Weckruf - Wegruf
Mit dem Propheten Amos auf dem Weg
Begleitheft zum Amos-Prozess
Samstag, 13. Juni (Amos 2,4-5)
Lügengötter
Wieso? Weshalb? Warum? ...
Dieser Abschnitt ist in zweifacher Hinsicht sonderbar. Zum Einen fällt der Spruch gegen Juda (Südreich) - also einen Teilstaat Israels - aus der Reihe der Sprüche gegen fremde Völker heraus, zum anderen wissen wir aus dem weiteren Verlauf des Amosbuches, dass der Adressat des Propheten eigentlich (Nord-)Israel ist.
Deshalb fragen sich die Exegeten, ob nicht Theologen aus der Zeit, als Israel schon längst untergegangen war, diesen Spruch nachgetragen haben. Die Botschaft des Propheten sollte für ihre Zeit und für das Südreich Juda aktualisiert werden. Das war gängige Praxis. Prophetentexte wurden von ihren Schülern weitergeschrieben. Es wurden aktuelle Bezüge hergestellt und auch nach Jahrhunderten noch Ergänzungen angebracht.
Hier könnten Menschen am Werk gewesen sein, die schon den Untergang Jerusalems im Jahre 587 v. Chr. vor Augen hatten. Sie hätten dann den Lesern klar machen wollen, warum es Juda und seiner Hauptstadt so ergangen ist: Die Menschen haben sich nicht an Gottes Wegweisung gehalten.
Vor- und nachgedacht...
Lügengötter, denen schon die Väter (und Mütter) nachliefen - gibt es sie noch heute? Beten wir heute noch selbstgemachte Götzen an? Solche, die Baruch im "Brief des Jeremia" (Baruch 6) mit beißendem Spott bedenkt? Solche, die der Psalm 115 als "Machwerk von Menschenhand" bezeichnet?
Die Beauftragten für Weltanschauungsfragen beider Großkirchen würden diese Frage bejahen. Und dies bei allem Respekt vor den Menschen, die zentral und nicht nur peripher auf Heilsteine und Bachblüten, auf die heilsame Wirkung ihrer Wohnungseinrichtung nach Feng-Shui-Gesichtspunkten, auf Engelsglauben und auf die Handauflegung einer Reiki-Meisterin, auf Tarot und Astrologie... setzen und im (vermeintlich christlich unterdrückten) Reinkarnationsglauben Halt und Trost finden.
Esoterische Orientierungen von Menschen weisen auch auf Defizite der Kirche hin. Die Attraktivität esoterischer Weltanschauungen hängt u. a. damit zusammen, dass Menschen ihr Leben als belastend, leidvoll, überfordernd und ungerecht erleben. Für sie könnte eine Wiederentdeckung prophetischer Gerechtigkeitspraxis in der Kirche eine Alternative werden.
Erika Kerstner
[Wer sich genauer orientieren möchte, findet im "Panorama der neuen Religiosität" eine Fülle von Informationen (Untertitel: Sinnsucher und Heilsversprechen zu Beginn des 21. Jahrhunderts, hrsg v. Reinhard Hempelmann u. a. im Auftrag der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen [EZW], Berlin 2001). Im Internet bietet die EZW ebenfalls Informationen an.]
Foto: Ursula Groß
Lust auf mehr?
Gott erwünscht?
Die Einhaltung der Menschenrechte
und der menschenwürdige Umgang
mit den Schwachen
ist der Gradmesser dafür,
ob Gottes Anwesenheit erwünscht ist.
Uschi Schedlik
"Hokus pokus", ...
... das ist der Inbegriff für Zauber schlechthin. Aber was steckt hinter diesem eigenartigen Wort? "Hoc est enim corpus meus." - "Dies ist mein Leib" - Die Wandlungsworte wurden zum "Hokus Pokus" verballhornt. Sie galten im Mittelalter nämlich als Inbegriff des Zaubers. Mit diesem Wort hatte man schließlich sogar Macht über Gott selbst. Man konnte damit ja machen, dass sich Brot in Gott verwandelt - wenn das nicht der Inbegriff allen Zauberns ist. -
Schon beim Lesen dieser Zeilen sträubt sich mir alles!
Wie konnte man so denken! Sakrament hat nichts mit Zauber zu tun. Wir müssen das Heil nicht erst auf die Erde zwingen. Gott hat es uns schon lange geschenkt - und im Sakrament feiern wir dieses Geschenk.
Deshalb gilt es auch allem zu wehren, was magischen Vorstellungen Vorschub leistet. Magie aber hat nichts mit Glaube zu tun. Zauber sucht Techniken, um sich das Unbekannte, das Geheimnisvolle gefügig, um das Göttliche beherrschbar zu machen.
Das aber ist das genaue Gegenteil von Glaube.
Jörg Sieger, aus: Lichtblick im Alltag