Die Bibel

Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...


Weiter-ButtonZurück-Button Zur Rolle der Urgeschichte in der Bibel ⋅1⋅

Am Ende unserer Betrachtungen über den Glauben in den biblischen Büchern und am Ende des Überblicks über die zentralen Themen des Alten Testamentes möchte ich nun noch ein Wort über den "Unglauben" verlieren.

Ich möchte das deshalb tun, weil das die Bedeutung des "Glaubens", wie wir sie oben erhoben haben, nur noch einmal von einer anderen Seite her unterstreicht.

Unglaube ist - biblisch gesprochen - nämlich die eigentliche Ursünde des Menschen. Damit möchte ich auf einen weitverbreiteten Irrtum eingehen. Die Sünde kam ja gemäß unzähliger Interpretationen dadurch in die Welt, dass der Mensch Gott nicht gehorsam gewesen ist. Der Ungehorsam wäre nach dieser Auffassung dann ja die eigentliche Ursünde des Menschen.

Ich möchte daher abschließend einen Blick auf Gen 3 werfen und ich denke, dass dadurch deutlich werden wird, dass die wirkliche Ursünde des Menschen der Unglaube darstellt.

Wir blicken nun also, wie bereits ganz zu Beginn dieser Darstellung noch einmal auf die Urgeschichte, wie sie in der Genesis dargestellt wird.

Solche "Urgeschichten" begegnen uns ja in der Überlieferung aller alten Völker. Dort wurden die Anfänge der Menschheit in den Menschenschöpfungsmythen beschworen.

Diese Mythen, mit denen Israel bereits sehr früh konfrontiert wurde, brachten nun natürlich eine Fülle von Anfragen an den Glauben des Gottesvolkes. Israel wich diesen Fragen nicht aus, sondern setzte sich mit ihnen auseinander.

Diese Auseinandersetzung mit den Mythen der Umwelt führte man dabei folgerichtig in der gleichen Sprache, in der "mythischen" Sprache nämlich.

Nur einen Kernpunkt, der zu den alten Mythen eigentlich immer gleichsam unabdingbar notwendig dazugehörte, veränderte man dabei. Eine regelrechte "Göttergeschichte", die von der Zugehörigkeit der Gottheit zu einem "Götterstaat" als einem Teil des Alls berichtete, war für die Theologen Israels natürlich völlig inakzeptabel.

Wenn sich Israel auf eine Schilderung des "Urgeschehens" in mythischer Sprache einlassen wollte, dann musste diese Schilderung demnach von allen Aspekten einer solchen "Göttergeschichte" gereinigt werden.

Das hat nun der Autor von Gen 2-3 geleistet. Er hat aus verschiedenen ihm vorliegenden Überlieferungen das ausgewählt und entsprechend umgestaltet, was ihm geeignet erschien die Ursprünge und die Ur-Situation der Menschheit auf dem Hintergrund des Jahwe-Glaubens zu schildern.

So entstand die dramatische biblische Szenenfolge, die in Gen 2-3 seit dieser Zeit Israel und uns mit ihrer bildhaften Eindrücklichkeit vor Augen steht.

Weiter-ButtonZurück-ButtonAnmerkung

1 Vgl.: Alfons Deissler, Biblisch glauben! (Freiburg i. Br. 1982) 38-39. Zur Anmerkung Button