Die Bibel
Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...
Der Glaube - Grundforderung des Alten Testamentes? ⋅1⋅
Aus der Betrachtung von Gen 15,1-6 haben wir nun entnommen, dass der Glaube für das rechte Verhältnis des Menschen zu Gott etwas Fundamentales ist.
Wenn das so ist, dann muss man sich aber wundern, warum das Alte Testament diesen Glauben scheinbar nirgendwo direkt einfordert. Seiner Bedeutung entsprechend, müsste er dann ja eigentlich als erstes Gebot der Bundescharta genannt werden. Das ist aber nicht der Fall. Der Glaube wird im Dekalog sogar nicht einmal eigens thematisiert.
Daraus aber schon die Folgerung zu ziehen, das Alte Testament würde den Glauben nicht direkt fordern, wäre übereilt. Und das wird im Blick auf die Verkündigung der Propheten sehr schnell deutlich.
Der erste göttliche Auftrag der Propheten war ja durchweg, dem Volk bewusst zu machen, was Gottes Willensoffenbarung eigentlich bedeutete. Und sie verkündeten daher immer wieder, dass das 1. Gebot des Dekalogs, weit mehr bedeutete, als das Verbot zu anderen Göttern abzufallen.
Wenn Gott sagt...
"Du wirst keine fremden Götter haben als mich" (Ex 20,3) ⋅2⋅
... dann impliziert diese Weisung auch, dass Israel einzig und allein auf diesen Gott bauen soll. Ihm soll es glauben, ihm soll es trauen. Denn wenn es das Heil in Bündnissen mit fremden Mächten sucht oder auf eigene Machtmittel vertraut, dann wird es nicht bestehen können.
Genau dies hat der Prophet Hosea (ab 750 v. Chr.) im Nordreich verkündigt. ⋅3⋅ Und der Prophet Jesaja (ab 740 v. Chr.) brachte diese Botschaft - beinahe zur gleichen Zeit - der Stadt Jerusalem und dem Südreich.
Vor allem zwei authentische Jesajatexte möchte ich in diesem Zusammenhang betrachten: Jes 7,1-9 und Jes 31,1-3. Beide Texte machen deutlich, dass das Vertrauen auf Jahwe, das Sich-in-ihm-Festmachen tatsächlich die Grundforderung des Bundescharta darstellt.
Anmerkungen