Die Bibel
Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...
Resümee ⋅1⋅
Damit bin ich am Ende dieser Zusammenstellung der zentralen Themen des Alten Testamentes. Ich hoffe, dass nicht nur die Bedeutung einzelner alttestamentlicher Aussagen deutlich geworden ist. Ich hoffe, dass zwischen den Zeilen auch klar geworden ist, dass das Neue Testament bei aller Überbietung des Alten, tief in diesem Ersten Testament verwurzelt ist.
Die Schriften des Ersten Testamentes sind die Bibel Jesu und der Apostel.
Und so kann man wohl das Wort des Apostels Paulus aus dem Römerbrief, das er in seinem Zusammenhang für das Verhältnis von Juden und Heiden gebraucht, durchaus auch auf das Verhältnis der beiden Testamente anwenden:
"Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich." (Röm 11,18.)
Ich hoffe, dass auch deutlich geworden ist, dass man die Schrift als Wort Gottes nicht wie einen Katechismus oder ein dogmatisches Lehrbuch lesen kann.
So notwendig unserer abendländischen Mentalität eine Systematisierung auf allen Wissensgebieten erscheint, mit dieser Haltung können wir uns der Bibel nur sehr bedingt nähern. Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass Gottes Offenbarung, wie sie uns in der Schrift vorliegt, in eine andere Zeit und einen anderen Raum hinein erging. Wenn wir diese Aussagen in unser Denken und unser Sprechen übersetzen möchten, dann müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass wir zuvor selbst übersetzen müssen, übersetzen an das Ufer Israels. Die Schriften des Alten Testamentes sind nur aus der ihnen eigenen Gedankenwelt heraus, aus dem Denken heraus, das ihnen selbst inne ist, zu verstehen.
Ich habe auf diesen Seiten versucht, diesen Weg des Hinübersetzens in die Gedankenwelt Israels zu gehen. Ich habe versucht an einzelnen Zeugnissen gleichsam entlangzugehen und den Reichtum, der in ihren Bildern liegt, zumindest erahnbar zu machen.
Vieles ist natürlich offen geblieben. Vieles wäre noch zu sagen. Ich hoffe, dass dennoch zumindest ein Einblick in die Grundthemen des Alten Testamentes ermöglicht wurde.
Und im Grunde ist es ja immer wieder ein einziges Thema, dass das große Grundthema des ganzen Alten Testamentes abgibt. Dieses Grundthema lautet letztlich:
"Jahwe".
Gott hat sich in seiner Namensoffenbarung (Ex 3) Israel als dem Repräsentanten der ganzen Menschheit angesagt - und damit zugleich zugesagt - als der Gott der Vergangenheit, der Gott der Gegenwart und - vor allem anderen - als der Gott der Zukunft.
Diese Zukunft vergegenwärtigt uns die Bibel in einer Fülle von "Bildaussagen"; Bildern, die jeweils das kommende göttliche Handeln anschaubar machen möchten. Es werden auf diese Art und Weise zwar immer nur gleichsam Facetten von Gott angeleuchtet, doch in jeder von ihnen begegnet uns letztlich dieser Gott des unbegrenzten - uns bald erschauern lassenden, bald faszinierenden - "Selbstengagements". Ein Gott, der selbst die "absolute Zukunft" der Welt und der Geschichte und somit auch unserer eigenen Existenz sein will.
Wir haben - so hoffe ich - in den zurückliegenden Wochen etwas von diesem Gott verspürt. Und wir haben auch etwas davon vernommen, wie man diesem bundeswilligen Gott letztlich als "bund-gerechter" Partner begegnen kann: Indem man ihm seinen Bundeswillen nämlich glaubt und indem man dann, geleitet von seiner Bundesweisung, vor ihm wandelt.
Und diese Bundesweisung haben wir ja ebenfalls kennengelernt. Am prägnantesten wird sie wohl vom Propheten Micha zusammengefasst. Und mit einem Zitat aus seinem Buch möchte ich daher auch schließen. Ich zitiere aus dem 6. Kapitel des Propheten Micha, Vers 8. Dort heißt es:
"Was gut ist, ward dir gesagt, o Mensch, und was Jahwe von dir fordert: nichts als Recht tun und die Güte lieben und in Dienmut wandern mit deinem Gott." (Mi 6,8.)
Anmerkung