Weckruf - Wegruf
Mit dem Propheten Amos auf dem Weg
Tagebuch des Amos-Prozesses
Treffen am 25. Juni 2010
26. Juni 2010 - 10:59 Uhr
Gestern Abend ging es um Christen in der Wirtschaft. Im Gottesdienst hatten die beiden Moderatoren des Abends, Hein Kerstgens und Andreas Langer, sich folgende Texte gewünscht:
Lesung: 2. Thess 3,8-15 (Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen)
Evangelium: Mt 20,1-16 (Jeder bekommt den gleichen Lohn im Weinberg)
Jörg Sieger ging in seiner Predigt auf biblisches Wirtschaften und die Frage nach biblischer Gerechtigkeit ein. Im Anschluss gingen wir in den Bernhardussaal, wo eine spannende Präsentation auf uns wartete. Es ging um das bedingungslose Grundeinkommen. Wir bekamen viele Infos, wir durften abstimmen und heiß diskutieren. Für mich ist es eine Alternative zu vielen heutigen Überlegungen, wenn der Sozialetat sich auf ca 703 Milliarden Euro beläuft, statt dessen jedem Bundesbürger 800 Euro zu gewähren, was dann 783 Milliarden wären und uns die Verantwortung zu überlassen, selbst zu wirtschaften. Ich denke, unser Sozialstaat war genial im 19 Jh., ich habe ja meine Magisterarbeit über Katholische Soziallehre im 19. Jh. geschrieben und immer bewundert, wie damals versucht wurde, das Problem der sozialen Frage zu lösen. Nur, dieses System ist in die Jahre gekommen! Wir haben z.B. auch nicht mehr Arbeit für jede und jeden. Unsere hochspezialisierte Gesellschaft braucht gut ausgebildete Facharbeiter und Handwerker, kann aber denjenigen, die dem nicht gewachsen sind, gar keine Arbeit bieten. Unser Sozialsystem ist am Ende, es klemmt überall. Warum da nicht neue Wege gehen? Natürlich kamen Neiddiskussionen, Angst vor Schmarotzern, mangelndes Vertrauen zur Fähigkeit der Bürger, Angst vor Einwanderung, wenn dies für alle, nicht nur für Staatsbürger gilt und all diese Dinge auf. Es war eine sehr angeregte Diskussion. Wir beschlossen den Abend mit der Komplet in der Kirche, haben danach aber noch bis 23.45 Uhr weiter diskutiert.
(Marieluise Gallinat-Schneider)