Weckruf - Wegruf
Mit dem Propheten Amos auf dem Weg
Begleitheft zum Amos-Prozess
Samstag, 27. Juni (Amos 5,7. 10-11)
Die Beugung des Rechts
Wieso? Weshalb? Warum? ...
Vers 7 wird - wie bereits im Kommentar zum 26. Juni ausgeführt wurde - in aller Regel an diese Stelle gesetzt.
In diesem Gerichtswort steht die Rechtsbeugung im Vordergrund. Amos antwortet damit auf die Frage der Zuhörer, worauf das Todesurteil von 5,1-3 begründet ist. Er stellt die Schuld des Volkes heraus: Recht und Gerechtigkeit werden gebeugt. Beide Begriffe sind für Amos zentral und stehen stets im Mittelpunkt. Recht meint eine Ordnung, die für alle gut ist und ein Zusammenleben aller zu fairen Bedingungen ermöglicht. Gerechtigkeit meint das Verhalten, das dieser Ordnung dient. Und ein Gerechter ist jemand, der sich für Unschuldige einsetzt.
Amos spricht zunächst vom Gerichtswesen, denn eine gute Rechtsordnung ist eine Voraussetzung für ein gutes Gemeinwesen. Auch das erwartete messianische Reich - oder das "Reich Gottes", wie es das Neue Testament schließlich nennt - soll ein Reich der Gerechtigkeit sein.
Gerade aber das Gerichtswesen lag in Israel am Boden. Mahner zur Gerechtigkeit und Zeugen, die die Wahrheit sagen, werden ausgeschaltet. Ihnen schlägt ebenso wie ehrlichen Richtern Hass, Verachtung und Abscheu entgegen. Wenn man sich vor Augen hält, dass die Rechtssprechung damals "im Tor", also an öffentlichen Orten stattfand, kann man sich vorstellen, unter welch großem Druck ein ehrlicher Richter und ehrliche Zeugen angesichts einer sich gegen sie zusammengerotteten Masse standen. Obwohl das Recht wie eine Heilpflanze Jahwes wirken sollte, wurde es von den Bedrängern und Bedrückerinnen zu Wermut gemacht. Wermut ist eine Pflanze mit widerlichem Geschmack.
In Israel wurde Recht zu Unrecht verdreht und die Gerechtigkeit vernachlässigt. Arme wurden gerichtlich ausgebeutet und Geld und Naturalien erpresst. Die Gläubiger machten mit den ungerechten Richtern gemeinsame Sache. Sie bauten mit teuren Quadersteinen, die damals die Fortschritte moderner Architektur zeigten, und legten Weinberge an. Sie hatten keinen Blick mehr für das Elend der Menschen, von deren mühevoller Arbeit sie lebten.
Vers 11 macht klar, dass der Reichtum der städtischen Oberschicht aus der Ausbeutung der Landbevölkerung herrührte. Jerobeam II. verlangte immer höhere Steuern zur Finanzierung seiner Expansionspolitik. Dadurch verarmten die Bauern. Sie mussten ihre Felder verkaufen. Damit wurden sie im Grunde zu Pächtern ihres eigenen Ackers. Sie mussten Pachtzinsen zahlen und dazu noch Steuern.
Aber Jahwe wird dafür sorgen, dass die Ausbeuter die Frucht ihrer schlimmen Machenschaften nicht ernten werden.
Vor- und nachgedacht...
Verbrechen
schwerwiegendes strafbares Tun
verabscheuungswürdiges Handeln
Mit Vorsatz
und freiem Willen
Es ist genug
Einer schaut nicht mehr zu
Strafe folgt
Verbannung
Hier gibt es keinen Platz mehr
weg aus der Heimat
Heimatlosigkeit und Bindungslosigkeit
sind Konsequenzen
solcher Taten
Gertrud Willy
(... niemals) mehr
Unrechtsstaat