Weckruf - Wegruf
Mit dem Propheten Amos auf dem Weg
Begleitheft zum Amos-Prozess
keine Umkehr
Wieso? Weshalb? Warum? ...
Bevor Amos das gesagt hat, hat vielleicht einer seiner Zuhörer eingeworfen: "Uns geht es doch gut, wir sind reich, die Wirtschaft boomt, unser Militär siegt ununterbrochen, so dass sich unser Land vergrößert hat. Was willst du mit deiner Schwarzmalerei?" Darauf sagt Amos, was Gott längst vorher schon alles hat geschehen lassen, ohne dass sie aufgewacht sind: es gab Hunger, Missernten und Dürre. Nichts hat sie dazu gebracht, umzukehren.
Foto: Jörg Sieger
Vor- und nachgedacht...
Millionen von Menschen hungern
seit Jahrzehnten.
Dürreperioden und Flutkatastrophen
haben ihre Existenz vernichtet.
Die Natur kollabiert, das Klima kippt.
Ihr seid nicht umgekehrt.
Die Armen flüchten.
Sie wollen in eine bessere Welt,
aber sie ist versperrt, die Welt,
in der es ein Überleben gibt!
Die Grenzen habt ihr dicht gemacht - in Europa.
Ihr habt nicht vor, umzukehren.
Uschi Schedlik
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Für den Alttestamenter Hans Walter Wolff ist dieser Text nicht von Amos, weil Amos die gegenwärtige Schuld Nordisraels immer vor die Heilstaten Jahwes in der Vergangenheit stellt. Der Autor von Amos 4,6-8 jedoch erinnert nicht an die Heilstaten Jahwes, sondern an die Züchtigungen Jahwes (Hunger und Dürre), auf die das Volk nicht mit Umkehr zu Jahwe reagiert. Erst zur Zeit der Propheten Hosea und Jesaja und zur Zeit der Deuteronomisten kam der hier vorgetragene Gedanke auf, dass Jahwe Gericht und Strafe verhängt, um die Umkehr zu Jahwe zu bewirken.
Außerdem wird - nach Hans Walter Wolff - von Amos die Schuld Israels nie in einer Verstockung gegenüber den Züchtigungen Jahwes gesehen, sondern im Verbrechen gegenüber dem Nächsten.
Vermutlich stammt dieser Text von Menschen, die sich in der joschijanischen Reform (622 v. Chr.) engagierten. Dort ging es darum, den Jahweglauben von dem Glauben an Fremdgötter zu reinigen. Das Thema "Umkehr zu Jahwe" und Abkehr von den Fremdgöttern war in der Reform des Königs Joschija ein dringendes Anliegen. Zur Zeit des Königs Joschija waren die Assyrer bereits 100 Jahre im Nordreich. Sie hatten ihre Götter mitgebracht, die auch - neben den kanaanäischen Göttern - Zugang zum Heiligtum in Bet-El bekamen.