Die Bibel

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Weiter-ButtonZurück-Button Das hebräische Wort für "glauben" ⋅1⋅

1.  Zur Etymologie von "glauben"

Das hebräische Verbum וְהֶאֱמִן ["we>æmin"], das in diesem Satz verwendet wird, wird bei uns normalerweise mit "glauben" übersetzt. Abraham glaubte Gott.

הֶאֱמִין ["hæ>æmin"] ist dabei der Hiphil von אמן [">aman"], ein Wort, das in seiner Grundbedeutung "stützen" oder "tragen" bedeutet. Im Niphal bekommt es dann die Bedeutung "dauerhaft" oder "beständig sein".

Das bekannte hebräische Wort "Amen" ist von dieser Wortwurzel abgeleitet. Und  אָמֵן [">amen"] heißt demnach eigentlich soviel wie: "Das steht fest!", "So ist es!"

Der Hiphil von אמן [">aman"], bedeutet nun wörtlich: "sich festmachen", "Stand nehmen". Das Wort wird daher auch sehr häufig mit dem hebräischen Partikel בְ ["be"] konstruiert, der im Deutschen mit "in" wiederzugeben ist; also "sich festmachen in".

Gen 15,6 ist demnach am treffendsten zu übersetzen mit:

"Er machte sich fest in Jahwe." (Gen 15,6.)

Oder auch:

"Er nahm Stand in Jahwe." (Gen 15,6.)

Abraham machte also das Verheißungswort Jahwes zu einem Fundament, auf dem er stehen konnte, zum Fundament seines Lebens.

2. Dativ und Akkusativ

Dadurch wird bereits deutlich, dass Glauben in der Bibel mehr ist, als ein Fürwahrhalten von Inhalten. Glauben ist ein Akt, der den gesamten Menschen umfasst. Und dieser Akt bezieht sich zuerst und zunächst auf einen anderen. Auf den nämlich, dem man etwas glaubt.

Glauben ist demnach ein Akt von Person zu Person und damit weit mehr als ein "Führwahrhalten von Glaubenswahrheiten". Es ist ein zutiefst personales Geschehen.

In der Bibel heißt Glauben demnach immer zuerst "ich glaube dir". Das uns weit mehr vertraute "ich glaube, dass..." ist dann erst in zweiter Linie wichtig. Der erste Kasus des Verbums "glauben" ist daher der Dativ und nicht der Akkusativ.

Das Erst-Entscheidende am Glauben kann darum kein Verzeichnis von Glaubenssätzen und damit auch kein Lehrgebäude sein, so wichtig das dann im zweiten Rang auch werden mag. Das Erst-Entscheidende am Glauben ist die personale Beziehung zu diesem Gott.

Die weithin übliche akkusativische Glaubensformel "ich glaube, dass..." ist daher biblisch betrachtet für sich allein genommen mangelhaft.

Sie führt darüber hinaus in den meisten indogermanischen Sprachen auch zu einem möglicherweise folgenschweren Missverständnis. Denn in diesen Sprachen kann "ich glaube, dass..." im allgemeinen Sprachgebrauch meist auch ganz einfach "meinen" bedeuten.

Deshalb muss sich der Offenbarungsglaube zuallererst im Dativ artikulieren. Zuerst: "Ich glaube dir!" Ich glaube dir, dem lebendigen Gott! Und dann, in zweiter Linie: ich glaube dir dies und dies und dies.

Weiter-ButtonZurück-ButtonAnmerkung

1 Vgl.: Alfons Deissler, Biblisch glauben! (Freiburg i. Br. 1982) 24. Zur Anmerkung Button