Weckruf - Wegruf

Mit dem Propheten Amos auf dem Weg


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Weiter-Button Zurück-Button Samstag, 20. Juni (Amos 3,13-15)

Das Aus für die Paläste

Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 13 Hört und bezeugt es dem Haus Jakob - / Spruch Gottes, des Herrn, des Gottes der Heere: Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 14 Ja, an dem Tag, an dem ich Israel / für seine Verbrechen zur Rechenschaft ziehe, / werde ich an den Altären von Bet-El die Strafe vollziehen; die Hörner des Altars werden abgehauen / und fallen zu Boden. Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 15 Ich zerschlage den Winterpalast und den Sommerpalast, / die Elfenbeinhäuser werden verschwinden und mit den vielen Häusern ist es zu Ende - / Spruch des Herrn.

Wieso? Weshalb? Warum? ...

Das Gericht wird auch das religiöse Zentrum Israels treffen, den Reichstempel in Bet-El. Von seiner Bedeutung entspricht er etwa einer Bischofskathedrale. Für die Menschen damals in Israel hatte er den Stellenwert wie bei uns beispielsweise der Petersdom.

Bet-El ist seit Jakobs Zeiten eine der heiligsten Stätten des Landes und war zeitweise Sitz der Bundeslade. Nachdem der Staat in Nordreich und Südreich zerfallen war, hat Jerobeam I. den Tempel in Bet-El in Konkurrenz zu Jerusalem zum Staatsheiligtum erhoben.

Tempel und Heiligtümer galten zu allen Zeiten als Stätten, an denen man sich des Heils sicher sein konnte. Dies führte aber dazu, dass - wie in Jeremia 7,4 beschrieben - der Tempel missbraucht wurde: machen wir weiter wie bisher, Gott wohnt ja in unserer Mitte, uns wird nichts geschehen.

Die Drohung, dass selbst der Tempel und der Altar nicht geschont würden, traf die Menschen bis ins Mark. Der Tempel war schließlich für sie die Garantie, dass Gott bei ihnen wohnte.

Die Hörner symbolisierten die göttliche Gegenwart. Das hatte z. B. die Auswirkung, dass jemand, der die Hörner des Altares ergriff, unter dem Schutz der Gottheit stand und Asyl gewährt bekam. Wenn der Altar die Hörner verlor, war er entweiht und für immer unbrauchbar.

Amos führt dem Volk vor Augen, dass Gott keinen Spott mit sich treiben lässt. Was der Mensch sät, wird er ernten. Auch Jesus urteilt bei all seiner Milde nicht anders (Vgl. Lukas 16).

Vor- und nachgedacht...

In Santa Cruz de Teneriffa gibt es einen Totengräber. Er heißt Alejandro Santana. Er begräbt die afrikanischen Bootsflüchtlinge, die die Überfahrt von Afrika auf die Kanarischen Inseln nicht überlebten. Sie sind meistens jung. Sie sind meistens männlich. Sie haben keinen Namen; niemand weiß, wer auf sie wartet und wer sie zu Hause vermisst. Herr Santana tut das, was noch zu tun ist: Er begräbt die Toten, die das Mittelmeer an seine Küste schwemmte. Das Rote Kreuz schätzt, dass jährlich mehr als 3000 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken. Die Flüchtlinge, die nicht gefunden werden, tauchen in der Statistik nicht auf.

Der südafrikanische Befreiungstheologe Milton Schwantes spricht in seinem Buch "Das Land kann seine Worte nicht ertragen. Meditationen zu Amos", dt. 1991 davon, dass das Landvolk in Nordisrael "getreten, erdrückt und am Ende vernichtet werde". Als ich dies las, dachte ich: Jetzt übertreibt Schwantes aber. Als ich mir die Situation vor unserer europäischen Haustüre in Erinnerung rief, war ich nicht mehr so sicher, ob die "Vernichtung" der Armen nicht doch brutale Realität ist, auch in Europa. Pro asyl schreibt: "Das Mittelmeer und Teile des Atlantiks entwickeln sich zu einem menschenrechtsfreien Raum."

Erika Kerstner

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Verzweifelte kommen übers Meer, ...

... viel zu Viele in viel zu kleinen Booten, ausgeliefert den Mächten der Natur und uns, die wir in Sicherheit leben.

Monika Zehe

Deutlich sind bei diesem Altar aus Beerscheba die vier "Hörner" zu erkennen. Im alten Orient waren an den Ecken des Altares häufig kleine Götterfiguren angebracht, die die Anwesenheit der Gottheit symbolisierten. In Israel traten solch erhöhte Ecken an deren Stelle. Sie erfüllen aber dieselbe Funktion: Sie repräsentieren Gottes Anwesenheit beim Opfer. An die Hörner oder die Seiten des Altars - je nach Opferart - wurde das Blut des Opfertieres gesprengt bzw. gestrichen.

Noch mehr Infos

Neben der Zuflucht, die Menschen in den sakralen Orten finden könnten, werden auch die alltäglichen Orte der Sicherheit und des Wohlbehagens zerstört: Die Sommer- und Winterhäuser, die sogenannten Elfenbeinhäuser und die anderen zahlreichen Bauten.

Unter Jerobeam II. scheint es zu einer regen Bautätigkeit gekommen zu sein. Nicht nur der König, sondern auch die höheren Beamten werden zwei Häuser gehabt haben - ein kühles für den Sommer, ein heizbares für den Winter. Die Elfenbeinhäuser bezeichnen Häuser, deren Möbel und Wände mit Elfenbeinreliefs geschmückt waren. Dieses Wort des Amos ist vermutlich in Samaria anzusiedeln, denn dort lebt die reiche Oberschicht.

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