Die Bibel
Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...
Die Entfaltung des Auferweckungsglaubens bis zur Zeit Jesu ⋅1⋅
- 1. Das vierte Gottesknechtslied
- 2. Die "große Jesaja-Apokalypse"
- 3. Das Buch Daniel
- 4. Das zweite Makkabäer-Buch
- 5. Die neutestamentliche Zeit
Ps 16 und Ps 73 sind nur zwei Beispiele, die noch um weitere Stellen vermehrt werden müssten. Ich möchte es aber hier dabei bewenden lassen. Schon diese beiden Psalmen zeigen uns, wie einzelne Beter der späten Jahwe-Gemeinde langsam erahnt haben, dass die ihnen von Gott gewährte Bundesgemeinschaft auch das Sterben überdauert, dass sie letztlich unzerstörbar ist.
Blicken wir nun über die Psalmen hinaus auf die weitere Entfaltung des Auferweckungsglaubens bis in die neutestamentliche Zeit hinein. Zwei Stellen haben wir ja bereits eingehender untersucht.
1. Das vierte Gottesknechtslied
Neben den Bekenntnissen in den Psalmen kündet sich der Glaube an die "Auferweckung der Toten" schließlich auch schon im vierten Gottesknechtlied an. Dort wird sie ja im Blick auf den Gerechten, der für die Vielen leidet, ebenfalls anvisiert - wir haben diesen Text oben ja genauer betrachtet.
2. Die "große Jesaja-Apokalypse"
Und in der spät anzusetzenden "großen Jesaja-Apokalypse" (Jes 24-27) haben wir ebenfalls bereits einen Hinweis darauf gefunden, dass sich die Botschaft vom Tod, dem seine Macht genommen wird, immer stärker ankündigt. Das Los der Verstorbenen wird am Ende gewandelt werden.
3. Das Buch Daniel
Ausdrücklich wird dieses Sprechen von der "Auferweckung der Toten" aber erst in der Makkabäerzeit. Dan 12,1-3 formuliert:
"Viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zu ewigem Leben, die anderen zu ewiger Schande. Da werden die Einsichtigen leuchten wie der Glanz des Firmamentes, und die, welche viele zur Gerechtigkeit geführt, (leuchten) wie die Sterne in alle Ewigkeit!" (Dan 12,2-3.)
Natürlich geht es Daniel vorab um die gesetzestreuen Märtyrer, die am Ende der Tage belohnt werden und in besonderer Weise an der Herrlichkeit Gottes teilhaben dürfen. Dan 12,2 ist insgesamt aber universaler angelegt. Er greift vom Text her über diesen "Märtyrer-Zusammenhang" hinaus. Es werden hier ja einfachhin die "Guten" und die "Bösen" einander gegenübergestellt. Damit bringt das Buch Daniel den Gedanken ein, dass der zukünftige Äon die Umkehrung der Verhältnisse in unserer Welt bringen wird. Das Ende ist also bestimmt durch das Glücken der "Bund-Getreuen" und das Scheitern der "Gottlosen".
4. Das zweite Makkabäer-Buch
Im zweiten Makkabäer-Buch haben wir dann ein Zeugnis des Glaubens vor uns, wie er uns im 1. Jahrhundert v. Chr. begegnet. Hier erwächst aus der Hoffnung auf eine Auferstehung ⋅2⋅ bereits die Kraft, alle Todesleiden dieser Zeit zu übernehmen und durchzustehen.
In diesem Buch begegnet uns im übrigen auch zum erstenmal die Vorstellung von einem Zwischenzustand zwischen Tod und Auferweckung. Aus diesem Zwischenzustand gibt es nach Aufweis des zweiten Makkabäer-Buches eine Erlösung durch die Sündopfer und das Gebet der Hinterbliebenen (2 Makk 12,43-45).
Diese Glaubensüberzeugung von einer die Todesschranke durchbrechenden Zukunft des Menschen in Gott, wie sie sich im zweiten Makkabäer-Buch endgültig artikuliert, reicht dann bereits hinüber ins Neue Testament.
5. Die neutestamentliche Zeit
Der Glaube an eine Auferweckung der Toten breitete sich insbesondere in der Schule der Pharisäer immer mehr aus. So war er zur Zeit Jesu bereits fester Bestandteil ihres Credos. Ganz im Gegensatz zu den Sadduzäern etwa, die sowohl die Auferstehung als auch die Unsterblichkeit leugneten (vgl.: Mt 22,23-33 par; Apg 23,8). Die Sadduzäer betrachteten ja lediglich die Tora des Mose als Heilige Schrift und dort wird davon schließlich nicht gehandelt.
Nichtsdestoweniger ist der Glaube an die Auferweckung zur Zeit Jesu in Israel präsent. Und bezogen auf Jesus Christus bekommt er nun eine ganz neue Dimension. Er gelangt nun letztlich zu seiner vollen Entfaltung.
Anmerkungen