Die Bibel
Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...
Die Gewährung der Unsterblichkeit als Heilstat des Bundesgottes ⋅1⋅
- 1. Die Durchbrechung des Todes als Heilstat Gottes
- 2. Die Rolle der alexandrinischen Juden
- 3. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod im Buch der Weisheit
- 4. Der Mensch - kein Kompositum aus Leib und unsterblicher Seele
Er bleibt aber genaugenommen immer ein Glaube an eine "Auferweckung". Strenggenommen handelt es sich nie um einen Glauben an eine "Auferstehung".
1. Die Durchbrechung des Todes als Heilstat Gottes
Im rein jüdischen Milieu bleibt immer klar, dass die "Unsterblichkeit", das Leben nach dem Tod, immer eine Heilstat des Bundesgottes ist. Dass der Tod durchbrochen wird, ist immer Tat Gottes, nie etwas, was aus sich selbst heraus geschieht.
Der Glaube an einen Automatismus des Fortbestehens nach dem Tod, etwa im Sinne einer unsterblichen Seele, die einfach nicht im Tod bleiben kann, sondern gleichsam von sich aus wieder aufersteht, ist dem Israeliten völlig fremd.
Die Überzeugung, nicht im Tod zu bleiben, entsteht in Israel ja erst aus dem Glauben, dass Gott seinem Bundesverhältnis entsprechend den Menschen nicht einfach fallen lässt. Er steht treu zu seinem Geschöpf. Die Unsterblichkeit dieses Geschöpfes ist daher aber auch immer und einzig allein Heilstat dieses Bundesgottes.
2. Die Rolle der alexandrinischen Juden
Lediglich im hellenistisch durchgeprägten alexandrinischen Judentum denken manche Juden, wie etwa Philo oder Flavius Josephus gleichsam in der Kielspur des Platonismus. Hier wird die Unzerstörbarkeit der Seele des Menschen dann bereits zu einem vom Schöpfer von Anfang an eingestifteten Gut.
3. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod im Buch der Weisheit
Dieses Denken scheint auch im biblischen Buch der "Weisheit", der spätesten deuterokanonischen Schrift, die vermutlich erst gegen Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. entstanden ist, zum Zuge zu kommen.
Doch besteht darüber keine Einigkeit. Es gibt viele Exegeten, die die Meinung vertreten, dass auch im Buch der Weisheit, trotz seines starken hellenistischen Kolorits, ganz der frühjüdische Auferweckungsglaube im Hintergrund steht.
Ohne Zweifel ist nämlich auch im Buch der Weisheit der Mensch nicht ein Kompositum aus einer unsterblichen Geistseele und einem sterblichen Leib. Er ist auch hier, wie überall im Alten Testament "personalisierte Leiblichkeit".
Dieses Bild vom Menschen, wie es im Alten Testament vorwaltet, muss man immer im Hinterkopf behalten, wenn man beim Sprechen von der Auferweckung der Toten, biblisch betrachtet, nicht in ein falsches Fahrwasser geraten möchte.
4. Der Mensch - kein Kompositum aus Leib und unsterblicher Seele
Das "Leibliche" ist für den Menschen im Alten Testament schließlich so wesentlich, dass diese Leiblichkeit auch in seine letztgültige Existenz eingehen muss.
Wo demnach im Alten Testament von dieser letztgültigen Existenz, von diesem Leben nach dem Tod, die Rede ist, da ist die "leibhaftige" Erweckung der Verstorbenen immer Voraussetzung für diese Existenz. Das ewige Leben im Horizont der Botschaft des Alten Testamentes ist daher immer Leben in einem irgendwie gearteten Leib, leibhaftige Existenz.
Nicht umsonst mündet unser Glaubensbekenntnis zuerst in den Glaubenssatz von der "Auferstehung der Toten" bzw. genauer von der "Auferweckung des Fleisches" und dann erst in den Satz vom "Leben in der kommenden Welt".
Anmerkung