Weckruf - Wegruf
Mit dem Propheten Amos auf dem Weg
Begleitheft zum Amos-Prozess
Montag, 15. Juni (Amos 2,9-16)
Propheten werden stumm
Wieso? Weshalb? Warum? ...
Die Amoriter lebten vor den Israeliten in Palästina. In der Überlieferung galten sie als Riesen. Dass das schwache Israel jetzt im Land dieser übermächtigen Amoriter lebte, war für die Israeliten nur auf die wunderbare Fügung Gottes zurückzuführen. Historisch gesehen wurden die Amoriter von den Israeliten nicht auf einen Schlag besiegt. Es ist viel eher von einem Jahrhunderte langen Nebeneinanderher der Volksgemeinschaften in Palästina auszugehen. Erst unter König David (um 1000 v. Chr.) konnte Israel ein wirkliches Staatsgebilde mit festem Gebiet erhalten.
Die Zuhörer werden mit dem Anfang von allem konfrontiert: mit dem Herauf-Führen aus Ägypten. Der starke Jahwe hilft dem schwachen Israel. An diese tätige Zuwendung Jahwes haben die Propheten Samuel, Elija, Elischa... immer wieder erinnert. Jahwe stellt sich als jemand vor, der da ist und hilft. Nur dieser Hilfe verdanken die Mächtigen, die jetzt die Ohnmächtigen klein machen, Land und Existenz. Dabei müsste gerade Israel wissen, dass die Sache des hilfsbedürftigen Menschen die Sache Gottes ist.
Jahwe hat nach Amos einige Söhne zu Nasiräern berufen. Nasiräer haben einen lebenslänglichen oder zeitweisen Eid abgelegt, dass sie ein enthaltsames Leben führen wollen. Dazu gehörte, dass sie keinen Wein tranken. Damit wollten sie an das entbehrungsreiche Leben in der Wüstenzeit erinnern. Für ihre genusssüchtige Umgebung waren sie damit personifiziertes schlechtes Gewissen. Was lag darum näher, als sie zum Weingenuss zu verführen? Wenn sie nun Wein tranken, brachen sie damit ihr Gelübde und konnten nicht mehr Zeugnis für Jahwe ablegen. Damit war das Zeugnis ihrer Hingabe an Jahwe gebrochen und es verlor seine anklagende Schärfe.
Die zweite Hälfte von Vers 12 scheint später von der "Amos-Schule" dazugeschrieben worden zu sein. Hier wird im Rückblick auf die Ablehnug des Amos angespielt. Israel hat sich versündigt, weil es Propheten das Wort verboten hat.
Schon zwei Jahre nach dem Auftreten des Amos gab es in Israel ein großes Erdbeben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt werden sich die Menschen an Prophetenworte, wie sie in Vers 13 etwa überliefert sind, erinnert haben.
Vor- und nachgedacht...
prophetentum
moderne propheten
haben es nicht leicht
genauso wenig
wie die aus dem alten testament
in manchen ländern
werden sie auch
heute noch ermordet,
verschleppt
oder ins exil gezwungen
hier bei uns geht man
anders vor
wie viele der vordenker
sind wegbefördert worden
in ein repräsentierendes amt
wie viele sind in ihren parteien
kaltgestellt worden
wie viele sind als spinner
abgestempelt worden
manchen entzieht man sogar
die lehrerlaubnis
Uschi Schedlik
Lust auf mehr?
Berufskritiker
Wenn einer kommt und schimpft - auf die Strukturen oder die Obrigkeit - dann kann er sich des Beifalls sicher sein. Damit kann man immer landen. Man kann sogar davon leben. Und manche verdienen sich damit eine goldene Nase. Sie sind Berufskritiker geworden. Und sie beobachten mit Argusaugen, kritisieren alles und jeden - nur nicht ihre Leser, Zuschauer und schon gar nicht die Werbe-Inserenten. Über alle darf man nämlich herziehen, nur nicht über diejenigen, auf deren Geld man angewiesen ist. Wes Brot ich ess', des Lied ich sing'.
Das war schon immer so. Im Israel der Bibel gingen die Berufspropheten nach diesem Strickmuster vor. Sie redeten ihren Brötchengebern nach dem Mund und sagten, was man hören wollte. Ganz anders die Berufungspropheten, wie etwa der Prophet Amos. Er machte deutlich, dass sich deshalb nichts änderte, weil keiner bereit war auch nur irgendetwas - am allerwenigsten sich selbst - zu ändern. "Pack dich fort, iss' anderswo dein Brot und erzähl' deine Schauermärchen anderen", sagten die Menschen damals.
Würde er heute etwas anderes hören?
Jörg Sieger, aus: Lichtblick im Alltag
Noch mehr Infos
In den Versen 2,14-16 wird das gesamte Heer aufgelistet, das sein Leben nicht retten wird: der Schnelle, Starke, Tapfere, Schnellfüßige (die Infanterie); der Bogenschütze (die Artillerie), der Berittene oder wahrscheinlicher: der Lenker des Streitwagens (die Kavallerie), der Tapfere (der Offizier) und am Ende der Mannhafteste unter den Starken (der Generalstab).