Die Bibel

Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...


Weiter-ButtonZurück-Button "Mysterium tremendum" und "mysterium fascinosum"

Neben der Alleinzigkeit Gottes haben wir nun also bereits den Aspekt der Unwelthaftigkeit und der Personalität Gottes beleuchtet.

Unwelthaftigkeit und Personaltät gehören dabei im Blick auf Jahwe immer zusammen. Nach außen hin ist er völlige Unabhängigkeit von allem Außergöttlichen. Nach innen ist er die unbegrenzte Selbstverfügungsmacht über sich selbst, also die Freiheit schlechthin. Jahwe ist also "göttliche Freiheit in Person".

Nun kommen wir zu einem weiteren Aspekt, der ebenfalls ganz eng mit diesen Facetten der biblischen Botschaft von Gott zusammenhängt. Dieser Gott, der "göttliche Freiheit in Person" ist, hat nämlich nach dem Zeugnis der Bibel in dieser absoluten Selbstverfügbarkeit sein Wesen selbst "verfasst" als ein Gottsein für die Welt und für den Menschen. Diese Selbstverfassung Gottes auf Welt und Mensch hin, das ist nun die Mitte aller biblischen Gottesbotschaft; die Botschaft von Jahwe als Gott für Welt und Mensch.

Die Welttranszendenz, die Unwelthaftigkeit und die Nie-Erreichbarkeit Jahwes, die wir bisher beleuchtet haben, sind dabei so etwas wie die dunkle Folie der alttestamentlichen Gottesbotschaft. Sie stellen das "mysterium tremendum" dar, das furchteinflößende Geheimnis Gottes. Das ist aber nur eine Seite Jahwes.

Auf dieser Folie zeichnet sich nun die Zuwendung Gottes zum Menschen nur um so heller ab. Diese Zuwendung Gottes zum Menschen bildet das "mysterium fascinosum", das faszinierende Geheimnis Jahwes.

Der welttranszendente Gott transzendiert sich in seiner personalen Freiheit selbst auf Welt und Mensch hin.

Hier wird eine Grundahnung der Mythen aufgegriffen. Schon in den antiken Mythologien hat man ja zum Ausdruck gebracht, dass der göttliche Bereich und das welthafte Dasein in einer ganz engen Verbindung miteinander stehen.

Diese enge Verbindung zwischen dem Bereich Gottes und dem Bereich der Menschen bezeugt nun auch die Bibel. Aber sie spricht nicht davon, dass dies eine von vorneherein feststehende Gegebenheit sei - und das ist der große Unterschied zu den Mythen. Dort sind Götter und Menschen aufeinander verwiesen und angewiesen.

Dass es eine Verbindung zwischen göttlichem Bereich und welthaftem Dasein gibt, ist - nach Auskunft der Bibel - vielmehr einzig und allein auf die freie Wahl Gottes zurückzuführen. Das Band zwischen Gott und der Welt ist ein Band, das Gott in Freiheit selbst geknotet hat.

Des Menschen religiöses Denken und Tun ist demnach lediglich eine "Antwort" auf dieses vorgängige "Grundwort" des Offenbarungsgottes.

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