Weckruf - Wegruf
Mit dem Propheten Amos auf dem Weg
Begleitheft zum Amos-Prozess
Dienstag, 23. Juni (Amos 4,9-11)
Fürchterliche Strafen
Wieso? Weshalb? Warum? ...
Gott schickte Ernteschäden, Pest, Krieg, Verwüstung durch Erdbeben und ähnliche Naturkatastrophen. Amos zählt also eine ganze Reihe von Ereignissen auf. Eigentlich hätten diese die Menschen wachrütteln müssen. Diese Katastrophen wären Gelegenheiten zur Umkehr gewesen. Sie hatten demnach ein erzieherisches, heilvolles Ziel. Gott hat das an Israel getan, um es aufzuwecken und zurückzuholen. Aber keine dieser Maßnahmen erreichte das Ziel, nämlich die Umkehr Israels zu Jahwe.
Nach Amos würde Rückkehr zu Gott bedeuten: Dem Schwächeren gegenüber so zu handeln, wie Gott es tun würde. Auch soll keiner von der eigenen Leistung, den eigenen Werken und seiner Frömmigkeit das Heil erwarten. Gottes Taten und seine Fürsorge allein ermöglichen eine heilvolle Zukunft. Dabei hat sich Israel beständig daran zu erinnern, dass man deshalb in diesem Land wohnen darf, weil Gott das Volk hierher geführt hat.
Schon in Amos 3,2 hat der Prophet zusammengefasst, was Rückkehr zu Gott nach ihm bedeutet: in den Liebeskontakt, den Gott geknüpft hat, zurückzukehren.
Vor- und nachgedacht...
Ihr ward für mich
wie ein brennender Holzscheit
Ich habe Euch aus
dem Feuer gezogen
mir die Finger verbrannt
Ich habe mir
nichts mehr gewünscht
als dass Ihr zu mir kommt
Und Ihr?
Gertrud Willy
Foto: Ursula Groß
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Die Verse Amos 4,6-11 sind nach Hans Walter Wolff eine Fortschreibung des Amosbuches um 620 herum. Das Thema des Amos war in den Versen 4 und 5 der Vorwurf, dass Israel den Kult missbrauchte, weil es den Menschendienst verweigerte. Das Thema in den Versen 6-11 jedoch ist ein anderes. Das Leitmotiv der Verse ist der Refrain "Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir". Nun geht es also um die Abkehr von Jahwe und das Fehlen der Umkehr zu Jahwe. Es geht um die Zuwendung zu anderen Göttern. Gemeint sind die nach wie vor im Land üblichen kanaanäischen Götter; seit 100 Jahren aber auch die Götter, die die neue assyrische Herrscherschicht nach Nordisrael mitgebracht hat.
In der joschijanischen Reform um 622 v. Chr. hat König Joschija versucht, den Jahweglauben von den Beimischungen fremder Götter zu reinigen. Im Zuge dieser Reform hat er u.a. das Nordreich-Heiligtum Bet-El zerstört, das ein Zentrum des Glaubensabfalls von Jahwe war. Die Verse 4,6-11 stammen aus Kreisen, die die joschijanische Reform unterstützten. Sie wenden sich gegen eine Kultgemeinde, die die Fruchtbarkeitsgötter wegen der wirtschaftlichen Produktivität und die Machtgötter wegen der Anpassung an die politische Macht der Assyrer anbeteten.