondern dieselben nach reiflicher Prüfung Älterer entweder verwirft, oder zuläßt. Denn sobald der böse Gedanke an den Tag gebracht ist, beginnt er zu welken, und bevor das Unterscheidungsurteil ausgesprochen worden, entweicht die überaus garstige Schlange, wie aus einer finstern, unterirdschen Höhle durch die Kraft des Bekenntnisses ans Licht gezogen und dem Spotte und der Schande preisgegeben; nur so lange herrschen die schädlichen Eingebungen in uns, als dieselben im Herzen geheim gehalten werden. So weit besagter Moses. In Bezug auf dieses Zeichen ist zu bemerken, wie die Hauptsache für die Wahrheit einer Offenbarung das genannt werden muß, wenn sie nicht nur durch das Urteil gewichtiger Väter, welche durch Einsicht und Erfahrung groß sind, sondern auch des obersten Bischofs selber bestätigt werden. Hieronymus sagt: Dieses ist der Glaube, seligster Papst, den wir in der katholischen Kirche gelernt und immer festgehalten haben. Ist darin etwas minder geschickt, oder zu wenig passend aufgestellt, so begehren wir, daß es von Dir verbessert werde, der Du Petri Stuhl und Glauben hast. Wird aber dieses unser Bekenntnis durch das Urteil Deines Apostolates gutgeheißen, so wird, wer mich beschuldigen wollte, sich als einen Unwissenden oder Böswilligen, ja als einen erweisen, welcher nicht einmal ein Katholik, sondern ein Ketzer ist. Aus diesem Zeichen nun scheint mir der wirksamste Beweis hergenommen werden zu können, daß die Offenbarungen der heiligen Brigitta vom Geiste Gottes eingegeben sind, da dieselben, wie man sieht, durch das Urteil großer Männer und auch des Papstes gutgeheißen sind. In dieser Beziehung ist zu bemerken, daß zu finden, wie diese Offenbarungen zu zwei verschiedenen Zeiten, nämlich einmal noch beim Leben der heiligen Brigitta selber, und sodann nach ihrem Tode geprüft worden sind. Einmal bei ihrem Leben; denn da sie selber nicht leichtfertig war, schnell den Offenbarungen zu glauben, so wandte sie sich, als sie zuerst dergleichen Offenbarungen zu haben anfing und eine leuchtende Wolke gesehen und eine Stimme wie eines Menschen vernommen hatte, der da sprach: Weib, höre mich! und sie selber in Besorgnis war, von einem Engel des Satans getäuscht zu werden, alsbald an ihren Beichtvater, einen sehr frommen Mann von bewährtestem Wandel, den Magister Matthias von Schweden, einen ausgezeichneten 297 Lehrer der heiligen Gottesgelahrtheit, welcher über die ganze Bibel geschrieben hat. Dieser, in dergleichen Dingen nicht unerfahren, legte ihr Fasten, Gebete und andere geistliche Übungen auf, und nachdem er sie beichtgehört, ließ er sie in der Kommunion des Sakramentes des Leibes Christi teilhaftig werden. Als sie, während sie dieses that, abermals eine ähnliche Vision hatte, erneuerte und vermehrte sie, aus den Rat des genannten Magisters, ihre Gebete und anderen guten Werke. Darauf erblickte sie zum dritten Male auf ähnliche Weise eine Wolke und in der Wolke das Bild Christi, des Sohnes Gottes, und hörte eine Stimme: "Weib, höre mich! ich bin Dein Gott, der mit Dir reden will; fürchte Dich nicht! Ich bin der Schöpfer aller Dinge, kein Betrüger. Ich rede mit Dir nicht allein Deinetwegen, sondern des Heiles anderer wegen." -
Als aber die derartigen Offenbarungen sich vervielfältigten, beruhigte sie sich dabei nicht, sondern trug Sorge, daß die Offenbarungen selbst vielen anderen geistlich gesinnten Männern, die in aller Wissenschaft wohl erfahren waren, insbesondere aber nach des Herrn Befehle (Deuteronomium XVII. 9.), welcher gebietet, daß man die zweifelhaften Urteile vor die Priester bringen soll, den hohen Prälaten der Kirche vorgelegt wurden. Deshalb hat sie dieselben dem Herrn Erzbischofe von Upsala und drei anderen Bischöfen, ferner einem sehr frommen, damals in Rom lebenden Abte und dem Herrn Alfonso, dem ehemaligen Bischofe von Jaen, demütig und ehrerbietig überreicht. Diese sind, nachdem sie reifliche Überlegung und Verhandlung darüber gepflogen, einmütig zu dem Schlusse gelangt, daß jene nicht von einem Lügengeiste, sondern vom heiligen Geiste ausgegangen. Auch durch viele andere treffliche Männer wurde, nachdem sie eine genaue Prüfung dieser Offenbarungen hatten vorausgehen lassen, ebenso geurteilt, wie aus vielen Stellen abzunehmen ist, in denen ihre Thaten und ihr Leben beschrieben worden, die ich der Kurze halber mit Fleiß hier hinweggelassen habe. - Endlich nach ihrem Tode sind diese Offenbarungen zum anderen Male einer Prüfung unterworfen und sowohl durch weiser Männer, als der obersten Bischöfe Urteile gebilligt worden. In dieser Beziehung ist zu bemerken, wie nach dem Hingange der seligen Brigitta, im Jahre 1377, die ihr von Gott gewordenen himmlischen Offenbarungen, welche, um so bequemer von mehreren eingesehen 298 und geprüft werden zu können, in mehrere Bände zusammengeschrieben waren, dem heiligen Vater Gregor XI., durch die Hände ehrwürdiger Personen, der heiligen Katharina, einer Tochter der seligen Brigitta, des Bruders Petrus, des Priors von Alvastra, und des Herrn Petrus Olafson, des Beichtvaters der heiligen Brigitta, überreicht worden sind. Dieser Papst hat dieselben unverzüglich sehr umsichtigen und erfahrenen Männern, nachfolgend genannten Herren Kardinälen und Doktoren der Theologie, zur Prüfung überwiesen und ausgeantwortet: dem Kardinal Montemayor, dem Kardinal Agrisali, dem Kardinal de Luna; ferner: dem Herrn Martin von Salva, beider Rechte Doktor, dem Bischofe von Pampeluna, seinem Referendar, ingleichen Magister des heiligen Palastes, vom Predigerorden und Doktor der Theologie; desgleichen dem Magister Johannes aus Spanien, der heiligen Schrift Doktor, welcher in Gegenwart des Papstes Gregor selber in allgemeiner Kirchenversammlung, welcher das Kollegium der Kardinäle und die gesamte römische Hofgeistlichleit beiwohnte, den Vorschlag zur Heiligsprechung der seligen Brigitta gemacht hat. Weiter: dem ehrwürdigen Vater, ehemaligen Bischof von Jaen, Herrn Alfonso. Nachdem man diese Offenbarungen eingesehen und mit allem Fleiße öfter durchgegangen, auch aufmerksam das Verständnis aufgespürt hatte, ist nichts Verwerfliches oder Verdächtiges, oder von unserem rechten Glauben Abweichendes, oder demselben Widerstreitendes darin angetroffen, vielmehr alles darin Enthaltene mit der Wahrheit übereinstimmend, durch Heiligkeit vortrefflich, vollständig, ganz klar und vollkommen gefunden worden.
Der Prozeß der Heiligsprechung der mehrgedachten Frau Brigitta hatte zwar unter diesem Papste Gregorius seinen Anfang genommen; vom Tode übereilt, war er jedoch nicht imstande, denselben in gebührender Weise zum Vollzuge zu führen, weil, um denselben vollständig zu beendigen, von Rechts wegen noch vielerlei erforderlich war, was keinen geringen Zeitaufwand verlangte. Es mußte deshalb das ganze Geschäft der Heiligsprechung gleichsam wieder von vorn angefangen werden, und folglich überkam Urban VI., der unmittelbare Nachfolger Gregors, die Verpflichtung, eine neue Prüfung der gedachten Offenbarungen im Jahre 1379 vorzunehmen. Das geschah jedoch nicht darum, weil, was von Gregor angefangen, 299 angestrebt und verhandelt worden, vergeblich, ungültig oder zu wenig glaubwürdig gewesen wäre, sondern weil das Wesen des Prozesses, oder des notwendigen Verfolgs der Heiligsprechung billig erforderte, daß die Kommissarien vor allen Dingen sich vollständig mit den Thaten und dem Leben der genannten Brigitta bekannt machten. Deshalb wurden die Offenbarungen durch die vorgedachten ehrwürdigen Personen, die Frau Katharina, den Bruder Petrus, Prior von Alvastra, den Bruder Andersson und Magnus Persson, den ersten Beichtvater von Wadstena, wiederholt in Urbans Hände überantwortet. Papst Urban übergab dieselben den tüchtigsten Männern, großen Lichtern der Welt, seinen Herren Kardinälen und Magistern der Gottesgelahrtheit, wie sie nachfolgend aufgeführt stehen: dem Kardinale Eorsi, dem Kardinale von England, dem Kardinale Orsini, des Herrn Latini, eines römischen Edelmanns Bruder; dem Kardinale von Genua, dem Kardinale von Manupella, ingleichen dem Bischofe von Orvieto, Magister der Gottesgelahrtheit, welcher in Gegenwart des Papstes Urban in öffentlicher Kirchenversammlung den zweiten Antrag auf Heiligsprechung der seligen Frau Brigitta gestellt hat; ferner: dem gar vortrefflichen Herrn Johannes von Lignano, beider Rechte Doktor; dem Herrn Johannes von Basel, Doktor der heiligen Schrift; ingleichen dem vormaligen Bischof von Jaen, Alfonso, welcher die Vorrede zum Buche an die Könige verfertigt hat; weiter: dem Magister Augustinus aus Rom, vom Augustinerorden, Doktor der Theologie; dem Magister Matthäus von Krakau, welcher den vierten Antrag auf die Heiligsprechung vor demselben Papste Urban stellte; endlich dem Herrn Ludwig, Licentiaten beider Rechte, und noch vielen anderen, welche zur Vermeidung der Weitläufigkeit hier nicht angeführt werden. Nachdem der vorgedachte Auftrag erteilt und eine sorgfältige Prüfung der Offenbarungen ganz in der Weise, wie oben erwähnt worden, durch die Kommissarien, unter Anwendung höchster Aufmerksamkeit vorgenommen worden, ward, wie es geschehen mußte, dem Herrn Papste darüber ein mündlicher Vortrag gehalten und sie sind abermals von Urban wie von seinem Vorgänger Gregor, echt und voll Wahrheit, als von Gottes Geiste gelehrt und als sehr geeignet befunden worden nicht nur zum Nutzen derer, welche sie lesen oder lesen hören, sondern auch zu einer sehr heilsamen Lehre der Gläubigen in der Kirche Gottes, und zu be- 300 ständiger, mit Eifer, Andacht und Ehrerbietung anzustellender Betrachtung zu dienen. Daher kamen dann gar viele Fürsten und Edelleute nach Rom, andere sendeten Boten dahin, um die Bücher dieser Offenbarungen zu erhalten. Nachdem sie inständigst darum gebeten, ließen sie sich dieselben auf eigene Kosten mit besonderem Fleiße abschreiben. Unter ihnen sind besonders die nachfolgend Verzeichneten bemerkenswert: der Herr Bischof von Worms hat in Rom das eine Buch abschreiben lassen, welches er dem Kaiser überbrachte; Petrus von Aragonien, ein Bruder aus dem Minoritenorden und Verwandter des Königs von Frankreich, das zweite, das er mit nach Frankreich gebracht; der Gesandte der Königin von Castilien aus Spanien das dritte; der Gesandte der Königin von Cypern das vierte; der Gesandte der Königin von Sicilien das fünfte; der Bote der hohen Schule in Prag das sechste; der Bruder Petrus von Burgund, vom Orden der Minoriten, ein sehr großer Gottesgelehrter, das siebente; der Bote der Kreuzherren in Preußen das achte. Die Römer, die Genueser, die Breslauer und sehr viele andere Städte und Edelleute aus den Reichen ließen sich zu Rom die Bücher dieser heiligen Offenbarungen abschreiben. Dies steht in der Aufzeichnung, welche in Bezug auf die Vorgänge bei der Kanonisation der heiligen Brigitta niedergeschrieben worden. Überein damit stimmt die Bulle über die Kanonisation derselben heiligen Brigitta, welche von Bonifaz IX. erlassen worden, und worin es heißt: Wir nun sind, kraft des Uns auferlegten Amtes des Hirtendienstes der Weisen und Unweisen, Schuldner durch das geworden, was Wir sowohl nach dem Befehle Unserer Vorfahren, der römischen Bischöfe, Gregors IX. und Urbans VI. glücklichen Andenkens, als nach Unserem eigenen über die Wahrheit dessen, was vorhin gemeldet worden, durch tüchtige Zeugen und andere gesetzliche Beweismittel erfahren und als richtig erkannt haben u. s. w. Und in der nämlichen Bulle heißt er die Offenbarungen der gedachten Heiligen, indem er dieselben anzieht, gut, denn es heißt dort also: Mittels der Gnade des heiligen Geistes hat diese edle Wittwe [sic!] es verdient, daß sie vielen ihre Gedanken, ihre innersten Neigungen und geheimsten Handlungen hat offenbaren und mannigfache Gesichte und Offenbarungen schauen und vernehmen können. In ihrem prophetischen Geiste sagte sie vieles voraus, wovon manches schon durch Eintreffen 301 sich erfüllte, wie solches und anderes im Buche ihrer Offenbarungen auf das Vollstämdigste beschrieben worden. - Es wird also wohl gesagt, was Ozias, d. h. der apostolische Herr, und die Ältesten, d. h. die Prälaten, zu Judith, d. h. der heiligen Brigitta, gesagt haben: Alles, was Du geredet hast, ist wahr. Desgleichen jenes (III. Kön. XVII. 24.): Das Wort des Herrn in Deinem Munde ist wahrhaftig. So viel vom ersten Zeichen und Beweise.
Kapitel II.
Worin das zweite Zeichen und der zweite Beweis aufgestellt wird, wie die göttlichen Offenbarungen sich von den teuflischen unterscheiden.
Das zweite Zeichen ferner und der zweite Beweis, wie die göttlichen Offenbarungen von den teuflischen unterschieden werden können, wird aus der Wirkung entnommen, welche die Offenbarung in dem Gemüte hervorbringt, welchem sie zu teil wird. Eine göttliche Offenbarung macht den Menschen demütig, fügsam und züchtig. Deshalb heißt es in den Sprichwörtern: Mit den Einfältigen redet der Herr. (III. 32.) Und: Wo Demut ist, da ist die Weisheit. (XI. 3.) Ein teuflischer Geist aber macht das Gemüt hoffärtig, aufgeblasen, vermessen und halsstarrig. Denn wie ein jeglicher beschaffen ist, also wirkt er, wie angeführt wird aus Bernhard über den Psalm: Qui habitat. Aus diesem Zeichen wird ein kräftiger Beweis hergenommen, daß die Offenbarungen, welche der heiligen Brigitta geschehen, ihr vom heiligen Geiste eingegeben worden. Denn aus solchem göttlichen Glanze der himmlischen Offenbarungen sind vielfache Wirkungen geistlicher Tugenden in ihrem Gemüte erwachsen, namentlich die Tugend der tiefen Demut, der Geschmack der innerlichen Süßigkeit und das Feuer der göttlichen Liebe. Die Demut zeigte sie, weil sie, mit dem himmlischen Lichte derartiger Offenbarungen übergossen, sich nicht erhob, sich nicht rühmte, kein menschliches Lob suchte, sondern von fortwährend zunehmender Demut durchdrungen ward und unter dem Gehorsame, der Leitung und Zucht eines geistlichen Vaters lebte. Nichts von dem, was ihr geoffenbart ward, behauptete oder glaubte sie eigensinnig, alles unterwarf sie der Prüfung, dem Urteile 302 und der Verbesserung ihres geistlichen Vaters und anderer geistlicher Väter und weiser Prälaten der Kirche in demütiger Weise. Dadurch wuchs sie so in der Demut, daß sie sich für so unwürdig und für eine solche Sünderin hielt, daß sie, wenn sie im Gebete oft mit Christo redete, sich gleichsam darob entsetzte und wunderte und ihn gewissermaßen tadelte, daß er sie, eine so unwürdige Person, sich erwählt habe, um göttliche Gesichte zu schauen und seine heiligsten Worte zu hören und zu schreiben, wie aus dem LXXVII. Kapitel des vierten Buches, dem LII. Kapitel des sechsten Buches, dem XVIII. Kapitel des zweiten Buches und vielen ähnlichen Stellen zu sehen ist. Darum heißt es im LII. Kapitel des sechsten Buches: Als sich die Braut wunderte und sich vor Christo dieser ihr gewährten Gnade, im Geiste zu sehen und zu hören, unwürdig erachtete u. s. w. Was aber das andere in diesen Offenbarungen und Gesichten anbelangt, so ward nicht nur ihr Geist vom göttlichen Glanze angestrahlt, sondern auch mit einigem Geschmacke der inneren Süßigkeit erfreut und von der Glut der göttlichen Liebe entzündet, wie aus vielen Stellen ihrer Bücher hervorgeht. Von dieser Weise spricht der heilige Gregor also: Wenn Gott durch sich selbst mit der Seele redet, so wird in uns allein die Macht der innerlichen Eingebung eröffnet, weil ihre innigste Kraft an einer gewissen, gar süßen Erhebung erkannt wird. Daher wird mit Recht die ehrenreiche Witwe Brigitta durch Judith bedeutet, das ist verdeutscht: welche Gott bekennt und preiset. Denn durch ein je höheres Licht und einen je reichlicheren Glanz göttlicher Erleuchtung sie erhoben ward, desto tiefer ward ihre Demut, und sie pries Gott, den Vater des Lichtes, von welchem jegliche gute und vollkommene Gabe herabkommt, und lobte und benedeite ihn ohne Unterlaß.
Kapitel III.
Worin das dritte Zeichen und der dritte Beweis aufgestellt wird, wie die göttlichen Offenbarungen sich von den teuflischen unterscheiden.
Das dritte Zeichen und der dritte Beweis ferner, wie die göttlichen Offenbarungen sich von den teuflischen unterscheiden, ist die Reinheit und Lauterkeit in der Wahrheit desjenigen, was geoffen- 303 bart worden. Denn wenn die Offenbarungen durch und durch, ohne Beimischung irgend einer Unwahrheit, wahr sind, so ist nicht zu bezweifeln, daß dieselben vom heiligen Geiste sind; welcher der Lehrer und Eingeber der Wahrheit ist. Sind aber Unwahrheit und Irrtümer beigemischt, dann geben sie sich als solche zu erkennen, welche nicht vom Geiste Gottes, sondern vom teuflischen ausgehen. Denn der Teufel, welcher der Vater der Lüge und der Lehrer des Irrtums ist, sagt in seinem Truge zuweilen Wahres, um zu betrügen, und bisweilen Unwahres. Aber der heilige Geist verkündigt allezeit Wahres, und niemals Falsches. Von diesem Zeichen spricht der heilige Thomas (II. 2. qu. 172. art. 5.): An etlichen, auch äußerlichen Zeichen kann die Weissagung der Teufel don der göttlichen unterschieden werden. Daher spricht Chrysostomus über Matthäus: Etliche weissagen im Geiste des Teufels, wie da sind die Wahrsager; es wird aber daran erkannt, daß der Teufel zuweilen die Unwahrheit spricht, der heilige Geist jedoch nimmermehr. Darum heißt es im Deuteronomium (XVIII. 21.): Und wenn Du schweigend in Deinem Herzen darauf sagen würdest: "Wie kann ich das Wort erkennen, das der Herr nicht gesprochen?" so sollst Du dieses Zeichen haben: "Wenn das nicht geschieht, was dieser Prophet im Namen des Herrn vorhergesagt, so hat es der Herr nicht gesprochen." Aus diesem Satze ist ein augenscheinlicher Beweis zu entnehmen, daß die Offenbarungen, welche der heiligen Brigitta geschehen, vom Geiste Gottes sind, weil diese heilige und ehrenreiche Jüngerin Christi, wenn man es recht versteht, immer das Wahre vorhergesagt, und in allen ihren Büchern nichts Falsches, Lügenhaftes, Unehrbares oder nicht Katholisches, sondern immer Wahres gesagt und Katholisches verkündigt, die Ketzer verworfen und die Tugenden und den Gehorsam der heiligen römischen Kirche durch ihr ganzes Leben gelehrt und verkündigt hat, wie demjenigen bekannt ist, welcher mit gesunden Augen ihre Bücher einsieht und dieselben mit gleicher Hingebung liest, wie die übrigen heiligen Schriften, kanonische oder der Lehrer gelesen werden sollen. Deshalb wird im dritten Teile unserer Bibelstelle mit Recht gesagt: Alles, was Du geredet hast, ist wahr. 304
Kapitel IV.
Worin das vierte Zeichen und der vierte Beweis aufgestellt wird, wie göttliche Offenbarungen vom teuflischen Truge unterschieden werden.
Infolgedessen tritt uns das vierte Zeichen entgegen, durch welches eine Offenbarung des Geistes Gottes von den Offenbarungen des bösen Geistes unterschieden wird, nämlich die Übereinstimmung mit der heiligen Schrift und der Lehre der Heiligen. Denn wenn eine Offenbarung mit der göttlichen Schrift und den Aussprüchen und Beispielen der Heiligen übereinstimmend gefunden wird, so schließt man, daß sie eine Offenbarung des Geistes Gottes sei. Wenn sie aber von denselben abweicht und im Widerspruche damit ist, muß eine solche für verdächtig gehalten werden. Darum spricht Richard: "Mir ist alle Wahrheit verdächtig, welche das Ansehen der Schrift nicht bestätigt." Im Job XXXIII. redet Gott nur einmal und wiederholt das nämliche nicht zum zweiten Male, was nach der Ansicht Gregors sagen will: Gott antwortet in den Herzen der einzelnen nicht auf deren besondere Fragen, sondern stellt seine Reden so, daß er dadurch den Reden aller begegnet. Wir finden fürwahr in dem Ausspruche seiner Schrift alle unsere einzelnen Anliegen, wenn wir recht forschen. Aus diesen Zeichen scheint ein wirksamer Beweis gezogen werden zu können, um darzuthun, daß die der seligen Brigitta geschehenen, in diesen Büchern enthaltenen Offenbarungen vom Geiste Gottes ausgegangen sind, da sie sich mit der heiligen Schrift, mit den göttlichen Offenbarungen, den Aussprüchen und Vorbildern der Heiligen in Übereinstimmung zeigen. Und das in drei Stücken: Erstens in der Gattung eines Gesichtes oder einer Offenbarung. Zweitens in der Weise der Offenbarung. Drittens in der Übereinstimmung mit den Sprüchen und Lehrern. Dabei ist zu bemerken, wie Augustinus im XII. Buche über die Gen. ad litteram, und Hieronymus im Prologe zur Apokalypse drei Hauptgattungen von Gesichten beschreiben und wie eben so viele Gattungen von Offenbarungen sich bezeichnen lassen, nämlich die körperliche, die spirituelle (seelische) und intellektuelle. Ein körperliches Gesicht findet statt, wenn mit den 305 leiblichen Augen etwas gesehen, oder denselben gezeigt wird, wie Moses den Herrn im feurigen Busche sah, und die Väter oftmals die Engel sichtbarerweise aufgenommen haben. Diese Art von Vision kann mittels Erfahrung eines jeglichen der Sinne, als des Geschmackes, des Gehöres, des Geruches und des Gefühles, hervorgebracht werden, während man das Gesicht für jeden Sinn zu setzen pflegt. Nach dem XX. Kapitel im Exodus sah das Volk die Stimmen, die Lampen, den Schall der Posauuen, welche nicht durch das Gesicht wahrgenommen werden. Spirituell oder imagiträr wird die Viston genannt, wenn wir, sei es im Schlafe oder während des Wachens, im Geiste die Bilder von Dingen schauen, durch welche etwas anderes bedeutet wird, wie die Gesichte Ezechiels und Daniels und anderer Heiligen im Neuen und Alten Testamente waren, denen, während sie im wachen Zustande verzückt wurden, vieles durch Darstellungen und Bilder von Dingen gezeigt ist. Auf ähnliche Weise liest man auch, daß vielen Schlafenden vieles durch diese Art von Gestcht gezeigt worden ist. So erblickte Jakob den Herrn, auf einer Leiter lehnend, und Pharao und Nabuchodonosor sahen Träume, welche eine Vorbereitung künftiger Dinge waren. Die dritte Art der Visionen ist aber die intellektuelle, wenn wir aus Offenbarung des Geistes, mittels der Einsicht unseres Verstandes, die Wahrheit der Geheimnisse, wie dieselbe ist, begreifen, wie der Evangelist dasjenige geschaut hat, was im Buche der Apokalypse erzählt wird. Denn er hat nicht nur die Bilder im Geiste gesehen, sondern auch das, was dieselben bedeuteten, im Inneren erkannt. Nach dieser dreifachen Gattung des Gesiches hat, wie man liest, die selige Brigitta himmlische und göttliche Offenbarungen gehabt, wie auch von vielen anderen Heiligen zu lesen ist, daß sie solche gehabt haben. Zu der ersten Gattung der Gesichte, der körperlichen, gehört es, wenn man liest, die selige Brigitta habe einige Male die ehrenreiche Mutter Christi und auch Christum, ihren gebenedeiten Sohn, desgleichen die Engel gesehen. Die Mutter Christi hat sie, wie erzählt wird, geschaut, da sie noch ein junges Mägdlein war. Denn sie erblickte einen Altar, und auf demselben saß die Mutter Gottes, welche sie hervorrief und ihr eine Krone aufsetzte. Ferner als sie während einer Geburt in Gefahr stand, hat man die Mutter Gottes bei ihr eintreten sehen, welche vor aller Anwesenden Augen 306 ihre Glieder berührte und sie (aus der Gefahr) befreite, wie in der Legende ihres Lebens erzählt wird. Auch Christum hat sie geschaut, wie man sagt. Es wird nämlich erzählt, sie habe einst Feuer vom Himmel auf den Altar herabfallen sehen, in der Hand des zelebrierenden Priesters eine Hostie erblickt und in derselben ein Lamm, im Lamme das Gesicht eines Menschen und das Lamm im Gesicht; und wiederum erblickte sie in der Hand des Priesters in der Hostie ein lebendiges Kind, welches die Umstehenden mit dem Zeichen des Kreuzes bezeichnete und sprach: Ich segne euch, ihr Glaubenden, den Ungläubigen werde ich ein Richter sein. Siehe darüber das LXXXVI. Kapitel im sechsten Buche. Als sie ferner bereits im Sterben lag, hat sie Christum leiblich gesehen, welcher sie tröstete, wie in ihrer Legende erzählt wild. Man erzählt auch, wie sie zuweilen mit leiblichen Augen die Engel geschaut, was ihre Geschichte bezeugt. Weiter aber scheinen ihr größtenteils in der zweiten Weise des Gesichtes, welches die spirituelle oder imaginäre Vision ist, und namentlich, wenn wir von derjenigen reden, welche im Wachen erfolgt, ihre Offenbarungen geschehen zu sein. Denn sie schaute fast alle Gesichte während des Gebetes beim Wachen, und nicht schlafend, wie aus vielen Kapiteln des gegenwärtigen Buches ersichtlich ist, in denen zu lesen, wie sie gar oft im Geiste verzückt ward und den Sinnen entrückt, Visionen schaute und Ansprachen derjenigen Personen vernahm, welche mittels leiblicher Bilder und Gestalten in ihrem Geiste sich darstellten. Übrigens hatte die selige Brigitta, wie man liest, auch Offenbarungen nach der dritten Gattung der Visionen, welche die intellektuelle ist, da man sehr häufig liest, daß, wenn sie verzückt ward, ihr Sinn erleuchtet und erhellt, und ihr Verstand, um das zu begreifen, was ihm gezeigt ward, mit einem gewissen übernatürlichen Lichte der erkennbaren Wahrheit erfüllt worden. - Außerdem besteht in der Weise dieser Offenbarungen eine Übereinstimmung mit der heiligen Schrift und den Vorbildern der Heiligen. In dieser Beziehung ist zu bemerken, wie in der heiligen Schrift gelesen wird, daß die Offenbarungen zuweilen durch eine Stimme und ausdrückliche Worte erfolgt sind, wie an Petrus, Johannes und Jakobus, als sie sich mit unserem Erlöser auf dem Berge befanden, wo eine Stimme aus der Wolke hervorging, welche sprach: Dieser ist mein geliebter 307 Sohn. (Matth. XXVII.) Ingleichen ward dem Petrus gesagt: Selig bist Du, Jonas' Sohn, denn Fleisch und Blut haben Dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist. (Ebend. XVI.) Ebenso erging zu Silo an Samuel des Herrn Wort. (I. Kön. III.) Bisweilen erfolgt die Offenbarung mittels eines Traumes. So ward dem Joseph, Marias Gemahle, im Traume gesagt, er solle das Knäblein und Maria nehmen, nach Ägypten fliehen und hernach wiederkehren. Den Weisen (aus dem Morgenlande) ward auf ähnliche Weise während des Schlafes gesagt, sie sollten zum Herodes nicht wiederkehren. (Matth. II.) Ähnliches findet sich in sehr vielen anderen Stellen. Zuweilen erfolgen die Offenbarungen durch einen englischen Geist, wie bei Zacharias im IV. KapiteI: Der Engel, welcher mit mir redete, sprach zu mir u. s. w.; und desgleichen in vielen anderen fast zahllosen Stellen. Ferner geschehen zuweilen die Offenbarungen durch den heiligen Geist inwendig im Herzen, wovon der Prophet im LXXXIV. Psalme spricht: Ich will hören, was der Herr in mir redet. Von den beiden letzten redet Gregorius in 28. Moral. cap. 2, indem er sagt: Es ist zu wissen, daß aus zweifachem Grunde eine Rede eine göttliche genannt wird. Denn entweder redet der Herr selber, oder seine Worte werden durch ein englisches Geschöpf an uns gerichtet. Aber wenn Gott selber redet, so wird in uns allein die Kraft der innerlichen Eingebung ausgegethan. Wenn er so selber redet, wird von seiner Rede ohne Worte und Silben das Herz belehrt. In derselben Stelle setzt er hinzu und spricht, daß Gott zuweilen durch Bilder, welche vor den leiblichen Augen für eine Zeit lang aus Luft angenommen werden, mittels der Engel zu uns redet, wie mit Abraham, welcher nicht allein die drei Männer sehen, sondern auch in seine irdische Wohnung aufnehmen konnte. Sodann fährt er fort und spricht: Denn wenn die Engel bei der Verkündigung gewisser innerlicher Dinge nicht für einige Zeit aus der Luft Leiber annähmen, würden sie gewiß unseren äußeren Blicken nicht sichtbar erscheinen. - Auf diese Weise nun scheinen diese Offenbarungen an die ehrenreiche selige Brigitta ergangen zu sein, wie demjenigen, welcher dieselben durchliest, sich deutlich zeigt. Man liest darin, wie sie bald durch Christum, ihren Bräutigam, welcher redet, bald durch einen Engel über vieles unter- 308 wiesen worden. Es ist endlich noch gesagt worden, daß derartige Offenbarungen in ihren Aussprüchen und Angaben mit den Worten und Beispielen der Heiligen und Lehrer der Kirche übereinstimmten. Es sind zwar aus ihren gesamten Schriften gewisse Artikel zusammengestellt worden, welche am meisten von den Worten der heiligen Schrift und der Lehrer abweichen sollen; wenn man aber dieselben wohl und sorgfältig und mit frommem Eifer, wie man es mit den Worten der Heiligen zu thun pflegt, zu lesen, zu behandeln und zu verstehen sich bemüht, so werden sie nach meinem Urteile nichts enthalten, dem man einen Sinn unterlegen könnte, welcher der heiligen Schrift oder der Lehre der heiligen, von der Kirche gebilligten Lehrer widerspräche, oder was so abweichend von der Heiligen Beispiele wäre, daß es fromme Ohren verletzen möchte, wie ich unter Leitung Jesu Christi, des Meisters der Wahrheit und dieses ehrenreichen und heiligen Weibes Bräutigam, indem ich die einzelnen Artikel durchnehme, nach meinem Vermögen zu zeigen mich bemühen will.
Kapitel V.
Worin das fünfte Zeichen und der fünfte Beweis aufgestellt werden, die Offenbarungen, welche vom Geiste Gottes sind, von den falschen Offenbarungen des teuflischen Geistes zu unterscheiden.
Unter den übrigen Zeichen endlich, durch welche die Offenbarungen, die vom Geiste Gottes ausgehen, von den Offenbarungen sich unterscheiden lassen, welche von teuflischem Truge dargeboten werden, scheint von nicht geringer Beweiskraft zu sein, wenn die Person, welcher die Offenbarungen zu teil geworden, in der Kirche Gottes von bewährter Heiligkeit ist, welche bei der Heiligsprechung der Heiligen, wie auch in der Lehre des Glaubens nicht fehlen kann. Die heilige Brigitta aber ist eine solche. Denn sie ist von einer so bewährten Heiligkeit, daß sie in das Verzeichnis der Heiligen eingetragen und durch die obersten Bischöfe der Gesamtheit der Heiligen befohlen worden, sie zu feiern und zu verehren, wie aus den beiden Bullen ihrer Kanonisation erhellt, von denen eine vom Papst Bonifaz, welcher in seiner Obedienz, für den Neunten 309 erachtet und so genannt wurde. Und die andere ist von Martin V. Ich halte für billig, den Inhalt derselben hier wörtlich einzurücken, damit der andächtige Leser aus deren Verfolge mannigfaches Zeugnis der Frömmigkeit und Heiligkeit dieser ehrenreichen Frau und geliebten Braut Jesu Christi abnehmen möge. ⋅1⋅
Kapitel VI.
Von der Ordnung des weiteren Verfolges in Erklärung der übergebenen Artikel vor den Richtern in Glaubenssachen und der Kommission.
Nachdem hier gleichsam die allgemeinen und gewöhnlichen Zeichen und Beweise, welche bestätigen, daß die Bücher der heiligen Brigitta nichts dem katholischen Glauben oder der Lehre der Heiligen Widerstreitendes enthalten, vorangeschickt worden, muß solches nun insbesondere an den vorgedachten Protesten in Bezug auf die einzelnen Artikel, welche aus ihren Büchern als verdächtig ausgezogen und dem hochwürdigen Vater und Kardinal zu St. Peter, Richter in Glaubenssachen, auf diesem allgemeinen Baseler Konzile vorgelegt worden, nachgewiesen werden. In diesem Verfolge wird nachstehende Ordnung beobachtet werden. Erstens wird der Artikel hingestellt, wie er in der von den Neidern und Verleumdern der Offenbarungen der heiligen Brigitta überreichten Schriftstücke abgefaßt worden. Wird sodann gefunden, daß er falsch oder ungetreulich ausgezogen ist, wie oft gesehen worden, so wird er verbessert und in der wahrhaften Weise hingestellt werden, wie er in der Urschrift lautet. Drittens wird die Wahrheit des Artikels oder die Möglichkeit dessen erklärt werden, was den Verleumdern unmöglich erschienen, oder daß es wenigstens der heiligen Schrift oder der gebilligten Lehre der heiligen Lehrer nicht widerspreche.
Der erste Artikel, wie er in dem uns vorgelegten Hefte lautet, ist aus dem I. Kapitel des ersten Buches entnommen worden u. s. w. Die nun folgenden Artikel alle, 120 an der Zahl, lassen wir 310 hier der Kürze halber, samt ihren Erklärungen und Verteidigungen, hinweg.
Die Verteidigung des 123. und letzten Artikels endlich schließt also: Und folglich halte ich von allen Artikeln, welche mir in dem Schriftstücke vorgelegt worden, nachdem ich solche insgesamt in Betracht gezogen habe und in Übereinstimmung mit den Worten der heiligen Schrift und der heiligen Lehrer und auch der Schule guter Gottesgelehrten in das Verständnis derselben eingedrungen bin, nicht dafür, daß dieses Buch oder dessen Lehre für verdächtig erachtet werden könne, weder (um mich der Worte des Gegners zu bedienen) in qualitate, noch in figura, noch in pondere. Nicht in der Beschaffenheit oder Form, weil das lautere Gold wahrer Lehre darin enthalten ist. Ferner nicht in der Gestalt, weil dieselbe sowohl mit der heiligen Schrift, als der Lehre der heiligen Lehrer im Einklange ist, wie aus dem oben Gesagten erhellt. Drittens aber auch nicht in dem Gewichte der Schwere, da alles die Ehre Gottes und die Besserung des christlichen Volkes bezweckt. Denn das Gewicht ist, wie der heilige Augustinus sagt, die Liebe: Mein Gewicht, meine Liebe. Denn um so schwerer und gewichtiger wird eine Lehre genannt, je mehr dieselbe darauf hingerichtet wird, die Liebe Gottes in den Herzen der Gläubigen zu nähren und zu fördern. Allein der Verleumder spricht, diese Lehre erscheine besonders der Figur nach verdächtig, weil sie anscheinend von der Weise der Gesichte und der Lehre der heiligen Väter abweiche, und namentlich in einem Gesichte, wo Brigitta sagt, sie habe Gott in der Gestalt Gottes gesehen. Und in einer anderen Stelle unterwirft sie ihre Gesichte der Prüfung. Also jener. Obwohl ich in den vorgedachten Offenbarungen die Stelle nicht habe finden können, in welcher diese Worte stehen, und man folglich über dieselben, wie sich von vielen anderen mit Recht sagen läßt, und die gleichfalls mit zu wenig Gewissenhaftigkeit angezogen worden, würde hinweggehen können, so habe ich doch der Vollständigkeit dieser Abhandlung halber auch darauf antworten zu müssen geglaubt. Denn ich sage, daß sowohl bei den Philosophen, als den Theologen die Gestalt eines Dinges das Bild dieses Dinges genannt wird. Und weil das Anschauen Gottes auf diesem Wege, oder die Offenbarungen mittels einiger Bilder geschehen, welche Gott oder dasjenige darstellen, hinsichtlich 311 dessen die Offenbarung erfolgt, wie Augustinus spricht (de Trinit. 14.) "Wenn wir Gott erkennen, entsteht ein Bild Gottes in uns," - so ist dasjenige, was angeblich die heilige Brigitta spricht, daß sie nämlich Gott in der Gestalt Gottes gesehen, nämlich irgend ein Bild Gottes, das von Gott ihrem Verstande eingedrückt worden, von der Wahrheit nicht abweichend. Hier ist nicht von der Gestalt die Rede, welche das nackte Wesen der Gottheit selber ist. Denn an dieser Gestalt vollzieht sich das selige Anschauen, in welchem sie gerade den beseligenden Gegenstand bildet, sowie sie die erkennbare Gestalt darstellt, zu welcher hingeführt zu werden die streitende Kirche im Gebete des eben gefeierten Festes der Erscheinung Christi bittet, indem sie also spricht: O Gott! der Du am heutigen Tage Deinen eingeborenen Sohn unter Leitung eines Sternes den Heiden geoffenbart hast, verleihe gnädiglich, daß wir, die wir Dich schon aus dem Glauben erkannt haben, auch zum Beschauen der Gestalt Deiner Erhabenheit geführt werden mögen. Hieraus ergiebt sich, wie der Verleumder in diesem Stücke zu seiner übeln Nachrede keinen Grund gehabt hat. Sehet, verehrungswürdige Väter! das ist es, was meinem geringen Verstande, wenn ich nichts leichtfertig daherreden will, über die einzelnen Artikel zu sagen beigefallen ist, über welche nach sorgfältiger Einsicht, nach der mir von Gott verliehenen Gnade, zu schreiben ihr mich gebeten habt. Fürwahr, ich habe sie insgesamt und einzeln mit ganz fleißiger Sorgfalt nach meinen Kräften geprüft, und finde keinen derselben, wenn man treu und bescheiden in das Verständnis eindringt, welches der heiligen Schrift oder den Aussprüchen der heiligen Väter entgegen wäre, sondern ich halte dafür, daß jeder einzelne damit übereinstimme und zusammentreffe, und alle, bescheiden und getreulich verstanden, zulässig sind, und in der Kirche Gottes auf die Weise gelesen werden mögen, in welcher die Bücher vieler anderen Lehrer und die Geschichten und Legenden der Heiligen den Gläubigen zu lesen erlaubt werden. Habe ich aber vielleicht entweder vermöge meiner Unwissenheit, oder bei Unzulänglichkeit meines Verstandes, oder infolge der Kürze der mir verstatteten Zeit durch gegenwärtige Arbeit eueren Wünschen oder der Ehre einer so herrlichen Heiligen nicht hinlänglich genügt, so bitte ich um Verzeihung. Für dasjenige aber, was ich mit so aufrichtiger Andacht und mit inbrün- 312 stigem Herzen zur Verteidigung der Heiligkeit der seligen Brigitta, euerer berühmten Stifterin, durch euere Bitten aufgefordert, gethan habe, bitte ich, daß ihr mich dem Gebete der Schwestern und Brüder eueres Ordens befehlen wollet, auf daß ich im Vertrauen auf den Schutz dieser überaus frommen Dienerin Christi vom Herrn im gegenwärtigen Leben die Gnade der Liebe und im zukünftigen die Herrlichkeit zu erlangen verdienen möge! Amen."
Unterschrift von der Hand des Herrn Kardinals:
Daß dem also sei, bekenne ich, Johannes von Torquemada, gemeiniglich genannt Kardinalpriester, tituliert von Santa Maria, jenseits des Tiber, vor Zeiten St. Sixti. 313
[Anmerkungen]